Frühjahrsputz

Expertin weiß: „Wer aufräumt, bestimmt sein Leben“

| Lesedauer: 4 Minuten
Annette Kuhn
Vera Jansen-Cornette ist professionelle Aufräumerin.

Vera Jansen-Cornette ist professionelle Aufräumerin.

Foto: Sabine Gudath

Frühlingsbeginn ist Zeit für einen Frühjahrsputz. Eine professionelle Aufräumerin erklärt, wieso der wichtig ist.

Mit Frühlingsbeginn wird es Zeit für den Frühjahrsputz. Dabei geht es meist nicht nur darum, die Fenster vom Staub und die Wohnung von Wollmäusen zu befreien, sondern auch darum, Ordnung ins Zuhause und damit ins Leben zu bringen. Wie das geht, weiß Vera Jansen-Cornette. Die 51-Jährige nennt sich „Aufräumerin“ und betreibt das „Berliner Büro für Ordnung.“

Berliner Morgenpost: Woher kommt das Bedürfnis zum Frühlingsputz?

Vera Jansen-Cornette: Das liegt in der Natur. Wenn die Tage länger werden, wenn draußen die ersten Blumen blühen, dann will man das Licht und die Farbe auch in die Wohnung lassen. Und es hat auch mit unserer Kultur zu tun. Im Frühjahr kommen die Tiere wieder aus dem Stall auf die Weide, und die Heizperiode endet. Beides ist für Berlin heute kein großes Thema, aber daher rührt die Tradition des Frühjahrsputzes. Früher war das die Gelegenheit, den Stall von Mist und die Wohnung von Kohlendreck zu befreien.

Sonst muss man beim Putzen ja oft seinen Schweinehund überwinden. Wo ist er jetzt?

Man will sich auf den Sommer vorbereiten und Platz für Neues schaffen. Dazu gehört, sich von Altem zu befreien, zum Beispiel von der Winterdeko. Dieser Impuls ist stärker als der Schweinehund.

Was bewirken Aufräumen und Frühjahrsputz?

Wer aufräumt, bestimmt sein Leben. Ich nehme Dinge in die Hand und fälle eine Entscheidung, was mit ihnen passiert. Dieses Bilanzieren tut gut. Wenn ich zum Beispiel noch ein Kleid Größe 36 im Schrank habe, aber inzwischen Größe 42 trage, dann ist es unwahrscheinlich, dass ich irgendwann wieder in das Kleid passe. Das Wissen macht mich doch nur unglücklich. Aufräumen ist anstrengend, aber hinterher fühle ich mich gut, weil ich loslasse, weil ich mit einem Kapitel meines Lebens abschließe. Und der Frühjahrsputz tut gut, weil ich schnell Ergebnisse sehe. Und obendrein kann ich das Putzen ja auch als Workout betreiben, Bauch rein, Schultern zurück.

Ist es mit einem Frühjahrsputz bis zum nächsten Jahr getan?

Einmal im Jahr eine gründliche Reinigung in der Wohnung mit Fensterputzen reicht, finde ich. Aufräumen sollte man aber kontinuierlich und mit System, sonst sammelt sich schnell zu viel an.

Kann Putzen und Aufräumen auch zwanghaft werden?

Ja, natürlich. Anzeichen sind da, wenn das Kontrollbedürfnis immer größer wird. Und wenn ich nicht für mich putze, sondern weil es zum Beispiel den Werten der Nachbarn entspricht. In Berlin spielt das aber nicht so eine große Rolle,

Betreiben Frauen und Männer den Frühjahrsputz gleich?

Männer lieben technische Geräte und sind schneller bereit, sie zu kaufen. Mit Läppchen und einem Eimer Wasser können sie wenig anfangen. Wenn sie sagen, sie putzen, haben sie mindestens einen Staubsauger in der Hand, besser noch einen Hochdruckreiniger. Das Kärchern ist für sie die Königsdisziplin. Und auch beim Aufräumen gibt es einen Unterschied: Männer sind meist toleranter ihrer Unordnung gegenüber. Es stört sie auch weniger, mit Dingen zu leben, die sie längst nicht mehr benutzen. Wenn zum Beispiel der Mixer kaputt ist, kaufen sie zwar einen neuen, entsorgen den alten aber nicht, sondern bringen ihn in den Keller mit dem Kommentar: „Den kann man ja noch reparieren.“ Da sind Frauen meist radikaler.

Haben Sie Tipps für den Frühlingsputz?

Nie Fenster putzen, wenn die Sonne scheint. Dann ist das Glas heiß, der Reiniger trocknet zu schnell, und es gibt Streifen. Und man sollte nur Putzmittel verwenden, deren Geruch man mag. Und wenn man sich beim Aufräumen von manchen Dingen nicht gleich trennen mag, kann man sie erst mal in eine „Weiß-nicht-Kiste“ packen. Wenn man die ein paar Monate später wieder hervorholt, fällt die Trennung oft leichter.

Haben Sie schon Ihren Frühjahrsputz erledigt?

Ja, den mache ich immer Anfang März. Der dicke Wintermantel ist auch schon weggeräumt.