Zu wenig Lokführer

Krankheitswelle sorgt für Zugausfall im Regionalverkehr

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Thomas Fülling
Reisende auf dem Berliner Hauptbahnhof

Reisende auf dem Berliner Hauptbahnhof

Foto: imago stock / imago/Rainer Weisflog

Es gibt zahlreiche Zugausfälle nach kurzfristigen Krankmeldungen von Lokführern. BVG und S-Bahn fahren störungsfrei.

Berlin. Bahnkunden in Berlin und Brandenburg sollten genau nachschauen, ob ihr Zug fährt oder nicht. Eine Krankheitswelle unter den Lokführern sorgt seit Tagen für zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen im Regionalverkehr. Betroffen sind vor allem Zugverbindungen, die von DB Regio Nordost, der Regionaltochter der Deutschen Bahn, bedient werden. Am Montag soll sich der Verkehr wieder stabilisieren. „Erst einmal sind alle Schichten besetzt, weil jetzt mehrere Lokführer aus den Ferien zurückgekommen sind“, sagte eine Bahnsprecherin am Sonntagabend der Berliner Morgenpost. Neue kurzfristige Krankmeldungen könnten aber nicht ausgeschlossen werden.

Viele Ausfälle gab es am Wochenende

Bereits am Wochenende waren aus diesem Grund viele Regionalzugverbindungen ausgefallen. Allein auf der wichtigen Regionalexpresslinie RE1 mussten am Sonntag zehn Fahrten zwischen Erkner und Frankfurt (Oder) gestrichen werden. Auf der Regionalbahnlinie 11 waren zwischen Frankfurt (Oder) und Cottbus bis zum Sonntagmittag fünf Fahrten und auf der Regionalbahnlinie 49 zwischen Ruhland und Cottbus drei Fahrten betroffen. Auf den Regionalbahnstrecken wurde ein Busersatzverkehr eingerichtet. Am Sonnabend waren Zugfahrten beim RE1 und RE7 sowie der Regionalbahnen RB11 und RB24 wegen kurzfristiger Krankmeldungen von Lokführern ausgefallen.

Allerdings scheint die Grippewelle die Unternehmen derzeit sehr unterschiedlich zu treffen. So meldet etwa die private Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg), die in der Region unter anderem den RE2 (Wismar–Berlin–Cottbus) und den RE4 (Stendal–Berlin–Jüterbog) betreibt, einen störungsfreien Zugbetrieb. Auch bei der – wie DB Regio – zum bundeseigenen Bahnkonzern gehörenden Berliner S-Bahn ist aktuell von einem „normalen Krankenstand“ die Rede. Am Sonntag habe es keinen krankheitsbedingten Zugausfall gegeben, sagte S-Bahnchef Peter Buchner der Morgenpost. Auch am Montag seien „nach dem jetzigen Stand“ alle Fahrten besetzt.

Entwarnung gibt es bei den Berliner Verkehrsbetrieben

Entwarnung gibt es zumindest im Moment auch für Kunden der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Laut Unternehmenssprecherin Petra Nelken gab es am Sonntag lediglich sechs kurzfristige Krankmeldungen. „Das ist im Vergleich zu anderen Zeiten fast nichts“, sagte Nelken. Vor einigen Wochen war die Situation bei den landeseigenen Verkehrsbetrieben noch ganz anders. Vor allem im November und Dezember hatte es speziell bei der U-Bahn viele Ausfälle gegeben, weil Fahrer fehlten. Die BVG machte dafür einen überdurchschnittlichen Krankenstand verantwortlich. Demnach fielen etwa im Omnibusbereich teilweise fast 13 Prozent aller Mitarbeiter krankheitsbedingt aus, bei der U-Bahn waren zwischen 9,4 und 11,1 Prozent der Beschäftigten arbeitsunfähig.

Schon im Sommer vergangenen Jahres war der Unmut bei Bahnreisenden in Berlin und Brandenburg groß, weil Regionalzüge wegen Lokführermangels kurzfristig gestrichen wurden. Mehrere Schichten hätten nicht besetzt werden können, hieß es damals. Durch einen neuen Tarifvertrag lasse sich der Dienstplan nicht mehr so flexibel gestalten wie zuvor, begründete ein Bahnsprecher die Personal-Engpässe.

Unabhängig von der aktuellen Grippewelle ist der Mangel an Fahrpersonal derzeit bei allen Bahnunternehmen in Deutschland groß. Allein die Deutsche Bahn sucht bundesweit 2000 Lokführer und 1500 Fahrdienstleiter für die Stellwerke. In Berlin will die Bahn in diesem Jahr 210 Lokführer und 170 Fahrdienstleiter zusätzlich einstellen. Doch es mangelt an geeigneten Bewerbern für die oft stressigen Berufe.

Zudem wird der Job anderswo auch deutlich besser bezahlt. So sorgen aktuell die Schweizer Bundesbahnen (SBB) für Verärgerung bei der Deutschen Bahn, weil sie vor allem in Süddeutschland gezielt Lokführer für das eigene Unternehmen suchen. Sie werben dabei nicht nur mit den schöneren Strecken, sondern auch mit deutlich höheren Vergütungen sowohl für Auszubildende als auch bereits ausgebildete Mitarbeiter.

Infos zu möglichen Zugausfällen: www.bahn.de/aktuelles