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Ramona Pop nannte Palmer "Hilfssheriff" - nun antwortet er

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Isabell Jürgens

Foto: Sebastian Gollnow / dpa

Der Grünen-Politiker Boris Palmer äußerte sich abfällig über Berlin. Die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop konterte.

Berlin. Au weia, das hat offenbar gesessen. Nachdem Berlins grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop ihren Parteifreund Boris Palmer, den grünen Oberbürgermeister Tübingens, als „Hilfssheriff“ bezeichnet hatte, weil dieser sich zuvor abfällig über Berlin geäußert hatte, schrieb dieser ihr am Donnerstag einen langen Brief. Eine Friedenserklärung ist es jedoch nicht – denn Palmer machte den provokant mit „Grüße aus der Provinz“ titulierten Brief auf seiner Facebook-Seite öffentlich.

„Es hat mich sehr erstaunt, wie herablassend du auf meine Kritik an den Zuständen in deiner Stadt reagiert hast“, schreibt der Politiker an die Senatorin. Und deutet an, dass doch alles nur ein Missverständnis sei – um sogleich zum nächsten Schlag gegen die Hauptstadt auszuholen: „Metropolen, Vielfalt, Tempo und Lebenslust finde ich alles super. Aber wo steht bitte, dass das mit kaputten Schulen, Chaos im Nahverkehr, Kriminalität auf der Straße, Clanherrschaft und einem völlig überforderten öffentlichen Dienst erkauft werden muss?“

Ausgelöst hatte die Auseinandersetzung ein Beitrag in den sozialen Medien, in dem Palmer den Streit mit einem Studenten schilderte und dann zum Berlin-Bashing ausholte: „Wenn ich hier ankomme, denke ich immer: Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands.“ Es klappe einfach gar nichts in Berlin. Er komme mit dieser Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut nicht klar.

Besonders empört reagierte auf diese Äußerung Berlins Wirtschaftssenatorin. „Wenn Du Metropole, Vielfalt, Tempo und Lebenslust nicht erträgst, kannst Du woanders die Kehrwoche zelebrieren“, verkündete Pop - und machte diese Entgegnung über Twitter öffentlich.

Worauf ihr das Regierungsoberhaupt der 90.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt südlich von Stuttgart nun ebenso öffentlich entgegnete, sie würde sich über das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit lustig machen. Das zeige leider nur, warum es nicht besser werden könne. „Wie soll es das, wenn die Probleme nicht mal angepackt werden, sondern man diejenigen verlacht, die sie im Griff haben und anpacken?“, fragt er, um gleich auch noch in offenen Wunden zu stochern. „Du bist Senatorin für Wirtschaft. Google wollte in deiner Stadt einen Innovationscampus mit 500 Arbeitsplätzen errichten. Jetzt sollen stattdessen Non-Profit-Unternehmen kommen. Du hast das begrüßt. Weißt du was? Das verstehe ich Spießer auch nicht“, stichelt Palmer.

„Ihr verhindert gute, bezahlte Arbeitsplätze“

Und wer müsse dafür bezahlen, dass in Kreuzberg viele gute bezahlte Arbeitsplätze entstehen, fragt der Tübinger rhetorisch, um sogleich die Antwort zu geben: „Wir Spießer in Baden-Württemberg über den Finanzausgleich.“

Dabei gebe es auch in Tübingen Angst der Mieter vor Verdrängung durch die Ansiedlung zahlungskräftiger Digitalunternehmen, betont der Oberbürgermeister der 90.000-Einwohner-Stadt. Doch er halte das aus, denn bezahlbaren Wohnraum könne sich eine Stadt wie Tübingen nur leisten, wenn es ihr wirtschaftlich gut gehe. „Und das ist der Unterschied zwischen uns beiden.“ Er gehe in so einer Situation hin und sage, was notwendig sei. Man darf gespannt auf den dritten Akt im grün-grünen Schlagabtausch.

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