Ein neuer Ansatz in der Intelligenzforschung: Alle Forschungsergebnisse müssen als technologisches Produkt umgesetzt werden
Menschen wollen intelligent sein, technische Produkte sollen intelligent sein. Aber was ist eigentlich Intelligenz? Unser Wissen darüber ist sehr lückenhaft. Es existieren zwar verschiedene Definitionen des Begriffs, sie geben aber keinen Aufschluss darüber, welche grundlegenden Gesetze und Prinzipien der individuellen, kollektiven oder künstlichen Intelligenz zugrunde liegen. Dies zu erforschen und zu untersuchen, ob und wo die verschiedenen Formen der Intelligenz Unterschiede oder Gemeinsamkeiten aufweisen, ist Gegenstand von „Science of Intelligence“, einem Exzellenzcluster der Technischen und der Humboldt-Universität.
An dem Projekt sind Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen beteiligt, von Psychologie, Verhaltensbiologie, Erziehungswissenschaft und Philosophie bis zu Neurowissenschaft und Informatik. Sie verfolgen einen neuen Ansatz in der Intelligenzforschung und wollen ihre Forschungsergebnisse nutzen, um neue intelligente Technologien zu schaffen. „Sämtliche Erkenntnisse, Methoden, Konzepte und Theorien müssen als technologisches Produkt umgesetzt werden, zum Beispiel Roboter, Simulationen oder Computerprogramme“, sagt Clustersprecher Oliver Brock, Professor für Robotik an der TU.
Dieser Ansatz des Clusters ermöglicht die Zusammenführung unterschiedlicher wissenschaftlicher Perspektiven und damit eine Verknüpfung, aber auch eine Überprüfung der verschiedenen Forschungsergebnisse. „Erkenntnisse, die über mehrere der beteiligten Disziplinen hinweg beständig sind, liefern wertvolle Hinweise auf die gesuchten Prinzipien der Intelligenz. Widersprüche werden dagegen zu neuen Fragestellungen führen“, erklärt Brock. Jede Disziplin habe ihre eigenen wissenschaftlichen Zielsetzungen. „Wir können Teile nur verstehen, wenn wir das Ganze verstehen.“
Bessere Roboter sind nur ein Forschungsziel
Ein Ziel des Forschungsprojekts ist, bessere Roboter zu entwickeln — nicht nur in der Fertigung, sondern zum Beispiel auch in der Alten- und Krankenpflege. Doch Brock geht es um mehr. Künstliche Intelligenz reproduziert häufig Inselbegabungen, das ist von den Herstellern meist auch so gewünscht. Computer sind in der Lage, die weltbesten Spieler im Schach oder Go zu schlagen — aber sie können nicht die Steine auf dem Spielbrett setzen. Diese Aufgabe müssen dann Menschen übernehmen.
Im Cluster „Science of Intelligence“ soll hingegen die Intelligenz des Menschen erforscht werden, also das vermeintlich Banale – das, was alle können. Dabei sind 300 Millionen Rezeptoren, die zudem ständig aktualisiert werden, an unseren Handlungen und Wahrnehmungen beteiligt. Selbst kleine Kinder schaffen es, diese Rezeptoren zu nutzen, aber wie gelingt ihnen das? Antworten auf diese Fragen führen nicht nur zu Lösungsmöglichkeiten für gesellschaftliche Probleme, sie ermöglichen auch neue Technologien, die wahrhaft intelligent sind.