Berlin. Im RBB hat ein Hamburger Ex-Polizist über die Unterwanderung der Berliner Polizei durch kriminelle Clans berichtet. Es wird ermittelt.

Im RBB-Fernsehen hat am Donnerstag ein Hamburger Ex-Polizist und Ex-Bundestagsabgeordneter (Grüne) über die Unterwanderung der Berliner Polizei berichtet. Mindestens sechs Berliner Polizisten würden mit Clans zusammenarbeiten, sagte er dem Rundfunk Berlin-Brandenburg.

Auf Nachfrage der Berliner Morgenpost bestätigte die Staatsanwaltschaft nun, dass man von Amtswegen Ermittlungen eingeleitet habe. Bei so schweren Anschuldigungen sei das ein normaler Vorgang, hieß es.

Die Behauptung der Unterwanderung stammt von Thomas Wüppesahl, der mehrere Jahrzehnte bis zu seiner Entlassung bei der Polizei arbeitete und jetzt noch Bundesvorsitzender des Vereins „Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten“ ist.

„Wir gehen nach unseren Erkenntnissen davon aus, dass mindestens sechs Kollegen, wenn nicht eher an die zehn, laufend diese Informationslinien in das Milieu der arabischen Clans haben und pflegen“, sagte Wüppesahl dem RBB am Donnerstagabend in der Abendshow.

„Mindestens sechs“ Polizisten

Auf Nachfrage der Berliner Morgenpost bestätigte Wüppesahl am Freitag erneut, dass sein Verein Erkenntnisse habe, dass „mindestens sechs“ Polizisten mit kriminellen Großfamilien zusammenarbeiten würden.

Ob in diesen sechs Fällen bereits bekannte Fälle enthalten seien, konnte Wüppesahl nicht sagen. Das müsse er erst noch recherchieren, erklärte er. Den Behörden seien aber alle Informationen bekannt.

In der Vergangenheit waren in Berlin mehrere Fälle ans Licht gekommen, in denen Polizisten in kriminelle Machenschaften zumindest verstrickt waren oder verstrickt gewesen sein sollen.

Ende Dezember war etwa ein Polizist festgenommen worden, weil er Autoschieber mit Verbindungen ins Clanmilieu über polizeiliche Maßnahmen informiert und vor Durchsuchungen gewarnt haben soll. Wenige Monate zuvor war ein anderer Polizist in Wedding festgenommen worden, weil er Drogenrazzien gegen Geld verraten haben soll.

Innerhalb der Polizei war man über die Aussagen von Ex-Polizist Wüppesahl dennoch verwundert.

Schriftliche Vorladung für Hamburger

Der Hamburger soll nun eine schriftliche Vorladung bekommen. Dann könne er seine Vorwürfe beim Landeskriminalamt (LKA) konkretisieren. Wüppesahl bestätigte der Berliner Morgenpost, dass die Berliner Polizei ihn bereits kontaktiert habe.

Nach Informationen dieser Zeitung prüft die Behörde, sollten sich die Vorwürfe als völlig aus der Luft gegriffen erweisen, einen Medienanwalt einzuschalten. Im Raum steht der Vorwurf der Verleumdung.

Unter Polizisten sieht man den Fall zwiespältig. Es sei bekannt, dass es immer wieder schwarze Schafe gebe, die mit Kriminellen zusammenarbeiten würden. Das sei aber keine neue Erkenntnis und würde hart bestraft.

Wüppesahl selbst war aus dem Polizeidienst entlassen worden. Er war im Jahr 2005 zu viereinhalb Jahren Haft wegen Beteiligung an einem versuchten Mord in Tateinheit mit versuchtem Raub mit Todesfolge verurteilt worden. Der damals 52 Jahre alte Ex-Kriminalbeamte konnte nach drei Jahren Haft die Justizvollzugsanstalt Tegel in Berlin allerdings vorzeitig verlassen. Er war zuvor in die Hauptstadt verlegt worden, weil er in Billwerder von Mithäftlingen verprügelt worden war.

Wüppersahl zog mit einer Klage gegen seine Verurteilung bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, wo der Antrag allerdings abgewiesen worden war.