Bei der Parade zum „Christopher Street Day“ werden Sonnabend mindestens eine halbe Million Menschen in der City West erwartet.
Am morgigen Sonnabend ist es wieder soweit: Die schwul-lesbische Parade zum „Christopher Street Day“ (CSD) zieht zum 40. Mal durch die Berliner Innenstadt – sie ist eine Demonstration im Zeichen des Regenbogens und für Menschenrechte, Freiheit und Solidarität, für Gleichstellung und gegen Diskriminierung. Und natürlich auch ein großes, schrilles Fest mit Diskomusik, bunten Kostümen und viel Spaß. Teilnehmen werden hauptsächlich „LSBTTIQ“. Das steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und andere queere Menschen.
Die Veranstalter rechnen bei bestem Sommerwetter mit mindestens einer halben Million Menschen auf den Straßen der Hauptstadt und laden alle ein, sich der Parade anzuschließen.
Der CSD erinnert an das erste bekannt gewordene Aufbegehren von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street. Dort, im Greenwich Village, fingen Homosexuelle am 27. Juni 1969 in der Bar Stonewall Inn an, sich gegen Polizeirazzien und Willkür zu wehren. In der Folge kam es zu tagelangen Straßenschlachten zwischen Homosexuellen und der Polizei. Seit den 70er-Jahren etablierten sich weltweit CSD-Paraden.
CSD in Berlin: Diese Straßen sind gesperrt
Am Sonnabend startet der Demonstrationszug unter dem Motto „Mein Körper, meine Identität, mein Leben!“ gegen 12.30 Uhr am Kurfürstendamm an der Ecke zur Joachimsthaler Straße und zieht über Joachimsthaler Straße, Augsburger Straße, Nürnberger Straße, Tauentzienstraße, Wittenbergplatz, Kleiststraße, Nollendorfplatz, Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße, Lützowplatz, Klingelhöferstraße, Hofjägerallee und Großer Stern zur Straße des 17. Juni. Zwischen 15 und 18 Uhr erreicht der Demo-Zug dann sein Ziel: das Brandenburger Tor, wo die große Abschlusskundgebung stattfinden wird.
Auftritt von ESC-Gewinnerin Netta Barzilai angekündigt
Dort wird es einen Familien- und Sportbereich geben sowie zahlreiche Stände und mehrere Bühnen. Die Moderation übernehmen Annie Heger und Eybe Ahlers. Mit von der Partie wird auch Star-DJ Felix Jaehn sein. Gegen 19 Uhr wird außerdem die Gewinnerin des Eurovison Song Contest, Netta Barzilai, singen. Das teilte die israelische Botschaft mit. Sie hatte den diesjährigen Wettbewerb mit ihrem Song „Toy“ gewonnen.
Rund um die Demostrecke müssen Autofahrer mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Bereits vormittags ab 10 Uhr wird der Kurfürstendamm zwischen Uhlandstraße und Joachimsthaler Straße gesperrt, da in diesem Bereich die Wagen Aufstellung nehmen.

Entlang der weiteren Strecke wird es ab 12 Uhr und voraussichtlich bis etwa 18 Uhr zu Einschränkungen kommen. Die Demo wird in zwei Blöcke unterteilt: vorne einen für Fußgruppen und „leisere“ Fahrzeuge, dahinter kommen die großen lauten Trucks „mit den fette Bässen“, so der Veranstalter.
Erwartet werden 59 Wagen, unter anderem auch von den Botschaften der USA, der Niederlande, Großbritanniens sowie von Parteien und dem Möbelhaus Ikea. Darüber hinaus haben sich 49 Fußgruppen angemeldet. Das war am 30. Juni 1979, als es den ersten Christopher Street Day in Berlin gab, noch anders. Damals gingen 450 Menschen auf die Straße.
Mit der Zeit sind die teilnehmenden Gruppen auch immer vielfältiger geworden. Sie vertreten alle Menschen, die nicht nach „klassischen“ Geschlechterrollen leben. Das zeigt sich an den Abkürzungen: aus „LGBT“ wurde mittlerweile „LSBTTIQ“. Das CSD-Forum hat elf Forderungen an Politik und Gesellschaft formuliert, sie drehen sich um die Themen „Trans*“, „Inter“, „Lesbische Sichtbarkeit“, „Regenbogenfamilien“, „Wissenschaft und Forschung“, „Generationen“, „Internationale Solidarität“, „Bildung und Aufklärung“, „Arbeit und Diversity“ sowie „Gesundheit“.
Vertreter der AfD sind nicht erwünscht
Nicht vertreten sein wird die AfD. Der Verein CSD Berlin hält damit einen Beschluss aus dem Jahr 2016 aufrecht. Darin heißt es: „Die Teilnehmenden am CSD Berlin stehen für ein Klima der Akzeptanz in unserer Gesellschaft – für eine Kultur, die Geflüchtete willkommen heißt. Menschen und Organisationen, die versuchen, ein Klima der Angst und Ausgrenzung zu schaffen, wie es AfD, BERGIDA und NPD tun, sind beim CSD nicht willkommen.“
David Eckert, der Berliner Landesvorsitzende der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative, hatte sich über einen vom CSD abgelehnten Teilnahme-Antrag beschwert. Er kündigte an, auf jeden Fall zum CSD gehen zu wollen.