Berlin. Die CDU und Clubvertreter fordern, sich an London zu orientieren, damit Clubs nicht aus der Innenstadt verschwinden.
Geht es um Lärmschutz, soll Berlin sich London zum Vorbild nehmen. Das fordern der CDU-Politiker Christian Goiny und die Vertretung der Berliner Clubs, die Clubcommission. Weil die Stadt sich verdichtet, wachsen Wohnungen immer näher an die Clubs heran. Die Folge: Es kommt zu Lärmbeschwerden, bei denen am Ende meist die Clubs verlieren. Das Zauberwort: das Agent-of-Change-Prinzip.
Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan will so seit vergangenem Jahr die Schließung weiterer Musikclubs verhindern. Denn die Situation in London war für Musikstätten noch prekärer als in Berlin: jährlich schlossen bis zu 80 Kulturorte. Khan führte deshalb das neue Stadtentwicklungsprinzip ein.
Es verlagert die Verantwortung für den Lärmschutz: Investoren und Projektplaner, die in lärmbelasteten Gebieten bauen, müssen in der britischen Metropole seitdem den Lärmschutz besonders berücksichtigen. CDU-Mann Goiny, clubpolitischer Sprecher seiner Fraktion, hält das auch für Berlin für notwendig: „Bei heranrückender Wohnbebauung muss man den Bauherren aufgeben, dass sie entsprechenden Schallschutz schaffen“, sagte er der Berliner Morgenpost. „Die Idee, dass es 24 Stunden ruhig ist, ist sowieso eine irrige Vorstellung in einer Stadt wie Berlin.“
Maßnahmen bereits in der Entwurfsphase
Kommt das Agent-Of-Change-Prinzip nach Londoner Vorbild, müssten Bauherren bestehende Lärmquellen bei der Planung von Wohngebäuden beachten. Bereits in der Entwurfsphase müssen Maßnahmen vorgelegt werden, potenzielle Lärmbeschwerden minimieren. Wohnbauten müssten durch Abschirmung, Innenausbau, Schalldämmung und Isolierung von Lärmquellen wie Clubs abgeschirmt sein.
Für die Vertreter der Clubs würde ein Umdenken in der Stadtentwicklungspolitik um einiges leichter werden. Bislang sind Clubs, die teils sei Jahrzehnten existieren, in der Bringschuld, wenn neue Nachbarn sich beschweren. Pamela Schobeß, Sprecherin der Clubcommission, fordert von der Landespolitik deshalb ein Umdenken. „London kann, was den Lärmschutz angeht, ein Vorbild sein.“ Allerdings stößt die Forderung in der zuständigen Senatsverwaltung bislang auf wenig Gegenliebe, heißt es von Politikern der Regierungskoalition.
Schallschutzfonds von Verwaltung aufgelegt
Im vergangenen Jahr hatte die Verwaltung von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) einen Schallschutzfonds aufgelegt. Der Fonds ist ausgestattet mit einer Million Euro und soll verhindern, dass Musikstätten schließen müssen, weil es Lärmklagen gibt.
Eine zweistellige Zahl an Berliner Clubs hat die jeweils bis zu 100.000 Euro für den schalldämpfenden Umbau ihrer Anlagen oder Räume bereits beantragt. Darunter Institutionen wie die Konzerthalle SO36 in Kreuzberg, der Techno-Club Ipse am Flutgraben und Berlins chronisches klammes Prestige-Projekt Holzmarkt.