Berlin. Warteschlagen, defekte Wasserpumpen und Einlassstopps – Meldungen über Probleme in den Freibädern begleiten die Hitzewelle der vergangenen Tage. Was die langen Besucherschlangen an den Kassen vermuten ließen, haben die Berliner Bäder-Betriebe am Mittwoch bestätigt: Der heiße Sommer 2018 schlägt sich bereits deutlich in den Besucherzahlen nieder. Laut einer Zwischenbilanz verzeichnete man bis zum 31. Juli in den 17 selbst betriebenen Freibädern 1,3 Millionen Gäste – und arbeitet damit an der Kapazitätsgrenze. An Spitzentagen suchen rund 40.000 Berliner Abkühlung und stellen die Technik der Bäder auf eine Härteprobe. „Wir haben einen absoluten Ausnahmesommer“, sagte Vorstand Andreas Scholz-Fleischmann bei einem Besuch im Sommerbad Kreuzberg. Schon jetzt sei das Saisonergebnis aus dem Vorjahr übertroffen worden. Damals blieb es im gesamten Sommer bei rund 1,09 Millionen Besuchern.
Jetzt wackelt der Rekord aus dem Hitzejahr 2003, als am Ende die Zwei-Millionen-Marke durchbrochen wurde. „Wir hoffen, dass wir dieses Ergebnis sprengen werden“, erklärte Scholz-Fleischmann bei der Begehung im Sommerbad Kreuzberg. Es gehört traditionell zu den beliebtesten Betrieben der Hauptstadt, konnte allein bis Ende Juli rund 210.000 Tageskarten verkaufen und lag damit noch vor dem Strandbad Wannsee mit bislang 165.000 Besuchern und dem Sommerbad Wilmersdorf, wo 138.000 Gäste Abkühlung suchten.
Technik der Bäder setzt den Öffnungszeiten Grenzen
Am Beispiel des Prinzenbades in Kreuzberg zeigt sich auch das Dilemma der Bäder-Betriebe, die derzeit technisch und personell am Limit arbeiten. Während Gäste längere Öffnungszeiten fordern, versuchen Techniker wie Peer Grabsch, einen Ausfall der Anlagen zu vermeiden. „Wenn das Wasser über Nacht nicht regenerieren kann, bekommen wir ein echtes Problem“, gibt Grabsch zu bedenken. „Bei der derzeitigen Auslastung laufen die Anlagen ständig am Limit.“ Eine Aufrüstung der Technik sei mit den jetzigen Mitteln nicht möglich, hieß es. So bleibt die Vorstellung vom Baden in den späten Abendstunden ein Traum. Tagsüber sorgen wiederum Einlassstopps an den Kassen immer wieder für enttäuschte Gesichter. Dies geschieht, um das Personal am Beckenrand nicht zu überfordern. „Wir dürfen nicht riskieren, dass unsere Leute übersehen, wenn im Wasser Gefahr droht“, rechtfertigt Scholz-Fleischmann die Beschränkungen. In einem Rekordsommer wie diesem wiegen die Personalsorgen der Bäder-Betriebe besonders schwer.
Nach Angaben des Vorstandes brauchte man mindestens 40 zusätzliche Mitarbeiter. Schon jetzt sei in den Hallenbädern Personal abgezogen worden, um die stark besuchten Freibäder zu unterstützen. Außerdem sind dort derzeit 80 Saisonkräfte im Einsatz – doch auch das ist zu wenig. Offene Stellen sind dauerhaft ausgeschrieben, aber kaum zu besetzen.
Was geschieht, wenn sich die versprochenen Öffnungszeiten nicht einhalten lassen, zeigte sich am Sonntag im Sommerbad Pankow. Hier musste das Personal die Polizei zu Hilfe rufen, weil das Bad wegen eines technischen Defektes vorzeitig schließen musste. Eine Gruppe von Gästen reagierte ungehalten, als man sie bat, das Gelände zu verlassen. Laut Scholz-Fleischmannn ein Einzelfall – „aber dass sich bei diesem Wetter die Gemüter erhitzen, kommt vor“. Wer Einlassbeschränkungen entgehen will, sollte möglichst unabhängig vom Bad früh erscheinen.
Sanierungsstau aller Bäder
Doch trotz des möglichen Rekordsommers werden die Bäder-Betriebe ihre Dauersorgen nicht los. Den Sanierungsstau aller Bäder veranschlagt der Vorstand mit 170 Millionen Euro. 2019 sollen die Hallenbäder in Tiergarten, das Wellenbad in Kreuzberg und das Paracelsusbad in Reinickendorf saniert werden. Dort bereitet schon das Strandbad Tegel Sorgen. Seit zwei Sommern liegt die bei Familien beliebte Anlage brach. Die Sanierung der maroden Abwasserrohre mit Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro war den Bäder-Betrieben zu teuer.
Nun bemüht sich die Initiative „I love Tegel“ darum, das Gelände zu öffnen. Die Senatsverwaltung für Umwelt stellt für die Genehmigung aber Bedingungen, weil das Strandbad in einem Wasserschutzgebiet liegt. Im Gespräch ist die Idee, Toilettenwagen aufzustellen. Aber zunächst müsse die Initiative die Dichtigkeit der Toilettencontainer nachweisen, erklärte eine Sprecherin. „Wir haben der Initiative mitgeteilt, dass sie einen entsprechenden Antrag bei uns einreichen kann“, hieß es. Bislang sei dies noch nicht geschehen.
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