Berlin. Der CDU-Politiker war Wirtschafts- und Finanzsenator. Er starb am Freitag im Alter von 83 Jahren.

Der frühere Berliner Wirtschafts- und Finanzsenator Elmar Pieroth ist tot. Der CDU-Politiker starb am Freitag nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie, wie seine Tochter Catherina Pieroth der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Er wurde 83 Jahre alt und hinterlässt seine Ehefrau sowie sechs Kinder, mehrere Enkelkinder und einen Urenkel.

´Der aus einer Weinbauernfamilie in Rheinland-Pfalz stammende Pieroth war mehr als ein Jahrzehnt Bundestagsabgeordneter, ehe er 1981 nach Berlin wechselte. Hier gehörte er verschiedenen Landesregierungen an: Bis 1989 als Wirtschaftssenator, von 1991 bis 1995 als Finanzsenator und von 1995 bis 1998 noch einmal als Wirtschaftssenator.

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In einem CDU-Senat, der 1981 erstmals die seit Jahrzehnten regierende SPD abgelöst hatte, konnte Pieroth bei Unternehmern schnell Sympathie gewinnen. Sein lockerer Umgangston machte es ihm leicht, unbequeme Wahrheiten über die Leistungsfähigkeit der Betriebe im damaligen West-Teil Berlins und eine im Kalten Krieg gewachsene Subventionsmentalität charmant auszusprechen.

Pieroth wollte den Wegfall der Industriearbeitsplätze durch eine Investitionsoffensive und den Ausbau etwa des Dienstleistungssektors kompensieren. Diesen Kurs setzte er nach der Einheit fort.

In der Wendezeit war Pieroth Wunschkandidat der DDR-CDU für das Amt des Wirtschaftsministers in der ersten frei gewählten DDR-Regierung. Er kam nicht zum Zuge, da man dann auf West-Politiker verzichtete.

Die Kürzungen der Berlin-Förderung und die nach der Wiedervereinigung zusammengebrochene Wirtschaft im Ostteil markierten die schwierigste Zeit seiner Amtsführung als Finanzsenator. Pieroth fuhr einen harten Sparkurs, ohne das starke Anwachsen der Staatsverschuldung verhindern zu können. 1995 wechselte er als dienstältester Senator nochmals an die Spitze des Wirtschaftsressorts. Nach seinem Ausscheiden aus der Landesregierung wirkte er eine Zeit lang als Osteuropa-Beauftragter des Senats.

Skandale um Berliner Bankgesellschaft und Glykol

Pieroths Name ist auch mit dem Skandal um die mehrheitlich landeseigene Berliner Bankgesellschaft verbunden, deren Aufsichtsratsmitglied der damalige Senator war. Sie geriet Anfang der 1990er Jahre durch risikoreiche Immobiliengeschäfte in extreme finanzielle Schieflage und musste durch Milliardenzuschüsse und Garantien des Landes vor dem Konkurs bewahrt werden.

Pieroth räumte später Fehler in seiner Risikobewertung ein. Die Haftungsrisiken für das Land seien ihm aber bei der Gründung des Konzerns nicht bekannt gewesen. Der 2006 vorgelegte Abschlussbericht eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses gab neben Managern sowie diversen CDU- und SPD-Politikern auch Pieroth Schuld an dem „größten Bankenskandal in der Geschichte der Bundesrepublik“.

Pieroth wurde am 9. November 1934 in Bad Kreuznach geboren. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst am Ausbau des Weingutes der Familie in Bingen und lebte einige Zeit in Afrika, ehe er Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Politische Wissenschaften studierte. Danach wirkte er - neben seiner politischen Arbeit im Bundestag - erneut in dem inzwischen international aufgestellten Wein-Unternehmen.

1985 war die Firma in den Glykol-Skandal um gepanschten Wein verwickelt. Auch gegen den damaligen Senator wurde in dem Zusammenhang ermittelt, das Verfahren aber eingestellt.