Dürre

Schnelle Hilfe nötig - Berlins Grünflächen trocknen aus

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Brigitte Schmiemann
Berlins Grünflächen sind vertrocknet.

Berlins Grünflächen sind vertrocknet.

Foto: pa/dpa/Paul Zinken

Wegen der anhaltenden Hitze soll die Berliner Stadtreinigung die Bezirke beim Wässern unterstützen. Auch die Berliner sollen mithelfen.

Berlin. Der Rasen vor dem Reichstag ähnelt einem Stoppelacker, die Mittelstreifen vieler Straßen einer Steppe. Die lang anhaltende und extreme Trockenheit macht der Natur auch in der Stadt zu schaffen. Der Senat und die Bezirke sind deshalb im Gespräch mit der Berliner Stadtreinigung (BSR), ob sie das Wässern des Grüns und der Bäume mit ihren Spülfahrzeugen unterstützt.

Die Dürre stellt Berlins dafür zuständige Straßen- und Grünflächenämter, die in den vergangenen Jahren viel Personal eingespart und noch nicht wieder ersetzt haben, vor große Herausforderungen. Die Entscheidung darüber, ob die BSR unterstützend hilft, soll nach Auskunft von Derk Ehlert, Sprecher von Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne), deshalb auch schnell fallen. Die Idee werde unterstützt, ebenso begrüße es der Senat, wenn Bürger Bäume gießen.

900 Kubikmeter Wasser pro Stunde für den Tiergarten

Die Beregnungsanlagen des Straßen- und Grünflächenamtes in Mitte laufen am Limit. Jedenfalls wenn sie funktionieren und nicht wie am Reichstag aus Altersschwäche nur sporadisch funktionieren. Für den Großen Tiergarten gibt es ein eigenes Bewässerungssystem. So pumpt das alte Pumpwerk am Katharina-Heinroth-Ufer 900 Kubikmeter Wasser pro Stunde aus dem Landwehrkanal und versorgt damit den 200 Hektar Großen Tiergarten. Aus den mehr als 1000 Entnahmestellen fließt das Wasser dafür in 60 Kilometer Leitungen, mit denen das durstende Grün bewässert wird. Von früh um 6 Uhr bis nachmittags um 15 Uhr.

Den größten sichtbaren Schaden weise bei diesen Temperaturen der Rasen auf den Wiesen auf. Der ist laut Grünflächenamt bei diesen extremen Hitzeintervallen auch nicht zu halten, erholt sich aber relativ schnell, wenn es kühler wird oder Regen einsetzt.

Der April war in diesem Jahr zu nass, Mai und Juni aber zu trocken. „In Tempelhof wurden für den Mai 14,4 Liter Regen gemessen, das sind 26 Prozent des durchschnittlichen Wertes. Im Juni waren es dort 33,9 Liter Regen, was 57 Prozent des durchschnittlichen Wertes entspricht“, sagte Meteorologin Janina Wendling vom privaten Wetterdienst „Wetter Kontor“ auf Anfrage der Berliner Morgenpost.

Jungbäume an den Straßen benötigen Versorgung

Die alten Wald- oder Parkbäume, die im Grundwasser stehen, haben damit noch keine Probleme. Aber die Jungbäume an den Straßen – in Mitte sind das 3000 der 28.000 Straßenbäume – müssen von Mitarbeitern der Straßen- und Grünflächenämter versorgt werden. Dort kann es zu Ausfällen kommen, da sich die Hitze in den Häuserschluchten und Straßen besonders negativ auswirkt.

440.000 Straßenbäume wachsen nach Auskunft von Derk Ehlert in Berlin, noch mal genauso viele in den Parks und Grünanalgen. Außerdem eine ungezählte Anzahl auf Privatgrundstücken und in den Wäldern. Das Bezirksamt Mitte hatte Ende Mai einen Aufruf zur Bewässerung an die Bevölkerung gestartet.

Jetzt appelliert auch die Senatsumweltverwaltung an die Berliner, Bäume zu wässern. „Alle Bäume, die frisch gepflanzt sind, müssen noch einmal drei Jahre gepflegt werden. Darüber gibt es oft Verträge mit den Firmen, die auch zweiwöchiges Wässern beinhalten.

Bei diesen Temperaturen reicht das aber nicht“, so Ehlert. Es habe wenig Sinn, jeden Tag einen Eimer Wasser zu geben. Das erreiche nicht die Wurzeln der Bäume in etwa einem Meter Tiefe. Besser sei es, ein- bis zweimal die Woche eine größere Menge Wasser zu gießen: acht bis zehn Eimer jeweils mit zehn Litern gefüllt würden dem Jungbaum sehr helfen. Ältere Bäume, deren Wurzeln in die Tiefe gehen, seien nicht betroffen.

Wasserbedarf der Pflanzenist sehr unterschiedlich

Auch in den Späth’schen Baumschulen wird viel Wasser verbraucht. Beate Rißmann, Leiterin des Pflanzenverkaufs, weist aber darauf hin, dass der Wasserbedarf der Pflanzen sehr unterschiedlich ist: „Wer meint, dass viel Wasser grundsätzlich viel hilft, der kann es schaffen, selbst bei dieser Trockenheit Pflanzen zu ersäufen. Rosen, Wildgehölze, Lavendel und alle silberlaubigen Pflanzen, deren Blätter das Sonnenlicht reflektieren, können mit Trockenheit ganz gut umgehen. Hortensien allerdings, insbesondere Bauernhortensien, und alle anderen Pflanzen mit großen Blättern brauchen enorm viel Wasser.“

Sie rät zudem: „Man sollte daran denken, dass die Pflanzen ja auch mit uns reden. Sie können nur nicht so schnell reden. Spätestens wenn die Blätter hängen, sollte man verstehen, was das heißt: ‚Bitte, bitte gießen!‘“

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