Berlin. Die Berliner Polizei soll drei neue Einsatzhundertschaften bekommen. Das teilte die Innenverwaltung auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber mit. Bislang war immer nur von einer Hundertschaft die Rede, die noch in diesem Jahr aufgebaut werden soll. Nach Informationen der Berliner Morgenpost sollen auch neue, familienfreundlichere Dienstplanmodelle getestet werden, mit denen die Beamten besser planen können.
Mit den Plänen reagiert der Senat auf die Zunahme der Aufgaben
Die Hundertschaften kommen beinahe täglich zum Einsatz, etwa bei Fußballspielen oder Demonstrationen, aber auch bei Abschiebungen, Kriminalitätsbekämpfung oder bei Vermisstenfällen. Eine Einsatzhundertschaft besteht aus drei Zügen mit jeweils 25 bis 35 Bereitschaftspolizisten.
In der Hauptstadt sind in den vergangenen Jahren immer mehr Einsätze hinzugekommen. Vor allem die vielen Demonstrationen machen der Polizei zu schaffen. Nun will Innensenator Andreas Geisel (SPD) die Bereitschaftspolizei neu aufstellen. „Grundsätzlich ist die Entscheidung für drei neue Hundertschaften gut. Besser wären aber örtliche Direktionskommandos, wie sie es früher einmal gab“, sagte SPD-Innenexperte Schreiber der Berliner Morgenpost. Heute werden die Einsatzhundertschaften zentral von der Direktion Einsatz gesteuert.
Die neuen Pläne stoßen polizeiintern und bei Gewerkschaften auf Kritik
Denn in der Behörde gibt es schon Probleme, die bestehenden 16 Hundertschaften personell zu besetzten. Hinzu kommt, dass die neuen Einheiten auch Unterkünfte, Fahrzeuge und Ausstattung brauchten. Der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Kelm, sagte dieser Zeitung: „Bevor wir über weitere Einsatzhundertschaften sprechen, sollten wir die aktuellen Einheiten erst einmal so ausstatten, dass sie dem Namen gerecht werden. Berlin ist nicht geholfen, wenn wir ein weiteres Klingelschild aufhängen, aber gar kein Personal haben, um die Einheiten mit Leben zu füllen.“ Es werde schon jetzt kaum geschafft, geforderte Stärken zu erfüllen. Man fahre zu vielen Einsätzen mit gerade einmal 60 Polizisten, so Kelm weiter.
Mehr als 340.000 Überstunden angesammelt
Laut Senatsinnenverwaltung wurden in den bestehenden 16 Einsatzhundertschaften mehr als 340.000 Überstunden angesammelt. Die Tendenz ist seit Jahren steigend. Etwa 300 Stellen sind in den Einheiten derzeit nicht besetzt. Hinzu kommen noch Polizisten, die in Elternzeit oder in der Behörde anderweitig eingesetzt sind. Um familienfreundlicher zu werden, sollen noch in diesem Jahr auch neue Dienstplan-Modelle getestet werden, in denen Einsatzzeiten planbarer sein sollen. Das soll vor allem allen Polizisten mit kleinen Kindern entgegenkommen.