Schönefeld/Berlin. Nach der Pleite von Air Berlin und Small Planet Airlines stehen schon wieder Passagiere Hilfe suchend an Berliner Flughäfen. Etwa 30 Fluggäste warten am Dienstag mit ihren Koffern am Terminal C in Tegel - sie wissen nicht weiter. Die Flüge mit Germania nach La Palma, in die Türkei und nach Lanzarote sind gestrichen. Zwei Flughafenmitarbeiter erklären den gestrandeten Passagieren kurz die Situation und raten, wieder nach Hause zu fahren.
Die Berliner Airline Germania stellte ihren Flugbetrieb ein und beantragte Insolvenz. Viele Reisende an den Flughäfen Tegel und Schönefeld trifft es ohne Vorwarnung, sie werden teils bei der Abfertigung überrascht.
Einige Reisende nehmen es mit Fassung. Ein älterer Mann sagt: „Ich kann es ja nicht ändern.“ Eine Pauschalreise hat er gebucht, Hotel plus Flug. „Wir werden jetzt mit dem Reiseveranstalter telefonieren, ob wir ein Alternativangebot bekommen.“ Sollte es das nicht geben, ist sich der Mann sicher: „Ich bekomme mein Geld zurück.“
Später am Tag sitzen nur noch vereinzelt Urlauber an den Flughäfen. Eine türkische Familie hat über ein Reisebüro einen Direktflug nach Gaziantep gebucht und wird nun vertröstet. „Sie haben gesagt, vielleicht fliegt am Abend eine andere Fluglinie“, sagt die Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm und viel Gepäck auf den Sitzen. Sie will ihre Familie in der Türkei besuchen und mit ihrem Mann auf dem Flughafen in Tegel ausharren.
Flugbetrieb eingestellt: 18 Verbindungen in Berlin annulliert
Wegen der Einstellung des Flugbetriebs bei Germania sind 18 Verbindungen in Berlin annulliert worden. Nach Angaben der Flughafengesellschaft sind es in Tegel jeweils sechs Abflüge und Ankünfte. Jeweils drei Flüge wurden in Schönefeld gestrichen.
Germania ist die dritte Berliner Fluggesellschaft, die ihren Flugbetrieb einstellt. Erst Ende Oktober 2017 hatte die damals zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin Insolvenz angemeldet, rund 8000 Mitarbeiter waren betroffen. Im Herbst 2018 ging die Charterfluggesellschaft Small Planet Airlines mit Sitz in Berlin Pleite.
Nach der Insolvenz von Germania bieten verschiedene Fluggesellschaften den betroffenen Passagieren verbilligte Tickets an. Die größten Überschneidungen in den Flugplänen gebe es mit der Tochter Eurowings, erklärte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag in Frankfurt. Die Angebote richten sich insbesondere an Passagiere, die nicht mit einem Pauschalreiseveranstalter unterwegs sind. Die Maschinen der Germania jedenfalls bleiben am Boden. Urlaubsgefühle kommen da kaum auf: Er werde jetzt wohl nicht mehr in die Ferien fliegen können, sagt ein wartender Passagier.
Germania meldet Insolvenz an – Flugzeuge bleiben am Boden