Berlin. Die aufgebrachten Mütter, die sich am Montagvormittag am Eingang der Spreewald-Grundschule in Schöneberg verabredet hatten, warten vergebens. Für 11 Uhr hatte sich Schulrat Matthias Goldbeck-Löwe zusammen mit der künftigen Schulleiterin Nana Salzmann angemeldet. Doch der Besuch ist abgeblasen. Offenbar scheut man die Konfrontation. Die Gesamtelternvertreterin, Hadia Mir, hatte angekündigt, dem Schulrat Anträge von Kindern der Klasse 5 B für den Wechsel an eine andere Schule übergeben zu wollen.
„Der Großteil der Schulklasse will weg, wenn Frau Unzeitig nicht bleibt“, sagte Hadia Mir der Berliner Morgenpost. Doch offenbar warten die meisten Eltern nun doch ab, wie es weitergeht. Ob sie tatsächlich bereit sind, ihre Kinder an einer anderen Schule anzumelden, ist also offen.
Eltern wollen Weggang von Schulleiterin Unzeitig verhindern
Die Stimmung ist angespannt: Die langjährige Schulleiterin Doris Unzeitig will wegen mangelnder Unterstützung durch den Senat und die bezirkliche Schulverwaltung nach Oberösterreich zurückgehen. Die Eltern wollen das nicht. Und schon gar nicht, dass die engagierte Schulleiterin noch früher als geplant die Schule verlassen muss.
Zuletzt kämpfte Unzeitig öffentlich gegen die vorzeitige Freistellung durch die Bildungssenatsverwaltung. Sie will bis 7. September ihre Aufgaben weiter wahrnehmen. Das darf sie nun auch, wie der Staatssekretär in der Bildungssenatsverwaltung, Mark Rackles (SPD), der Schulleiterin in einem der Berliner Morgenpost vorliegenden Schreiben am Montag zusicherte. „Niemand will Sie vorfristig von der Spreewald-Schule fernhalten“, schreibt Rackles. Damit rudert die Bildungssenatsverwaltung zurück. Am Wochenende noch hatte die Sprecherin von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) betont, Unzeitig sei freigestellt.
Staatssekretär Rackles kritisiert Unzeitig
Der Staatssekretär äußerte im Brief an die Schulleiterin sein Unverständnis darüber, dass sie sich über die Presse dagegen wehre, schon zum 30. August freigestellt zu werden. Er verweist auf ein aus seiner Sicht einvernehmliches Gespräch der regionalen Schulaufsicht. Dass dies einvernehmlich war, bestreitet Unzeitig nach wie vor. Rackles wirft ihr in dem Brief vor, sie schade durch ihr öffentliches Agieren massiv der Spreewald-Schule, die in ihren Leistungsdaten deutlich besser dastehe, als es das bespielte Image als „Brennpunktschule“ vermuten lasse.
Indem sie Beratungsangebote für die Schule nicht angenommen habe, habe sie die Lage verschärft – ohne ihrer Führungsaufgabe gerecht zu werden. Nun bekommt die aufmüpfige Schulleiterin einen Maulkorb verpasst: Pressegespräche zu dienstlichen Angelegenheiten wie zum Schulbetrieb oder zum Dienstverhältnis seien nur noch in direkter Abstimmung mit der Pressestelle der Senatsbildungsverwaltung erlaubt. Außerdem dürfe sie keine neuen Verträge mit externen Beratern abschließen, weist Rackles an.
Eltern der Neumarkschule bedauern Weggang von Rektorin Salzmann
Die Mütter, die am Montag früh vergebens auf den Schulrat warteten, scheinen wild entschlossen, Umschulungsanträge zu stellen. „Wenn Frau Unzeitig geht, werde ich meine beiden Kinder hier rausholen“, kündigt Youssef Mariam kämpferisch an. Nadja Hadscho sagt: „Sie hat sich doch so für die Kinder eingesetzt.“
Nachfolgerin Nana Salzmann wird am 10. September ihren Dienst antreten. Sie arbeitet nur 450 Meter Fußweg entfernt, als Vize-Schulleiterin an der Neumark-Grundschule. Auch dort herrscht nun Enttäuschung. So bedauert Hirik Nurten, von deren fünf Kindern zwei auf die Neumark-Schule gehen, den Weggang „Frau Salzmann ist eine tolle Lehrerin und Direktorin. Ich würde sie gerne hierbehalten.“
Ganze Schulklasse will weg von der Spreewald-Grundschule
Spreewald-Schule: Streit nach Weggang der Leiterin
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