Berlin. Die erste Probephase, an Häftlinge Tablet-Computer zu verteilen, ist aus Sicht des Justizsenators Dirk Behrendt (Grüne) erfolgreich gewesen. Deshalb soll nun möglichst in allen Berliner Gefängnissen ein – allerdings begrenzter – Zugang zum Internet ermöglicht werden. Einen Zeitplan gibt es aber noch nicht, sagte Behrendt am Donnerstag.
Stattgefunden hatte die erste Probephase in der Berliner Justizvollzugsanstalt Heidering in Großbeeren (Teltow-Fläming). „Resozialisierung durch Digitalisierung“ ist das bundesweit einmalige Pilotprojekt betitelt. Betreut wird es vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme. Drei Monate lang bekamen rund 50 Gefangene internetfähige Tablets. Die Häftlinge können in dieser Probephase aber nur auf wenige Internetseiten zugreifen. Dazu zählt der Onlineauftritt der Bundeszentrale für politische Bildung oder auch eine Offlineversion von Wikipedia. Diese Internetseiten sind aber konsequent nicht verlinkt. Möglich ist es auch, E-Mails zu schreiben, was von den Häftlingen dann auch reichlich genutzt wurde. In den zurückliegenden Monaten waren es mehr als 250.000, die im Gefängnis ankamen oder gesendet wurden; es gibt jedoch eine Sperre für E-Mail-Anhänge.
Ein Insasse der JVA Heidering informierte am Donnerstag, dass ihm die Arbeit mit dem Tablet das Haftleben stark erleichtere. Er könne quasi ständig mit seiner Freundin und seiner Familie kommunizieren. Auch die Wiedereingliederung werde ihm durch den Zugang auf spezielle Internetseiten erleichtert, sagte der 28-Jährige – ob es nun die Agentur für Arbeit sei oder Recherchen für Möglichkeiten, den Führerschein zu erwerben. Sein Ziel sei es, nach der Haftentlassung als Busfahrer zu arbeiten. Das Tablet biete auch die Möglichkeit, sich über den Haftalltag zu informieren und online Anträge für Arztbesuche oder die Teilnahme an Sportkursen zu stellen.
Die bisherigen Kosten für die Probephase belaufen sich nach Angaben des Justizsenators auf 870.000 Euro. Die Anschaffung der umgebauten Tablets, ganz normale Massenware, seien da nur ein kleiner Posten. Bislang würden sie den Häftlingen kostenlos zur Verfügung gestellt. Perspektivisch werde das vermutlich aber anders laufen. So müssten die Gefängnisinsassen ja auch ihre Telefone und ihre TV-Geräte selber bezahlen, sagte Behrendt.
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