Berlin. Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Verkauf kann das Land Berlin sein Stromnetz wieder in eigene Hände nehmen. Der Landesbetrieb Berlin Energie erhält den Zuschlag, das Netz zu betreiben, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Senatskreisen.
Grundlage ist die Entscheidung einer Vergabekammer, die am Dienstag auf der Tagesordnung des Senats stand. Der jetzige Betreiber Vattenfall kann gegen die Entscheidung klagen. Die Berliner Morgenpost hatte bereits in der vergangenen Woche über den bevorstehenden Zuschlag an den landeseigenen Betrieb Berlin Energie berichtet.
Der schwedische Staatskonzern betreibt das 36.000 Kilometer lange Verteilnetz der Hauptstadt über seine Tochter Stromnetz Berlin. Das Land hatte seine Anteile am Versorgungsunternehmen Bewag 1997 abgegeben, Vattenfall übernahm 2001 die Mehrheit. Die Konzession lief formell 2014 aus. Neben Berlin Energie und Vattenfall hatten sich auch die Genossenschaft BürgerEnergie darum beworben.
CDU warnt vor „Milliardengrab“
Der Wert der 35.000 Kilometer Leitungen, 79 Umspannwerke und 11.000 Netzstationen wird auf Summen zwischen einer und drei Milliarden Euro geschätzt, die Berlin nun an Vattenfall zahlen muss. CDU-Wirtschaftsexperte Christian Gräff hatte bereits in der vergangenen Woche vor einem neuen „Milliardengrab“ für Berlins Steuerzahler gewarnt. In einem hoch regulierten Markt mache es überhaupt keinen Sinn, die Energienetze selbst betreiben zu wollen.