Berlin. Nach jahrelanger Diskussion erhalten die Tunnel der BVG auf Kosten des Landes Berlin den LTE-Standard. Vorbild sind die U7 und U8.

In der Berliner U-Bahn das Smartphone zu nutzen, bereitet oft wenig Vergnügen. Die Nachrichtenseiten öffnen sich nicht, der Video-Stream ruckelt, die Social-Media-Botschaften laufen allenfalls stockend ein. Die mobilen Datenströme kommen in den allermeisten Tunneln nicht oder nur sehr schwach an. Nun soll es nach jahrelanger Diskussion endlich Abhilfe geben: Berlins U-Bahn wird flächendeckend mit dem Mobilfunkstandard LTE oder 4G ausgestattet.

„Viel zu lange warten die Berlinerinnen und Berliner schon auf den Ausbau des Netzes durch die Telekommunikationsunternehmen in der U-Bahn“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) der Berliner Morgenpost: „Wir unterstützen jetzt den Ausbau des schnellen Internets, sodass in der BVG ab Mitte 2019 LTE verfügbar sein wird.“

BVG-Sprecherin Petra Reetz bestätigte die Pläne, wollte sich aber nicht auf die Zeitplanung der Senatorin festlegen. Die nötigen Bauarbeiten könnten in allen Tunnelröhren im Laufe eines Jahres abgeschlossen sein, sagte Reetz. Man werde die Sendetechnik installieren, wenn ohnehin Handwerker in den Tunneln tätig seien. Das sei aber nur möglich, wenn die U-Bahnen gar nicht oder nur im Schritttempo führen.

Vorbild sind die Linien U7 und U8

Vorbild für den nun fest geplanten Ausbau sind die U-Bahnlinie 7 südlich des Hermannplatzes und der südliche Teil der U8. Dort hat der spanische Mobilfunkanbieter Telefónica, der in Deutschland das O2-Netz betreibt, bereits die technische Infrastruktur für den LTE-Standard realisiert. Es handelt sich aber nach den Worten der BVG-Sprecherin nur um einen Testlauf.

Seit mehr als vier Jahren verhandeln die BVG und die großen Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica über Internet im Berliner Untergrund. Es wurde über ein gemeinsames Vorgehen der Unternehmen gesprochen. Anfang des Jahres hatte es noch geheißen, Vodafone, Telekom und Telefónica wollten kooperieren und in sogenannten BTS-Hotels (Base Transceiver Station) ihre Mobilfunktechnik gemeinsam unterbringen. Die Stützpunkte sollten per Glasfaserverbindung mit den LTE-Modulen in den Tunneln verbunden werden.

Aber letztlich scheiterte die große Offensive am Geld. Die Konzerne waren nicht bereit, ihre Netze auf eigene Kosten auf die U-Bahntunnel auszuweiten. Die Förderung des Landes ist jedoch beihilferechtlich umstritten. Die öffentliche Hand darf die Inhaber der Netzkonzessionen bei der Versorgung mit mobilen Datennetzen nur subventionieren, wenn ein „Marktversagen“ vorliegt. Auf ein solches will sich Berlin jetzt berufen. Die Juristen in der Wirtschaftsverwaltung gehen davon aus, dass man sich das Vorgehen bei der EU in Brüssel absegnen lassen muss. Senatorin Pop ist aber entschlossen, diesen Weg zu beschreiten und den Ausbau des LTE-Netzes mit Landesgeld aus dem Sondervermögen für Investitionen zu finanzieren. Dort stehen aus den Überschüssen der letzten Jahre drei Milliarden Euro zur Verfügung.

Wlan im U-Bahnwagen ist nun keine Option mehr

Nach Informationen der Morgenpost soll es Telefónica sein, die für die Ausrüstung der restlichen der rund 120 Tunnelkilometer des Berliner U-Bahnnetzes etwa zwei Millionen Euro bekommen soll. Die eingebaute Funktechnik soll auch den Kunden anderer Mobilfunkanbieter zugutekommen.

Wlan für die U-Bahnwagen ist damit keine Option mehr. Nur auf den U-Bahnhöfen bietet die BVG Wlan-Technik an, sodass die Fahrgäste dort nicht auf ihre persönlichen Datenvolumina zurückgreifen müssen. Wlan, wo die Anwender Daten kostenfrei nutzen können, sei nicht mehr so wichtig, heißt es zur Begründung. Immer mehr Smartphone-Besitzer hätten inzwischen Verträge mit unbegrenztem Datenvolumen abgeschlossen. Für sie mache es also keinen Unterschied, ob sie für den Datentransfer zahlen oder nicht. Mit einem LTE-Standard in der U-Bahn läge die Hauptstadt in Deutschland keineswegs vorne. In Hamburg, München oder Frankfurt am Main ist ordentliches mobiles Surfen im Untergrund schon länger möglich.

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