Berlin. Nach dem Urlaub beginnt für viele Passagiere der Ärger. Betroffene sollten einen Verlust vor dem Verlassen des Flughafens melden.
In Berlin endeten am Sonntag die Sommerferien. Etliche Heimkehrer und Berlin-Besucher mussten sich in Geduld üben. Für sie begann die Zeit des Wartens – auf ihr Gepäck. Am Flughafen Tegel bildeten sich am Sonntagmittag an den „Lost and found“-Schaltern in den Abfertigungshallen lange Schlangen. Auch im Gepäck-Service-Center neben dem Terminal C warteten in der Mittagszeit etwa 30 Personen auf ihr verschwundenes Gepäck. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dienstleister, die sich im Auftrag der Fluggesellschaften um das Gepäck kümmern, hatten alle Hände voll zu tun.
„Aller Voraussicht nach befindet sich Ihr Koffer noch in Istanbul“, erklärte eine Servicemitarbeiterin einer Berlin-Besucherin aus Frankreich. Sie möge doch bitte am Abend unter dieser Nummer anrufen, sagte ihr die Frau in Dienstuniform in englischer Sprache und drückte ihr einen Zettel in die Hand. Der Französin war nicht mehr nach Reden zumute. Mehr als zwei Stunden lang habe sie jetzt auf dem Flughafen verbracht. „Ich fahre jetzt in mein Hotel und bitte dort an der Rezeption, dass man sich um mein Gepäck kümmert.“
Gepäck aus dem Mailand-Flieger verschollen
Bereits seit Sonnabend waren etliche Taschen, Rucksäcke und Koffer eines Fluges aus Mailand im Gepäck-Nirwana verschwunden. „Wir sind am Sonnabend gegen 22.30 Uhr aus Mailand angekommen, haben ungefähr zwei Stunden auf das Gepäck gewartet und wurden immer wieder vertröstet“, sagte Eugen T. am Sonntagmittag, dessen Rucksack verschwunden ist. „Irgendwann wurde uns gesagt, dass kein Gepäck mehr kommt. Mitarbeiter haben dann das Licht ausgemacht.“
Am Sonntag stand er mit seiner Freundin am „Lost and found“-Schalter und wollte wissen, wo sein Gepäck geblieben ist. Bis zum Nachmittag blieb die Suche erfolglos. Auch andere Passagiere aus der Mailand-Maschine von Sonnabend standen in der Warteschlange. „Ich habe in Mailand drei Wochen gearbeitet“, sagte Alexander Doardo. „Heute ist eigentlich mein freier Tag – und den verbringe ich auf dem Flughafen und warte auf mein Gepäck.“
Alice Giehm kehrte am Sonntag gemeinsam mit ihrem Sohn Jonas nach drei Wochen Urlaub in Florida nach Berlin zurück. Nach etwa 30 Minuten Wartezeit am Gepäckband hielt sie auch ihre Koffer in der Hand. Zerdrückt, halb geöffnet und notdürftig mit einem gelben Plastikband umwickelt. „Ich wollte den Koffer nicht öffnen und nachsehen, ob etwas fehlt“, sagt die Berlinerin. „Erst einmal sollen sich die Mitarbeiter den beschädigten Koffer ansehen.“ Auf welchem Flughafen das Gepäck beschädigt wurde, ist unklar. „Wir sind von Florida aus über Zürich nach Tegel geflogen“, sagt sie. „Ärgerlich ist, dass nur ein Schalter zur Verfügung steht und wir nach einem sehr langen Flug jetzt hier warten müssen.“
Größtes Verlustrisiko beim Umladen
Nach Angaben des „Sita Baggage Report 2018“ gingen 2017 weltweit 5,57 Gepäckstücke je 1000 Flugpassagiere verloren, in Europa waren es 6,94, im Vergleich zu Asien (1,92) oder Nordamerika (2,4). Bei einem Flug mit etwa 200 Passagieren bekommen also ein bis zwei Reisende ihr Gepäck nicht zurück. Ein Manager von Sita, einem IT-Dienstleister für die Luftfahrtbranche, sagte, dass das größte Verlustrisiko das Umladen des Gepäcks von einem zum anderen Flugzeug birgt. Passagiere müssen noch vor dem Verlassen des Flughafens ihren Verlust anmelden, sonst liegt die Beweislast beim Passagier. Gemäß dem „Montrealer Übereinkommen“ liegt die Obergrenze für notwendige Einkäufe bei 1200 Euro pro Passagier.