Leihräder

Leihrad-Anbieter Obike gerät in Schieflage

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Florian Schmidt & Christian Latz
Die Zahl der Leihfahrräder in Berlin steigt stetig

Die Zahl der Leihfahrräder in Berlin steigt stetig

Foto: Reto Klar

Leihrad-Anbieter Obike steht offenbar vor Problemen. Eine andere E-Bike-Firma plant den Einstieg in den Berliner Markt.

Berlin. Der eine kommt, der andere geht: Der aus Singapur stammende Leihrad-Anbieter Obike steht offenbar vor geschäftlichen Problemen. Tausende Räder müssen eingesammelt werden, möglicherweise auch in Berlin. Dafür hat eine neue E-Bike-Firma Interesse an der Hauptstadt angemeldet – zusätzlich zum jüngst angekündigten Start der Uber-Tochter „Jump“.

Um welches Unternehmen es sich dabei handelt, ist noch offen: Die Firmenbezeichnung sei noch nicht bekannt, heißt es in einer Senatsantwort auf eine AfD-Anfrage im Abgeordnetenhaus, die der Berliner Morgenpost vorliegt. Auch die Zahl der zusätzlichen Räder sei dem Senat noch nicht kommuniziert worden.

Obike steht derweil in seiner Heimatstadt Singapur vor größeren Problemen, die womöglich auch Kunden in Berlin betreffen könnten. Grund sind Berichten zufolge neue Gebühren, die in Singapur eingeführt wurden – und
Obike nun dazu zwangen, den Dienst vor Ort einzustellen. Fraglich ist noch, was aus den Rädern in Berlin wird, und ob Kunden ihre Kaution zurückerhalten. Obike war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der Verkehrsverwaltung war die neue Entwicklung am gestrigen Freitag noch nicht bekannt. Auf Anfrage teilte Sprecher Matthias Tang mit, dass letztlich die Bezirke übrig gebliebene Fahrradleichen entsorgen müssten, sollte Obike das nicht selbst erledigen.

Verkehrsverwaltung verweist auf den Datenschutz

Die oppositionelle AfD ärgert sich über die Unwissenheit beim Senat. „Dass der Senat weder von der Pleite weiß noch den neuen Anbieter kennt, zeigt, wie gering das Interesse an den Leihrad-Anbietern ist“, kritisiert der Verkehrspolitiker Frank Scholtysek. Dasselbe gelte auch für die genaue Zahl der Räder, die auf den Straßen Berlins unterwegs sind und die Daten, die die Anbieter generieren. Wie ebenfalls aus der Senatsantwort hervorgeht, hatte die Verkehrsverwaltung im April die Anbieter abgefragt, aber keine Antwort erhalten.

Scholtysek zufolge sei ferner wünschenswert, GPS-Daten von den Herstellern zu erhalten, um Verkehrsströme in Berlin besser abbilden zu können. CDU-Verkehrspolitiker Oliver Friederici findet hingegen: „Wir brauchen eine Kennzeichnungspflicht, um genau zu registrieren, wie viele Räder es gibt.“

Die Verkehrsverwaltung teilte auf Anfrage mit, dass man sich sehr wohl bemühe die Zahl der Räder herauszufinden. Tang: „Wenn uns die privaten Anbieter die genauen Angaben nicht geben, können wir das nicht ändern.“ Zur Frage einer möglichen Nutzung der GPS-Daten sagte Tang: „Sicherlich wäre das gut. Dafür müssten aber zunächst datenschutzrechtliche Aspekte geklärt werden.“