Nahverkehr

BVG-App „Jelbi“ vernetzt Bus und Bahn mit neuen Angeboten

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Thomas Fülling
So sollen die neuen Jelbi-"Mobilitätshubs" aussehen

So sollen die neuen Jelbi-"Mobilitätshubs" aussehen

Foto: BVG/Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

Bus, Bahn, Carsharing, Roller-Sharing - all diese Angebote sollen künftig mit der BVG-App "Jelbi" nutzbar sein.

Ein Fahrschein für alle Verkehrsmittel, unter dieser Losung hat 1928 der damalige Verkehrsstadtrat Ernst Reuter den Nahverkehr in Berlin revolutioniert. 90 Jahr später lautet die Losung der Stunde: Eine Smartphone-App für alle. Denn heute bewegen sich die Berliner längst nicht nur mit Bus, Bahn oder Fähre, sondern auch mit ausgeliehenen Rädern, Motorrollern oder Autos durch die Stadt. Noch ist für jedes dieser Angebote eine Extra-Anmeldung und eine gesonderte Abrechnung erforderlich. Doch das soll schon bald einfacher, oder wie es heute heißt, „smarter“ werden.

„Jelbi“, so lautet der Name einer neue Plattform, unter dessen Dach künftig möglichst viele Mobilitätsangebote in der Stadt digital verknüpft und gemeinsam angeboten werden sollen. Am Montag wurde das Projekt von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und Sigrid Nikutta, Vorstandschefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erstmals öffentlich vorgestellt. Der Programmname „Jelbi“ leitet sich vom Berlinerischen Jelb ab, was wiederum für die BVG-Erkennungsfarbe Gelb stehen soll. Die BVG hat die Entwicklung einer neuen Mobilitätsplattform vor rund zwei Jahren in Eigenregie gestartet. Im Januar folgte ein Interessenbekundungsverfahren, mit dem Partner gesucht wurden.

Car2GO und DriveNow machen nicht mit

Und so standen im BVG-Betriebshof Müllerstraße in Wedding neben einen nagelneuen Linienbus mit Elektroantrieb auch Leihräder von Deezer-Nextbike und Call a Bike, Elektroroller vom Berliner Start-up Emmy, Mietwagen von Clever-Shuttle, Greenwheels DB-Flinkster, aber auch ein ganz normales Berliner Taxi. Auch die Berliner S-Bahn gehört zu den mehr als 25 Partnern, die am „Jelbi“-Projekt teilnehmen wollen. Große konzerngebundene Carsharing-Anbieter wie Car2Go (Mercedes-Benz) oder DriveNow (BMW) sind allerdings noch außen vor. Doch auch diesen Unternehmen seien ausdrücklich eingeladen, betonte am Montag der für Digitalisierung zuständige BVG-Vorstand Henrik Haenecke.

Erst im Sommer soll die App an den Start gehen

Richtig losgehen soll es mit „Jelbi“ aber erst im Sommer. Bis dahin soll das 2007 gegründete Start-up Trafi die Handy-App und die dahinter stehende Technologie zum Laufen gebracht haben. Trafi habe bereits in Litauens Hauptstadt Vilnius eine vernetzte Mobilitätsplattform aufgebaut, so Haenecke. Die Aufgabe in Berlin sei allerdings um einiges größer. Ziel ist eine App, die alle zur Verfügung stehenden Fortbewegungsmittel so kombiniert, dass der Nutzer nicht nur auf dem schnellsten Weg von A nach B kommt, sondern dass er dabei auch komplett aufs eigene Auto verzichten kann. Das Angebot reicht von der reinen Routenplanung (wie sie beispielsweise schon heute mit Google Maps möglich ist), über die Reservierung des Leihrads oder Scooters bis hin zum Bezahlvorgang. Zwar muss bisher für jedes Angebot einzeln gezahlt werden. Der große Vorteil von „Jelbi“ soll sein, dass im Unterschied zu heute dafür nur noch eine Anmeldung notwendig ist. Für BVG-Abonnenten soll etwa die Anmeldung bei den Verkehrsbetrieben ausreichend sein.

Ergänzt wird die Handy-App durch den Aufbau von Mobilitätshubs. Damit sind Standorte gemeint, an denen eine große Auswahl verschiedener Sharing-Fahrzeuge – vom Auto über Fahrräder, Roller und (sobald sie in Berlin zugelassen sind) auch Kickscooter - bereitsteht. Ein erster Standort soll im Sommer an der Gitschiner Straße in Kreuzberg nahe U-Bahnhof Prinzenstraße eröffnet werden. Partner der BVG ist dabei die landeseigene Gewobag. Weitere Hubs sind auf Gewobag-Flächen am U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz sowie am Straßenbahnkonten Landsberger Allee/Petersburger Straße geplant.