Bauarbeiten

S-Bahn hält zwei Wochen lang nicht am Bahnhof Zoo

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Thomas Fülling
Die S-Bahn fährt zwei Wochen lang nicht zwischen den S-Bahnhöfen Tiergarten und Charlottenburg (Archiv)

Die S-Bahn fährt zwei Wochen lang nicht zwischen den S-Bahnhöfen Tiergarten und Charlottenburg (Archiv)

Foto: Reto Klar

Ab Montag wird der Zugverkehr zwischen Tiergarten und Charlottenburg für zwei Wochen eingestellt. Es gibt noch mehr S-Bahn-Sperrungen.

Berlin. Erst in den vergangenen beiden Jahren mussten S-Bahn-Kunden unter teils mehrwöchigen Bausperrungen auf der Stadtbahntrasse leiden. Anschließend versprach die Deutsche Bahn, dass die Fahrgäste auf dieser wichtigen Strecke quer durch die Berliner Innenstadt erst einmal von Arbeiten verschont bleiben. Das Versprechen hielt nicht mal ein Jahr. Denn ab kommendem Montag wird die Stadtbahn schon wieder zur Baustelle.

Vom 23. Juli an bis zum 3. August wird der Zugverkehr zwischen Tiergarten und Charlottenburg eingestellt, kündigte die S-Bahn jetzt an. Auch am Bahnhof Zoologischer Garten werden rund zwei Wochen lang keine S-Bahn-Züge mehr halten.

Betroffen sind die Nutzer der Linien S3, S5, S7 und S9. Sie müssen dann entweder in Busse und Regionalzüge umsteigen oder sich Alternativrouten zu ihren Zielen in der City West suchen. Der Verkehr auf den benachbarten Fernbahngleisen soll aber während der Sperrung bei der S-Bahn weiter rollen.

Für die Arbeiten werden beide Gleise gleichzeitig gesperrt

Nach Unternehmensangaben sind auf der S-Bahn-Strecke zwischen Tiergarten und Charlottenburg umfangreiche Bauarbeiten geplant. Weil sie nach 13-jähriger Nutzung verschlissen sind, müssten auf insgesamt 6000 Meter Länge die Gleise erneuert werden. Auf der stark befahrenen Strecke werden aber nicht nur Schienen ausgetauscht, sondern auch die Stegdämpfer, die die Lärmbelastung der Anwohner reduzieren sollen.

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Für die Bauarbeiten müssen laut Bahn beide Gleise gleichzeitig gesperrt werden. Nur so sei es möglich, auf dem einen Gleis das erforderliche Material an- und abzutransportieren, während auf dem anderen die eigentlichen Arbeiten ausgeführt werden. Weil auf den benachbarten Fernbahnschienen weiter Züge fahren, werden zur Sicherung der Bahnarbeiter feste Absperrungen eingerichtet.

Letzte große Sperrung im Oktober 2016

Wie es weiter heißt, soll die rund zweiwöchige Sperrzeit auch genutzt werden, um die Leit- und Sicherungstechnik „auf den neuesten Stand“ zu bringen. Erst im Oktober 2016 hatte die S-Bahn zwei Wochen lang den Zugverkehr zwischen Friedrichstraße und Charlottenburg einstellen müssen. Damals war das neue, elektronisch gesteuerte Zugsicherungssystem ZBS (Zugbeeinflussungssystem S-Bahn Berlin) eingebaut worden.

Es löste die alte, mechanisch arbeitende Fahrsperre ab. Aufgabe beider Systeme ist es zu verhindern, dass Triebfahrzeugführer – etwa aus Unaufmerksamkeit oder aufgrund gesundheitlicher Probleme – ein Halt zeigendes Signal überfahren. Die Nachfrage der Berliner Morgenpost, warum die aktuell angekündigten Arbeiten nicht bereits bei vorherigen Sperrpausen ausgeführt wurden, konnte die Bahn am Dienstag nicht beantworten.

Auch Bauarbeiten an der S3 in Karlshorst

Die Streckensperrung hat umfangreiche Folgen. So wird die S5 nur noch zwischen Strausberg Nord und Ostbahnhof (statt bis Westkreuz) fahren. Die S3 wird geteilt, verkehrt zwischen Erkner und Tiergarten (ohne Halt in Karlshorst) sowie zwischen Charlottenburg und Spandau.

Weil gleichzeitig auch noch an den Brücken in Karlshorst gearbeitet wird, gibt es für die S3-Nutzer zusätzlich noch vom 27. Juli bis zum 30. Juli Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Köpenick und Ostkreuz. Auch auf den Linien S7 und S9 wird der Zugverkehr zwischen Tiergarten und Charlottenburg unterbrochen.

Die S-Bahn richtet zwischen beiden Stationen einen – allerdings wenig empfehlenswerten – Busersatzverkehr ein. Räder, Kinderwagen und Rollstühle werden nur „im Rahmen vorhandener Kapazitäten“ mitgenommen. Bessere Alternativen sind die Züge im Regionalverkehr (RE1, RE2, RE7 sowie RB14, RB21 und RB22), die faktisch im Viertelstundentakt über die Stadtbahn fahren.

Weitere Behinderungen auf der S2 im Nordosten

Kräftig gebaut wird bei der Bahn auch am Karower Kreuz im Berliner Nordosten. Seit Wochenbeginn wurde dafür die Sperrung für die Linie S2 auf den Abschnitt Buch–Blankenburg ausgeweitet. Für viele S-Bahn-Kunden bedeutet dies einen noch zeitaufwendigeren Schienenersatzverkehr (SEV). Speziell die Busse der vorwiegend von Pendlern genutzten Expresslinie S2X sind dabei oft völlig überfüllt, klagen derzeit S-Bahn-Kunden.

Laut S-Bahn sind auf der SEV-Strecke zwischen Pankow-Heinersdorf und Buch aktuell 20 Busse auf der lokalen Linie (mit Zwischenhalt in Karow) und acht Busse auf der Expresslinie im Einsatz. Hinzu kämen für beide Linien fünf Reservebusse, die bei hohem Fahrgastaufkommen eingesetzt werden können.

Auf dem nun verlängerten Streckenabschnitt könne es „im Einzelfall durch erhöhtes Verkehrsaufkommen“ zu Verspätungen kommen. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Busunternehmen laufe der SEV aber „aktuell ohne größere Störungen“, heißt es. Die Bahn widersprach zudem Gerüchten, wonach die Arbeiten am Karower Kreuz im Verzug seien. Die Sperrung werde wie angekündigt am 17. August beendet sein, so ein Sprecher.

Neues Programm der Berliner S-Bahn vorgestellt

Am Mittwoch hat die Berliner S-Bahn ihr umfangreiches Programm "S-Bahn Plus" zur Verbesserung von Qualität und Service sowie mehr Pünktlichkeit im Nahverkehr vorgestellt. Darin aufgeführt sind insgesamt 180 Punkte. Mit der Qualitätsoffensive will die S-Bahn noch in diesem Jahr starten.

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