Sexuelle Belästigung

Streit um Hubertus Knabe eskaliert in der CDU-Fraktion

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Florian Schmidt
Hubertus Knabe wurde gekündigt

Hubertus Knabe wurde gekündigt

Foto: Tim Brakemeier / dpa

Mehrere Parlamentarier fühlten sich von Grütters Entscheidung, Knabe als Leiter der Stasiopfer-Gedenkstätte zu kündigen, übergangen.

Berlin.  In der Causa Hubertus Knabe kommt die CDU nicht zur Ruhe. Nachdem Landeschefin Monika Grütters auf dem Parteitag am Wochenende die Wogen um seinen Rauswurf als Leiter der Stasiopfer-Gedenkstätte weitgehend geglättet glaubte, ist der Streit am Dienstag in der Abgeordnetenhausfraktion erneut eskaliert. Anlass diesmal: Mehrere Parlamentarier fühlten sich von Grütters in ihrer Entscheidung, Knabe als Leiter der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen zu kündigen, übergangen.

Bisweilen scharf soll Grütters für ihr Vorgehen kritisiert worden sein, der Groll saß tief: Viele hätten sich ein frühzeitigeres Einbeziehen der Fraktion gewünscht. Knabe, so betonten es nach Morgenpost-Informationen alle Anwesenden, habe sich stark um die Gedenkstätte verdient gemacht. Unwürdig sei es deshalb, dass man ihn nun auf die Straße setze – und ihn selbst sowie andere Akteure erst spät über die Vorwürfe informiert habe. Mehrere Abgeordnete verlangten, dass sich Grütters in der nächsten Fraktionssitzung erkläre, gar von einem Wunsch nach einem regelmäßigen Erscheinen ihrerseits war die Rede. Offen äußern wollte sich zu dem Streit niemand.

Arbeitsgericht verhandelt Klage von Vize-Chef

Die Vorwürfe sexueller Belästigungen in der Gedenkstätte beschäftigen derweil auch das Berliner Arbeitsgericht. Am 29. Oktober verhandelt das Gericht die Klage des jüngst von Knabe freigestellten Vize-Direktors, er wendet sich gegen seine Kündigung. Zunächst sei eine Güteverhandlung geplant, teilte das Gericht am Dienstag mit. Der 59-Jährige äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen. Knabe selbst geht ebenfalls gegen seine Kündigung vor. Ein Verhandlungstermin für seine Klage gegen die Gedenkstätten-Stiftung steht noch nicht fest. Knabe war vorgeworfen worden, nicht entschieden genug gegen die sexuelle Belästigung von Frauen durch den Vize-Direktor vorgegangen zu sein. Der Historiker hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Auch im Förderverein der Gedenkstätte rumort es – jedoch nicht wegen Knabe, sondern wegen des früheren Vorsitzenden Jörg Kürschner, dem Nähe zur AfD vorgeworfen wird. Zwei Mitbegründer des Vereins – Wolfgang Wieland und Lukas Beckmann – haben seinetwegen am Dienstag den Verein verlassen. Bei der Neuwahl des Vorstands am Montag sei die Chance auf einen personellen und politischen Neubeginn nicht genutzt worden, teilten die beiden ehemaligen Grünen-Politiker mit. Alle neu gewählten Mitglieder würden von Kürschner unterstützt. Kürschner war im Sommer aufgrund der Vorwürfe gegen ihn zurückgetreten.

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( mit dpa )