Radfahr-Unfälle in Berlin

Experte erklärt: So ließen sich Radfahr-Unfälle vermeiden

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Martin Nejezchleba
ARCHIV - 17.08.2017, Hamburg: Ein Fahrrad liegt nach einem Verkehrsunfall auf der Straße. Die Zahl der Verkehrsunfälle auf Hamburgs Straßen ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. 2017 gab im Vergleich zu den Vorjahren auch weniger Verletzte, wie die Polizei Hamburg am Donnerstag (01.03.2018) in ihrer Verkehrssicherheitsbilanz mitteilte. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 17.08.2017, Hamburg: Ein Fahrrad liegt nach einem Verkehrsunfall auf der Straße. Die Zahl der Verkehrsunfälle auf Hamburgs Straßen ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. 2017 gab im Vergleich zu den Vorjahren auch weniger Verletzte, wie die Polizei Hamburg am Donnerstag (01.03.2018) in ihrer Verkehrssicherheitsbilanz mitteilte. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: Daniel Bockwoldt / dpa

Siegfried Brockmann ist Unfallforscher aus Berlin. Im Interview erklärt er, wie sich Unfälle vermeiden lassen und kritisiert den Senat.

Zwei tote Kinder nach Fahrradunfällen, mehrere Verletzte im Straßenverkehr. Das ist die Bilanz der letzten Tage. Sind solche Unfälle zu vermeiden? Wie? Fragen für Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer in Berlin. Die wird vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft finanziert, forscht mit unabhängigen
Instituten zur Verkehrssicherheit.

Herr Brockmann, werden die Straßen Berlins gefährlicher?

Siegfried Brockmann: Eines ist klar: Die Zahl der Radfahrer hat stark zugenommen, und das bringt automatisch mehr Unfälle. Die Frage ist: Ist die Zunahme überproportional? Das sehe ich nicht so, auch wenn einzelne spektakuläre Unfälle es anders aussehen lassen.

Laut Verkehrsunfallstatistik 2017 gab es etwas mehr Verkehrsunfälle als im Vorjahr, aber deutlich weniger Tote. Auch waren es weniger Unfälle mit Radfahrern. Geht es um eine gefühlte Verunsicherung?

Die Unsicherheit ist schon real. Auch, wenn manche Radaktivisten das nicht wahrhaben wollen: Radfahrer sind ungeschützte Verkehrsteilnehmer, Unfälle führen fast immer zu Verletzungen.

Was sind Gründe für die Unfälle?

Autos und Fahrräder sind begrenzt kompatibel. Die meisten Unfälle passieren immer da, wo Autos und Radfahrer aufeinandertreffen: an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstücksausfahrten. Mehr Räder bedeuten dort auch mehr Unfälle. Manchmal reichen einfache Maßnahmen. Wenn an Kreuzungen der alte Radweg durch Hecken oder parkende Autos schlecht einsehbar ist, reicht es, die Radspur auf die Fahrbahn zu verlegen. Aber oft ist es komplizierter und teurer, müssen Kreuzungen umgebaut werden.

Und passiert da genug?

Das Mobilitätsgesetz ist ein Fortschritt. Jährlich sollen an die zehn Unfallschwerpunkte entschärft werden. Aber eigentlich müssten an die 1000 Schwerpunkte akut bearbeitet werden.

Das heißt, der Senat muss mehr für die Radfahrer tun?

Ich bin vor allem dagegen, dass man ständig so tut, als sei Radfahren einfach eine tolle Sache, die alle machen müssten. Und gleichzeitig kommt man mit dem Ausbau der Infrastruktur nicht hinterher. Diese Politik ist ein Versuch am lebenden Objekt.

Es müssen also mehr Radspuren her, aber wie verkauft man das den Autofahrern?

Radspuren allein sind keine Sicherheitsmaßnahme. Sogar das Gegenteil kann der Fall sein. Breite Radwege können den Verkehr beschleunigen, an der nächsten Kreuzung kann das dann zu mehr Unfällen führen. Wir brauchen echte Sicherheitsmaßnahmen, etwa separate Ampelphasen beim Abbiegen.

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