Berlin. Die Zahl der Haftpflichtfälle war in Berlin 2017 bundesweit am höchsten. Am häufigsten melden BMW-Fahrer Schäden.
Wer in Berlin sein Auto versichert, muss einen Regionalzuschlag zahlen. Haftpflicht oder Kaskoversicherung sind damit in der Hauptstadt teurer als in ländlichen Gegenden wie etwa der Brandenburgischen Uckermark.
Die Versicherungsunternehmen lassen sich damit das höhere Risiko bezahlen. Denn Berliner Autofahrer sind deutlich öfter in Unfälle verwickelt als die Bewohner anderer Bundesländer – und melden bei den Assekuranzen entsprechend mehr Schadensfälle. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat Berlin gerade wieder in die höchsten Stufen der Regionalklassen eingeordnet.
Die Kfz-Haftpflichtschäden lagen laut GDV rund 33 Prozent, die Vollkasko-Schäden rund 42 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Nur wenige deutsche Großstädte wie etwa Essen, Gelsenkirchen oder Offenbach liegen bei der Haftpflichtversicherung in der gleichen höchsten Klasse 12. Bei der Teil- und Vollkaskoversicherung liegt Berlin auch unter den deutschen Großstädten vorne.
15,5 Prozent der Berliner melden im Jahr einen Schaden
Den Befund verdeutlich auch der „Karambolage-Report“ der Generali-Versicherung. Das Unternehmen, zu dem unter anderem der große Direkt-Vermarkter Cosmos Direkt gehört, hat 700.000 Schadenfälle des Konzerns von 2015 und 2017 ausgewertet. Demnach bleibt Berlin das Bundesland mit den meisten Unfällen. Jeder sechste Fahrzeughalter (15,5 Prozent) meldet im Durchschnitt jedes Jahr einen Schaden.
Damit ist Berlin vor den anderen Stadtstaaten Hamburg (15,4 Prozent) und Bremen (13,5 Prozent) an der Spitze der Länder. Im Bundesdurchschnitt trägt nur jedes neunte Auto (11,7 Prozent) eine Beule oder einen Kratzer davon. Im dünn besiedelten Brandenburg oder in Mecklenburg-Vorpommern liegt die Schadenhäufigkeit nur bei 10,8 Prozent.
„Allein in Berlin wurden Anfang 2018 1,2 Millionen Pkw gezählt“, erklärte Roland Stoffels, Vorsitzender der Geschäftsführung der Generali Deutschland Schadenmanagement GmbH, „es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen auf engem Raum sowie ein hohes Verkehrsaufkommen auch für eine hohe Schadenshäufigkeit in Stadtstaaten wie Berlin sorgen.“ Laut Statistischem Landesamt krachte es auf Berlins Straßen im vergangenen Jahr 143.000 Mal, Tendenz leicht steigend. Angesichts von 17.000 verunglückten Menschen handelte es sich bei der weit überwiegenden Mehrzahl der Unfälle um Blechschäden.
Im Berliner Durchschnitt liegen die Kosten pro Schaden bei 2800 Euro
In Berlin gibt es nicht nur besonders viele Beulen und Schrammen, sondern die Kosten pro Schaden sind auch bundesweit die höchsten. 2800 Euro macht jeder gemeldete Fall aus. Im Bundesdurchschnitt fallen nur 2289 Euro an. In Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind entweder die Schäden geringer oder die Werkstätten billiger, jedenfalls müssen die Versicherer dort fast 900 Euro weniger bezahlen als in Berlin.
Die Daten der Generali zeigen auch, dass die Halter teurer Autos mit hoher PS-Zahl sich häufiger an ihre Versicherung wenden als die Fahrer von Kleinwagen. So melden BMW-Fahrer doppelt so oft Schäden wie Fiat-Besitzer. Jeder siebte BMW hat pro Jahr einen Kaskoschaden, bei dem das
Auto selbst betroffen ist. Nach BMW folgen Audi und Skoda vor Mercedes und VW.
Fahrer von Autos mit viel PS melden öfter Schäden
Die Liste der Haftpflichtfälle, bei denen es um Schäden an anderen Fahrzeugen oder Personen geht, führt Mercedes vor BMW an. Wer besonders viele Pferdestärken unter der Motorhaube hat, erlebt offenbar auch viel Schlimmes mit seinem Wagen. Während nur sechs Prozent der Kfz mit weniger als 75 PS einen Schaden erlitten, waren es bei Boliden von um die 300 PS und mehr als dreimal so viele.
Mit dieser Eigenheit im Blick erklären sich auch die regionalen Daten, die der „Karambolage-Report“ für die Berliner Stadtteile ausweist. Besonders häufig müssen Kunden aus dem wohlhabenden Dahlem sich nach einem Schaden an ihrem Wagen an die Versicherung wenden. Jeder fünfte Autohalter (20,2 Prozent) hat also jedes Jahr ein Problem. Vermutlich werden hier auch überdurchschnittlich oft Premiumfahrzeuge gefahren, mutmaßen die Autoren des Reports.
Den zweiten Platz teilen sich die zentralen Stadtteile Tiergarten und Charlottenburg mit je 19,6 Prozent. An dritter Stelle folgt Wilmersdorf mit 19,3 Prozent. Deutlich entspannter geht es dagegen für die Kfz-Halter in Stadtrandgebieten wie Wannsee zu: Hier liegt die Schadenhäufigkeit bei gerade einmal 10,7 Prozent. Auch in Blankenfelde (11,1 Prozent) und Falkenberg (11,3Prozent) müssen sich Versicherungsnehmer weniger Sorgen um ihre Fahrzeuge machen.
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+++ Berlin-Podcast +++ Diese Woche bei „Molle und Korn“: Ein Besuch an der Berliner Kult-Raststätte an der Avus – natürlich mit dem Auto. Auf der Hinfahrt diskutiert im „Verkehrsspezial“: Gefährliche Radwege, Abbiege-Assistenten, Beifahrer-Pflichten und Erinnerungen an das erste Auto.
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