Besuch bei Lesern

Zu Besuch bei Morgenpost-Leser Gerald im hohen Norden

| Lesedauer: 6 Minuten
Nina Kugler
Leser Gerald Bost in seinem Garten mit dem stellvertretenden Chefredakteur der Berliner Morgenpost, Gilbert Schomaker

Leser Gerald Bost in seinem Garten mit dem stellvertretenden Chefredakteur der Berliner Morgenpost, Gilbert Schomaker

Foto: jörg Krauthöfer

Leser Gerald Bost frühstückt mit Gilbert Schomaker, stellvertretender Chefredakteur, und erzählt Mauer- und Mühlengeschichten.

Berlin. Geboren ist Gerald Bost zwar nicht in Berlin. Wie so viele Hauptstädter. Aber gefühlt ist er natürlich ein Berliner. Zwei Jahre vor dem Fall der Mauer ist der heute 65-Jährige mit seiner Frau Ellen aus dem Rheinland nach Frohnau in den Norden von Reinickendorf gezogen. Und hat Berliner Geschichte hautnah miterlebt.

Direkt an der Grenze zu Brandenburg steht das Mehrfamilienhaus, in dem das Ehepaar Bost eine Wohnung samt Garten besitzt – vor 29 Jahren grenzte das Grundstück aber noch an die DDR. Die Bosts hatten keinen gewöhnlichen Gartenzaun – sie hatten die Berliner Mauer. Kuriose Erlebnisse inklusive. Eines Nachmittags stand in ihrem Garten plötzlich ein DDR-Grenzsoldat mit Maschinengewehr im Anschlag, erzählt Gerald Bost. „Der wollte sehen, was wir so treiben.“ Als die Mauer fiel, kamen dann ganz praktische Probleme. „Der Grenzstreifen war natürlich immer hell erleuchtet. Als die Mauer dann weg war, mussten wir Lampen am Haus anbringen – es war plötzlich ganz dunkel ohne das Flutlicht von der DDR-Seite“, erinnert sich Bost.

Eine Zeitung für die neue Heimat Berlin

Das alles erzählt Gerald Bost dem stellvertretenden Chefredakteur der Berliner Morgenpost, Gilbert Schomaker. Bei Kaffee und üppig gedecktem Frühstückstisch sitzen die beiden gemeinsam mit Ellen Bost im Garten des Mehrfamilienhauses. Im Rahmen der Jubiläumsaktionen „120 Jahre Berliner Morgenpost“ wurden zwölf exklusive Treffen mit Redakteurinnen und Redakteuren der Zeitung verlost. Gerald Bost ist einer der Gewinner. „Als ich damals nach Berlin gezogen bin, wollte ich wissen, was in meiner neuen Heimat so los ist. Seitdem lese ich die Morgenpost“, erzählt er. Bis heute ist Bost der Zeitung treu geblieben. Und hat ihr einiges zu verdanken.

Wohnung und Hobby über Zeitungsannonce gefunden

„Die Wohnung hier im Haus habe ich über eine Annonce in der Morgenpost gefunden“, erzählt Bost. Und auch auf sein langjähriges Hobby ist er dank einer Anzeige in der Morgenpost gestoßen. Vor rund 30 Jahren erregte nämlich eine kleine Meldung seine Aufmerksamkeit: Hobby-Müller für die Britzer Mühle gesucht. „Ich war eigentlich schon immer technisch interessiert“, erklärt Bost seine damalige Entscheidung, sich zum Müller ausbilden zu lassen. „Und wie das dann eben so ist in einem Verein: Ganz schnell übernimmt man irgendwelche Aufgaben.“

Dann wurden die Aufgaben größer und Bost schließlich Vorsitzender des Britzer Mühlen-Vereins. 2016 veröffentlichte er sogar ein Buch über die Mühle: „Die Britzer Mühle – ein technisches Denkmal mit bewegter Geschichte“. Im Moment bereitet Bost für nächstes Jahr einen großen Kongress für Mühlen-Interessierte aus der ganzen Welt vor. 120 Menschen erwarten er und Schirmherr Michael Müller, Berlins Regierender Bürgermeister.

Ihre Morgenpost lesen die Bosts seit einigen Jahren übrigens nicht mehr analog als Zeitung, sondern digital als E-Paper. Für ihn und seine Frau hatte diese Umstellung praktische Gründe: Da Gerald Bost oft beruflich in ganz Deutschland unterwegs ist, aber dennoch nicht auf seine Zeitung verzichten möchte, entschied sich das Ehepaar für die digitale Lösung. So können beide die Zeitung lesen – egal, wo sie sich gerade aufhalten. Trotz verschiedener Endgeräte – Smartphone, Tablet, Laptop – nutzen sie einen gemeinsamen Account. „Anfangs ist es uns schon etwas schwergefallen“, gesteht Ellen Bost. „Irgendwie hat so ein bisschen das Gemütliche und Vertraute gefehlt.“

Und noch etwas hat sie am E-Paper zu kritisieren: Leidenschaftlich gern löst sie Sudoku-Rätsel. Das geht allerdings online nicht. Gerald Bost hat aber inzwischen eine praktische Lösung für dieses Problem gefunden: Er schreibt für seine Frau das Rätsel einfach auf ein Blatt Papier ab, so muss sie nicht auf ihr Hobby verzichten.

Und während Ellen Bost morgens meist zuerst ihr Rätsel löst oder auf der „Stadtleben & Stil“-Seite liest, nimmt sich ihr Mann zuerst den Lokalteil vor. Bis heute ist es ihm besonders wichtig zu wissen, was in Berlin passiert. „Ich finde es auch toll, dass auf der Seite 1 immer regionale Themen zu finden sind.“ Besonders interessiert ihn zudem der Blick in die anderen Berliner Bezirke.

Was dem Leser im Moment Sorge bereitet

Doch manche Themen in der Zeitung bereiten Bost auch Kopfzerbrechen. Die steigenden Mieten, Gentrifizierung und Wohnungsnot betreffen ihn zwar nicht direkt. Er selbst hat vor rund 30 Jahren die Wohnung in Frohnau gekauft. Aber als Familienvater sorgt er sich um die Zukunft seiner beiden Kinder. Die sind zwar schon erwachsen. „Aber sie müssen so viel arbeiten, um sich das Leben in der Stadt überhaupt leisten zu können.“ Er findet, die Politik sei nun am Drücker, um die richtigen Antworten zu finden. „Wenn die Mieten weiter steigen – wie sollen sich Rentner das denn noch leisten?“, fragt er.

Umso glücklicher ist er, dass die Morgenpost über diese Probleme berichtet. Denn für ihn ist eine Zeitung mehr als nur ein Informationslieferant. „Im besten Fall kann sie sogar etwas verändern.“

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