Berlin. Ein Brandenburger Pharmaunternehmen hat wohl gestohlene Krebsmittel geliefert. Nun weitet sich der Skandal auch in Berlin aus.
Eine zweite Berliner Apotheke ist von dem Skandal um ein Brandenbruger Pharmaunternehmen betroffen. Wie das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) mitteilte, wurden die vermutlich in Griechenland gestohlenen Medikamente, die der Brandenburger Pharmagroßhandel Lunapharm weiterverkauft hatte, damit stärker in Berlin verbreitet als bisher vermutet.
Nach einer Mitteilung der Regierung von Oberfranken (Bayern) habe die Apotheke betroffene Ware des brandenburgischen Großhändlers Lunapharm über einen bayerischen Großhandel bezogen. Für die Apotheke sei aber nicht erkennbar gewesen, dass es sich um gestohlene Arzneimittel handeln könnte, da der Großhändler eine gültige Handelserlaubnis hat. Die Apotheke sei darüber sofort informiert worden, so die Senatsgesundheitsverwaltung. Bislang, so das LAGeSo weiter, gibt es aber keine Erkenntnisse, dass in Berlin Patienten geschädigt wurden.
Drei weitere Arztpraxen in Berlin betroffen
Eine Überprüfung ergab anschließend: Fünf Arztpraxen beziehungsweise medizinische Einrichtungen, davon drei in Berlin, haben die betroffenen Arzneimittel erhalten. Diese sollen nun unterrichtet werden von der Apotheke, damit sie ihre Patienten informieren können.
Bereits zuvor war bekannt geworden, dass eine Berliner Apotheke mit vier verschiedenen Medikamenten beliefert worden sei. Die Apotheke habe mit den Mitteln - in erster Linie Stoffe für die Chemotherapie - zwischen September 2015 und März 2017 sechs Arztpraxen und eine Reha-Einrichtung versorgt. Vier dieser Einrichtungen seien in Berlin.
Erste Hinweise auf den Skandal wurden wohl ignoriert
Ein Brandenburger Pharmaunternehmen soll die Medikamente an Apotheken in mehrere Bundesländer geliefert haben. Erste Hinweise darauf gab es bereits 2016, aber erst vergangene Woche wurde der Firma die Betriebserlaubnis entzogen und versucht, ausgelieferte Medikamente zurückzurufen. Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) hat inzwischen ein Versagen der behördlichen Aufsicht eingeräumt. Die Staatsanwaltschaften Potsdam und Neuruppin ermitteln.
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jub/dpa