Jobmarkt

Die lange Suche nach neuen Fachkräften

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Christian Amsinck, Chef der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg.

Christian Amsinck, Chef der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg.

Foto: Reto Klar

Inzwischen benötigen Unternehmen in Berlin mehr als vier Monate, um offene Stellen neu zu besetzen. Ein Risiko für die Firmen.

Berlin. Der Engpass bei Fachkräften wird nach Einschätzung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) zunehmend zum Risiko für Firmen in der Hauptstadtregion. „Nach dem langen Aufschwung der vergangenen Jahre wird es immer schwieriger, passendes Personal zu finden“, sagte Christian Amsinck, UVB-Hauptgeschäftsführer am Mittwoch. Die Besetzung offener Stellen dauere bei einigen Berufen heute doppelt so lange wie noch 2015.

In Berlin suchen Unternehmen durchschnittlich 135 Tage nach neuen Energietechnikern, 2015 lag die Wartezeit auf die neue Fachkraft noch bei 96 Tagen. 118 Tage vergehen, bis Betrieben eine freie Mechatroniker-Stelle vergeben haben. 28 Tage länger als noch vor vier Jahren. Angesichts des demografischen Wandels und der Digitalisierung werde sich die Situation weiter verschärfen, glaubt der UVB.

„Der Fachkräfte-Mangel ist kein konjunkturelles Problem, sondern ein strukturelles. Dem müssen wir rasch begegnen“, sagte Amsinck. Mittlerweile werde in Berlin jede zweite frei werdende Stelle mit Ausländern besetzt, in Brandenburg seien es mehr als 60 Prozent, betonte er. Die Wirtschaft sei auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Außerdem müssten Hochschulabsolventen in der Region gehalten und mehr duale Studienplätze angeboten werden.

500.000 neue Jobs in den letzten zehn Jahren

Gelingt es der Wirtschaft, genügend Personal zu finden, könne der Aufschwung in der deutschen Hauptstadt weitergehen. In den letzten zehn Jahren seien gut 500.000 neue Jobs in Berlin entstanden. Amsinck rechnet in diesem Jahr noch mit zwei Prozent Wirtschaftswachstum in Berlin und 1,5 Prozent in Brandenburg. In Berlin entspräche das einer weiteren Konjunkturabkühlung, dort legte das Bruttoinlandsprodukt 2018 nach Branchenschätzung um 2,7 Prozent zu.

Als Wachstumshindernis bezeichnete der UVB-Hauptgeschäftsführer den Umgang mit einigen Investoren in Berlin. Beispiele seien die Proteste gegen die Ansiedlung von Google in Kreuzberg, die den Konzern zurückschrecken ließen, und das geplante Volksbegehren mit dem Ziel, den Immobilienkonzern Deutsche Wohnen zu enteignen. „Wir können es uns nicht leisten, Investoren zu verschrecken.

Berlin ist noch immer auf jeden zusätzlichen Arbeitsplatz dringend angewiesen, um den Rückstand gegenüber anderen Regionen aufzuholen“, erklärte Amsinck. Mit Blick auf den Wohnungsbau forderte er vom Senat ein klares Bekenntnis: Ohne private Investoren gehe es nicht.

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