Bus- und Bahnnutzung

Streit über Kombiticket bei Berliner Großevents

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Lorenz Vossen
Es wird gefordert, die Veranstalter von Großevents zum Anbieten eines sogenannten Kombitickets zu verpflichten

Es wird gefordert, die Veranstalter von Großevents zum Anbieten eines sogenannten Kombitickets zu verpflichten

Foto: dpa Picture-Alliance / Eibner-Pressefoto / picture alliance / Eibner-Presse

Veranstalter von Großevents in Berlin sollen verpflichtet werden, die Anreise mit der BVG und der S-Bahn mitzufinanzieren.

Berlin.  Wer sich am Wochenende Richtung Olympiastadion aufgemacht hat, um die letzten Wettkämpfe der Leichtathletik-EM zu verfolgen, sollte laut Veranstalter mit der S- oder U-Bahn anreisen. Allerdings: Wer kein Monats- oder Jahresticket hatte, musste dafür bezahlen. Denn der Fahrpreis war im Eintrittspreis – anders als bei Spielen von Hertha BSC etwa – nicht inbegriffen.

Genau darum ist eine Debatte entbrannt. Von diversen Seiten wird gefordert, die Veranstalter von Großevents zum Anbieten eines sogenannten Kombitickets zu verpflichten, das neben dem Eintritt auch zur Nutzung von Bus und Bahn berechtigt. Vor allem dann, wenn das Event – wie die Leichtathletik-EM – in einer landeseigenen Stätte stattfindet. „Der Senat sollte seine Möglichkeiten hier ausschöpfen“, sagt Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb.

Den Vorwurf, dass viele Besucher aus Berlin ja bereits ein Monats- oder Jahresticket besäßen, will Wieseke nicht gelten lassen. Besonders Besucher aus dem brandenburgischen Umland könne der Fahrpreis abschrecken und sie dazu bringen, das Auto zu nehmen.

Kombitickets seien ein gutes Mittel, um Besucher bei Großveranstaltungen zur umweltfreundlichen An- und Abreise zu bewegen, heißt es seitens der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Und natürlich müssen BVG und S-Bahn bei großen Events mehr Fahrzeuge und Personal einsetzen. Dadurch entstehen Kosten, an denen sich die Veranstalter beteiligen sollten, so die Insider-Meinung vieler. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Oliver Friederici, schlägt deshalb ein verpflichtendes Kombiticket ab der 20.000-Teilnehmer-Marke vor.

Koalitionsvertrag sieht die Kombiticket-Ausweitung vor

Schon im Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün heißt es, dass man „Kombiticket-Angebote ausweiten“ wolle. Im Ende Juni verabschiedeten Mobilitätsgesetz heißt es noch präziser, dass den Besuchern vom Veranstalter „eine möglichst unkomplizierte ÖPNV-Nutzung über die Eintrittskarte, insbesondere in Form von Kombitickets, ermöglicht werden“ soll. „Wir wollen mehr Kombitickets“, bekräftigt Harald Moritz, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen.

Allein: Die Einflussmöglichkeiten des Senats gehen laut Senatsverkehrsverwaltung aber gegen null. Die Veranstalter zu einem Kombiticket zu verpflichten, sei „schlicht nicht möglich“, sagt eine Sprecherin. Stattdessen müssten diese „proaktiv“ auf die Verkehrsunternehmen zugehen und mit diesen die Konditionen aushandeln.

Hat der Veranstalter aber kein Interesse, liegt der Ball bei BVG und S-Bahn. „Unsere Fachleute versuchen immer, mit den Veranstaltern individuelle und passgenaue Lösungen zu finden“, sagt BVG-Sprecher Markus Falkner. Leider klappe das nicht immer. Etwa beim Musikfestival Lollapalooza, das im September im Olympiapark stattfindet und wie im Vorjahr mehr als 80.000 Menschen anlocken wird. Die Lollapalooza-Verantwortlichen hatten kein Interesse.

Vielen Veranstaltern ist der Ticketaufschlag – dem Vernehmen nach liegt er meist bei rund 1,50 Euro – zu viel. Auch die Verhandlungen mit den Veranstaltern der Leichtathletik-EM scheiterten am Ende trotz mehrerer Runden an den Kosten. Andere Ausrichter wie Bundesligist Hertha BSC sehen das Kombiticket als selbstverständlich an, man will seinen Fans den Service einfach anbieten. Außerdem sei es umweltbewusst.

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