Ausbildung

Berlin lockt Polizei-Anwärter mit Wohnungen

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Ulrich Kraetzer
Die Unterkünfte für Nachwuchspolizisten sollen nahe der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Lichtenberg liegen.

Die Unterkünfte für Nachwuchspolizisten sollen nahe der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Lichtenberg liegen.

Foto: BerlinChristoph Eckelt/© Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin

Die Innenverwaltung will mit verschiedenen Angeboten Nachwuchs aus anderen Bundesländern gewinnen.

Berlin. Die Berliner Polizei will bei der Gewinnung von Nachwuchs neue Wege gehen. Um Bewerber aus anderen Bundesländern für eine Ausbildung bei der Hauptstadt-Polizei zu begeistern, sollen mehrere Hundert Wohnungen für auswärtige Anwärter bereitgestellt werden. Wie die Polizei der Berliner Morgenpost bestätigte, soll das „Angebot kostengünstigen Wohnens“ durch eine Kooperation mit der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Berlinovo umgesetzt werden. „Die Realisierung eines Pilotprojektes wird für 2020 angestrebt“, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Innenverwaltung bestätigte, dass das Vorhaben bei Beratungen für ein Konzept zur Personalgewinnung erörtert werde. „Wenn sich jemand aus dem Umland entscheidet, nach Berlin zu kommen, ist die größte Hürde, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Diese Hürde sollten wir beseitigen“, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) der Berliner Morgenpost.

Einen Teil der Wohnungen könnte die Berlinovo bereitstellen, der Wohnungen in der Sewanstraße in Lichtenberg gehören, in unmittelbarer Nähe zur Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR). Dort werden Studenten für den gehobenen Dienstausgebildet. Die Polizei bestätigte, dass es „Vorabstimmungen“ mit der Berlinovo gebe. Dabei müsse die Gesellschaft für die landeseigenen Liegenschaften, die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), mit eingebunden werden. Auch die Berlinovo bestätigte, Gespräche mit der Polizei zu führen. Dabei gehe es nicht nur um Wohnungen aus dem Bestand. „Es sollen auch neue Wohnungen gebaut werden“, sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) verfolgt das Ziel, dass bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2021 im Vollzugsdienst der Polizei wieder 18.500 Beamte arbeiten. Zurzeit sind es rund 17.000. Die Polizeiakademie bildet dafür bereits an ihrer Kapazitätsgrenze aus, auch die Studiengänge an der Hochschule für Wirtschaft und Recht sind voll ausgelastet. Die Bewerberzahlen sind mit rund 8500 Interessenten zwar seit Jahren konstant, aber in den vergangenen Jahren wurden nur weniger als zehn Prozent der Interessenten tatsächlich als Polizei-Anwärter eingestellt. Die übrigen bestanden den Einstellungstest nicht oder galten als nicht ausreichend qualifiziert. Außerdem wurden nur etwa 60 Prozent der Auszubildenden in den Polizeidienst übernommen wurden. Die übrigen schließen die Ausbildung nicht ab oder entscheiden sich für andere Arbeitgeber. Durch das Angebot, kostengünstigen Wohnraum bereitzustellen, will die Polizei zusätzliche Bewerber außerhalb Berlins gewinnen.

Manche übernachten im Auto, andere sagen Ausbildung ab

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte die Initiative. „Es ist unausweichlich, dass Berlin bezahlbaren Wohnraum für junge Leute zur Verfügung stellen muss, um als attraktiver Arbeitgeber Interessierte aus der Hauptstadt, anderen Bundesländern und dem europäischen Ausland für den öffentlichen Dienst begeistern zu können“, sagte der Berliner GdP-Vorsitzende Norbert Cioma. Anwärter aus anderen Bundesländern hätten teilweise zunächst in ihren Autos übernachtet. Vereinzelt hätten Bewerber die Ausbildung trotz einer Zusage auch nicht angetreten, weil sie keine bezahlbare Wohnung gefunden hätten. Über genaue Details zu der Initiative würde sich die GdP freuen, sagte Cioma.

„Wie viel Miete auswärtige Polizei-Anwärter in den Wohnungen der Berlinovo entrichten müssen und welche Kosten die Polizei möglicherweise übernimmt, könne zurzeit nicht beziffert werden, so ein Sprecher der Polizei. „Der Planungsstand befindet sich derzeit noch früh am Anfang“, sagte er.

Der Personalbestand der Berliner Polizei war ist seit Ende der 90er-Jahre stetig geschrumpft. Nach Jahren des Sparens werden erst seit 2016 wieder zusätzliche Polizisten eingestellt. Laut Innenverwaltung könnten auch die Kosten für einen Führerschein oder ein BVG-Jobticket übernommen werden.

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