Berlin. Die Berliner Polizei will künftig auch die gefühlte Sicherheit in der Hauptstadt erforschen. Das hat Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Rande des Innenausschusses im Abgeordnetenhaus angekündigt. Dafür will die Behörde auch mit Forschern der Humboldt-Universität (HU) zusammenarbeiten.
Die Untersuchung soll im Zuge einer „Dunkelfeldstudie“ unter Führung des Bundeskriminalamtes (BKA) erstellt werden. Dabei sollen zufällig ausgewählte Berliner zum Thema Kriminalität befragt werden. Das Projekt sei bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, sagte Slowik. Erste Ergebnisse der Dunkelfeldstudie will die Behörden-Chefin im kommenden Jahr präsentieren. Geplant sei, so Slowik weiter, diese Dunkelfeldstudien dann im Zwei-Jahre-Turnus anfertigen zu lassen.
Hellfeld- und Dunkelfeldstudien übereinanderlegen
Für die Polizei ist das ein völlig neuer Weg. Normalerweise veröffentlicht die Behörde jedes Jahr die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS). Darin werden für die unterschiedlichen Deliktbereiche die angezeigten Straftaten erfasst. An der Statistik gibt es unter anderem auch deshalb Kritik, weil es sich dabei um Hellfeld-Auswertungen handelt. Das heißt: In der Statistik landet nur, was auch angezeigt wird.
Wem aber die Tasche gestohlen wird und dann keine Anzeige erstattet, landet auch nicht in der Statistik. Kritiker sagen, dass man Hellfeld- und Dunkelfeldstudien übereinanderlegen müsste, um verlässlichere Aussagen darüber treffen zu können, wie sicher oder unsicher eine Stadt tatsächlich ist.
Ergebnisse soziologisch auswerten
Bei der Umfrage sollen die zufällig ausgewählten Berliner beispielsweise gefragt werden, ob sie im zurückliegenden Jahr Opfer von Kriminalität geworden seien und ob sie das auch angezeigt hätten. Polizeipräsidentin Slowik will die Ergebnisse dann zusätzlich noch von Wissenschaftlern der HU soziologisch auswerten lassen und so ein Bild über die gefühlte Sicherheit in der Hauptstadt bekommen. Das wäre, sagen Innenexperten, ein völlig neuer Ansatz in der Polizeiarbeit. Ähnliche Ansätze gibt es etwa beim Landeskriminalamt Niedersachsen.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte die Pläne der Polizeipräsidentin. GdP-Sprecher Benjamin Jendro sagt der Berliner Morgenpost auf Nachfrage: „Eine Dunkelfeldstudie kann definitiv Sinn machen, weil sich dadurch Rückschlüsse für die tägliche Polizeiarbeit ergeben können.“
Natürlich werde damit nicht geklärt, wie hoch die Zahlen der einzelnen Kriminalitätsphänomene wirklich seien. „Wenn die Ergebnisse aber sachlich eingeordnet werden und in diesem Kontext auch beachtet wird, dass subjektive Äußerungen durch Berichterstattung und andere Faktoren beeinflusst werden können, reden wir über ein nützliches Instrument“, sagte Jendro weiter. Eine derartige Studie könnte den Sicherheitsbehörden als Marker dienen.
Der innenpolitische Sprecher der Linken, Niklas Schrader, warnte unterdessen, dass auch eine Dunkelfeldstudie keine Aussage darüber treffen könne, wie hoch die tatsächliche Anzahl der Straftaten in einer Stadt sei. Aber man bekomme einen besseren Einblick über das Sicherheitsgefühl und Opferzahlen.