Berlin. Sie nennen sich selbst die „Mietpreisdämpfer“ und haben ihren alljährlichen Mietenreport unter das Motto „Wohnen bei den Guten“ gestellt. Tatsächlich sind jedoch auch in den rund 700.000 Mietwohnungen in der Hauptstadt, die die Mitgliedsunternehmen des Verbandes der Berlin- Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) verwalten, die Mieten im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: Um 3,5 Prozent auf nunmehr 5,98 Euro je Quadratmeter und Monat (kalt) bei den Bestandsmieten. Und sogar um 8,4 Prozent auf 7,45 Euro bei den Neuvertragsmieten. Das geht aus den Zahlen hervor, die der BBU am Mittwoch vorgestellt hat.
Dennoch kann sich glücklich schätzen, wer Mieter bei den vom BBU vertretenen Wohnungsbaugesellschaften ist. Denn diese zahlten im vergangenen Jahr im Durchschnitt immer noch rund sechs Prozent weniger, als im Berliner Mietspiegel als offizielle Durchschnittsmiete ausgewiesen ist (6,39 Euro). Noch deutlicher fällt der Abstand zu den üblichen Marktmieten bei Neuvertragsabschlüssen aus. Diese betrugen 2017 in Berlin rund 10,15 Euro je Quadratmeter und Monat – und lagen damit mehr als ein Viertel über dem BBU-Niveau.
„Die BBU-Mitgliedsunternehmen sind klar gemeinwohlorientiert“, sagte BBU-Vorstand Maren Kern bei der Vorstellung der Ergebnisse des BBU-Marktmonitors 2018. Das ist jedoch ganz überwiegend der Tatsache geschuldet, dass der BBU auch die sechs Berliner landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften mit ihren rund 300.000 Wohnungen sowie zahlreiche Genossenschaften vertritt. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften haben sich im sogenannten Mietenbündnis gegenüber dem Berliner Senat zu moderaten Mietpreissteigerungen verpflichtet.
Zu den im BBU vertretenen Unternehmen zählt jedoch auch die Deutsche Wohnen. Die börsennotierte Immobiliengesellschaft ist mit 110.000 Wohnungen Berlins größter und zugleich umstrittenster Vermieter. Nach Konzernangaben betrug die Miete dort in den Berliner Beständen 2017 6,16 Euro pro Quadratmeter. Im März dieses Jahres waren es schon 6,48 Euro und damit 5,1 Prozent mehr.
BBU-Studie: 84 Prozent finden Mietpreis angemessen
Richtig günstig wohnen in den 1,6 Millionen Mietwohnungen also nur die Mieter der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und der alteingesessenen Baugenossenschaften.
Angesichts der nach wie vor stark steigenden Mieten in Berlin überraschte die „Wohntrends“-Studie, die der BBU am Dienstag ebenfalls veröffentlichte. In dieser wurden Berliner in einer repräsentativen Umfrage vom Mai dieses Jahres neben der Einschätzung der Wohnkosten unter anderem auch nach der Zufriedenheit der Bewohner mit ihrem jeweiligen Wohnumfeld gefragt.
Das Ergebnis: 86 Prozent der befragten Berliner gaben an, sich in ihrem Wohnkiez wohlzufühlen. Und 84 Prozent bezeichneten die Höhe ihrer Miete als angemessen. „An dieser Aussage habe ich doch starke Zweifel“, kommentierte Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins. Viele Berliner müssten 50 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten ausgeben. „Damit kann niemand zufrieden sein.“
Neumieter zahlen 25 Prozent mehr
Berliner sind aus Angst mit der Miete zufrieden
Der Mieten-Wahnsinn – Warum die Preisbremse nicht reicht