Räder und Stationen

Leihräder: Nextbike hat in Berlin Probleme beim Netz-Ausbau

| Lesedauer: 4 Minuten
Christian Latz
Die Räder des Anbieters Nextbike werden an fest installierten Stationen abgestellt. Bisher gibt es statt der verabredeten 750 erst 250 solcher Stationen.

Die Räder des Anbieters Nextbike werden an fest installierten Stationen abgestellt. Bisher gibt es statt der verabredeten 750 erst 250 solcher Stationen.

Foto: dpa Picture-Alliance

Berlin gibt dem Leihradanbieter Nextbike 7,5 Millionen für den Aufbau seines Netzes. Doch noch fehlen Hunderte Stationen und Räder.

Berlin. An einigen Punkten stehen sie schon: Fahrräder des Anbieters Nextbike an fest installierten Stationen. Wer aus der U-Bahn kommt, soll sich darauf verlassen können, ab der Haltestelle mit dem Rad weiterfahren zu können.

Das ist die Vorstellung des Senats, der Nextbike 7,5 Millionen Euro in fünf Jahren zahlt, um die Stationen zu errichten und mit seinen Rädern zu bestücken. Doch der Aufbau des mit Landesmitteln geförderten Netzes stockt massiv.
Eigentlich sollten schon seit Ende 2018 mehr als 700 Stationen und 5500 Räder des Anbieters auf der Straße sein. Bis heute hat Nextbike jedoch erst 250 Stationen und 2500 Räder im Einsatz. Und der weitere Ausbau zieht sich hin.

Bezirke brauchen zu lange für Genehmigungen

„Abhängig vom Genehmigungsprozess mit den Bezirken wollen wir dieses Jahr die Radanzahl auf 4000 und die Stationen auf 500 erhöhen“, sagt Nextbike-Sprecherin Mareike Rauchhaus. Das ist noch immer deutlich weniger als ursprünglich geplant. Das volle Angebot wird es trotz der Millionenförderung frühestens 2020 geben.

Bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sieht man trotz des schleppenden Ausbaus keine Vertragsverletzung durch den Leihradanbieter. „Nextbike hat bei den zuständigen Bezirksämtern 750 Stationen beantragt, wie im Vertrag festgelegt“, teilt eine Sprecherin mit. „Nextbike erfüllt also die Anforderungen des Vertrags.“
Schuld seien vielmehr die Bezirke, betont die Senatsverkehrsverwaltung. Grund für den schleppenden Ausbau sei „die verzögerte Genehmigungspraxis der Bezirke“. Das Problem unterstreicht auch Nextbike. Noch immer seien aus allen Bezirken Genehmigungen offen.

Beispiel Mitte: 99 Anträge liegen noch in der Verwaltung

Die Senatsverkehrsverwaltung versucht deshalb Druck zu machen. Man habe die Bezirke bereits auf das Thema angesprochen und deutlich gemacht, dass ein zügiger Ausbau der Nextbike-Stationen „von Interesse für die ganze Stadt“ sei, sagt eine Sprecherin.

Wie schleppend sich die Genehmigung gestaltet, zeigt ein Beispiel aus dem Bezirk Mitte, wo ein bedeutender Teil der Stationen liegen soll. Genehmigt sind bisher 62 Anlagen, die Nextbike 2017 beantragt hatte. Im Frühjahr und Sommer 2018 stellte der Leihradanbieter Sammelanträge für weitere 99 Standorte im Bezirk.

Zahlreiche Fachämter müssen sich für Genehmigung abstimmen

Noch sind die nicht genehmigt. „Das notwendige Genehmigungsprozedere nimmt erheblichen zeitlichen und personellen Aufwand in Anspruch“, teilte die zuständige Stadträtin Sabine Weißler (Grüne) kürzlich in der Antwort auf eine schriftliche Anfrage der FDP mit.
Es ziehe sich, da die Stationen einvernehmlich mit „zahlreichen Fachämtern“ wie dem Straßen- und Grünflächenamt, der Stadtplanung, dem Denkmalschutz, aber auch der Behindertenbeauftragten abgestimmt werden müssten.

„Dabei sind insbesondere in der historischen Mitte die gewünschten Stations-Standorte oftmals nicht umsetzbar, weil Vorgaben des Denkmalschutzes einzuhalten sind“, so Weißler.

Im Zentrum stehen die Leihräder in Scharen

Immerhin, die meisten Stationen sollen noch im März genehmigt werden, heißt es aus dem Bezirksamt Mitte. Innerhalb von zwei Monaten könne Nextbike dann die Radstationen aufbauen, sagte die Stadträtin.
Dabei herrscht im Zentrum ohnehin kein Mangel an Leihrädern. Noch immer konkurrieren mehrere Anbieter um Kunden und pflastern die Gehwege der Berliner Innenstadt mit ihren bunten Rädern zu.

Auch Nextbike erhielt vom Senat mittlerweile die Erlaubnis, die Fahrräder nach dem sogenannten „Free-floating-Modell“ überall im Stadtraum abzustellen, bis alle Stationen genehmigt sind.

In den Außenbezirken sind Leihräder bisher nicht zu finden

Was bisher fehlt, sind Leihräder in den Außenbezirken. Hier wartet auf die Nutzer von Bus und Bahn nicht an jeder Haltestelle eine Schar von Rädern, um ihren Weg zum individuellen Ziel fortzusetzen. Der geförderte Aufbau der Nextbike-Stationen sollte genau dort ansetzen.

Insgesamt sind 140 Stationen außerhalb des S-Bahnrings geplant. Doch Blick auf das aktuelle Angebot von Nextbike offenbart: Außerhalb der Innenstadt ist das Angebot bisher quasi nicht existent.

Mehrere Stationen stehen lediglich im Bezirk Lichtenberg. Der Rest der Berliner Außenbezirke ist noch leihradfreie Zone. Wer jenseits des S-Bahnrings wohnt, kommt vorerst auch weiterhin nicht ohne eigenes Fahrrad aus, trotz der Millionenförderung vom Land.