Vorfall in Berliner Taxi

Belästigung: "Ich erwarte, dass die Polizei Hilfe leistet"

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Dalia Grinfeld, Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (Archivbild).

Dalia Grinfeld, Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (Archivbild).

Foto: pa

Eine 24-Jährige fühlt sich sexuell belästigt und wählt den Notruf. Anschließend macht sie der Polizei wütende Vorwürfe. Die reagiert.

Berlin. Die Berliner Polizei widerspricht Darstellungen einer 24-Jährigen, im Falle einer mutmaßlichen sexuellen Belästigung nicht entschieden genug reagiert zu haben. Die Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Dalia Grinfeld, hatte am Dienstag in den sozialen Medien ihr Erlebnis bei einer Taxifahrt durch Berlin geschildert. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" darüber berichtet.

Demnach habe ein Taxifahrer sie mit den Worten "Guten Morgen, Hübsche" begrüßt. Später soll der Mann Sätze gesagt haben wie "Bei solch schönen Brüsten muss man einfach hinschauen". Aufforderung der 24-Jährigen, diese Bemerkungen zu unterlassen, blieben demnach erfolglos. Schließlich sei sie aus dem Taxi ausgestiegen und der Fahrer weitergefahren.

Anschließend rief die 24-Jährige den Polizei-Notruf 110. Das Telefongespräch habe fünf Minuten gedauert. Anschließend schrieb Grinfeld beim Kurznachrichtendienst Twitter: "Sexuelle Belästigung in Berlin und die Polizei Berlin diskutiert mit mir 5 Minuten, ob ich mir sicher bin und meint „es ist nicht so schlimm“! Was soll das, liebe*r Freund & Helfer?"

In einem folgenden Tweet schrieb sie: "Von der Polizei Berlin erwarte ich, dass sie mir Hilfe leistet und ein Gefühl von Sicherheit gibt bei sexueller Belästigung!" Und: „Wenn ich ein Feuer melde, werde ich auch nicht gefragt, ob ich mir sicher bin und fünf Minuten in Frage gestellt. Sexuelle Belästigung ist ein Fakt.“

Am Mittwoch äußerte sich Polizeisprecher Thilo Cablitz zu dem Vorfall: "Wir haben den Vorwurf sehr ernst genommen und die Aufzeichnung des Notrufs unmittelbar ausgewertet. Die in einer Tageszeitung dargestellte Situation weicht nahezu in Gänze von derjenigen ab, die uns über den Notruf geschildert wurde", so der Sprecher in einer Mitteilung. Weder eine Notsituation, eine unmittelbare Gefahr noch ein strafrechtlich bewehrtes Verhalten habe sich erfassen lassen.

"Uns ist sehr wohl bewusst, dass Personen, die unter dem Eindruck eines Geschehens stehen, die im Stress sind, nicht sofort alles in Worte fassen können.“ Der 24-Jährigen sei angeboten worden, dass eine Einsatzwagenbesatzung vorbeikommt, um sämtliche Details zu klären.“ Dies hätte Grinfeld allerdings abgelehnt, weil sie dafür keine Zeit gehabt habe. „Hätte die Situation sich, wie jetzt in der Tageszeitung geschildert, dargestellt, hätten wir sofort eine Einsatzwagenbesatzung entsandt und das Telefonat nicht über fast sechs Minuten geführt."

( BM )