Die BVG betont die Umweltfreundlichkeit ihrer Flotte. Die FDP bezweifelt die Angaben - und propagiert den Autoverkehr.

Busse sind im Vergleich zum gesamten Berliner Autobestand in der Ökobilanz die bessere Alternative, nur moderne Kleinwagen mit geringem Diesel-Verbrauch schneiden ähnlich gut ab. So lassen sich Zahlen zur Fahrgastauslastung und zum Verbrauch interpretieren, die der Senat auf Anfragen des FDP-Abgeordneten Marcel Luthe vorgelegt hat. Laut Luthe verbrauchen Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) pro Person und Strecke im Durchschnitt sogar mehr Diesel als viele Klein- und Mittelklassewagen. Dazu stellte BVG-Sprecher Markus Falkner klar: „Es ist unfair, nur modernste Autos zu betrachten. So wie unser Busbestand aus älteren und sehr aktuellen, aus größeren und kleineren Modellen besteht, so muss auch der gesamte Autobestand betrachtet werden.“ Da stünden die Busse deutlich besser da.

Nach den Angaben erreichen die Busse einen Durchschnittsverbrauch von 3,3 Litern Diesel auf 100 Kilometer pro Fahrgast. Laut BVG schlucken ihre 1388 Busse je nach Modell zwischen 41,9 und 63 Liter Diesel auf 100 Kilometer (Stand: 2017). Am meisten verbraucht ein Teil der Doppeldecker-Flotte. Gelenkbusse kommen auf 57,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer, normale Eindecker auf 41,9 Liter. Im Durchschnitt ergibt das knapp 53 Liter Dieselverbrauch. Gleichzeitig gibt die BVG an, dass durchschnittlich 16 Menschen in ihren Bussen sitzen – macht 3,3 Liter pro Person und 100 Kilometer. Eingerechnet sind alle Buslinien, Wochentage und Uhrzeiten. Im Berufsverkehr sind viele Busse natürlich voller. Dafür andere abends oder am Wochenende auch deutlich leerer.

FDP-Politiker Luthe hält Auto für „vielfach ökologisch sinnvoller“

Der Verbrauch aller Autos liegt laut Bundesverkehrsministerium im Schnitt jedoch bei 7,2 Liter Benzin oder Diesel, im Stadtverkehr eher bei 8 bis 8,5 Liter. Dennoch hält der FDP-Abgeordnete Luthe die pauschale Aussage, Busse seien in Berlin umweltfreundlicher als Pkw, für falsch. Trotz Busspuren von 100 Kilometern Länge und mehrerer Hundert Millionen Euro jährlicher Landeszuweisungen für die BVG sei es „vielfach ökologisch und ökonomisch sinnvoller“, ein modernes Auto statt einen BVG-Bus zu nutzen, meinte Luthe. Er forderte den Senat auf, die Tangentialverbindung Ost sowie das nächste Teilstück der A 100 zu bauen, mehr Parkplätze zu schaffen und den Verkehrsfluss auf den Straßen zu beschleunigen.

Die niedrig erscheinende Durchschnittszahl der Fahrgäste komme auch zustande, weil BVG-Busse bewusst in der ganzen Stadt und rund um die Uhr unterwegs seien, also auch auf Strecken am Stadtrand und nachts, wo nur wenige Fahrgäste einsteigen würden, sagte Unternehmenssprecher Falkner. Das sei aber für viele Menschen nötig zur Berufsausübung oder Teilnahme am öffentlichen Leben. Zudem müsse der Flächenbedarf gerade im Berufsverkehr betrachtet werden. „In einen Doppeldecker passen mehr als 100 Menschen. Wären die jeweils in 75 Autos unterwegs, hätten wir Dauerstau auf den Straßen.“

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