Berlin. Über Berlin ist am Freitag ein Gewitter gezogen. Besonders betroffen war der Südosten der Stadt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte eine Unwetterwarnung herausgegeben. Die DWD-Experten schrieben in ihrer "Vorabinformation Unwetter" von lokal schweren Gewittern mit heftigem Starkregen von bis zu 40 Liter pro Quadratmeter und Stunde, Hagel mit einem Durchmesser um die drei Zentimeter und Sturmböen von bis zu 85 km/h.
Die Warnung bestand seit 12 Uhr. Bis zum frühen Abend blieb es allerdings heiter und trocken in der Hauptstadt. Gegen 18.30 Uhr dann begann es im Osten der Stadt zu gewittern, in Neuenhagen zum Beispiel regnete es kräftig. In Köpenick wurden Straßen vom Starkregen überflutet. Die Straßen standen so sehr unter Wasser, dass zeitweise die Straßenbahnen nicht mehr durchkamen. Die Feuerwehr setzte Pumpen ein, um die Wassermassen abzuleiten.
Auch in Lichtenberg regnete es stark. An der Schlichtallee lief die Unterführung voll. An der Friedlander Straße in Adlershof knickte ein Straßenbaum um.
Flugbetrieb in Tegel und Schönefeld kurzzeitig eingestellt
Wegen des Unwetters stellten die Flughäfen Schönefeld und Tegel den regulären Flugbetrieb am Freitag zeitweise ein. In Schönefeld gab es zwischen 17.45 Uhr und etwa 20 Uhr aus Sicherheitsgründen keine Abfertigung von Maschinen, wie die Flughafenbetreiber mitteilten. Maschinen, die bereits Passagiere und Gepäck aufgenommen hatten oder kurz vor dem Unwetter gelandet waren, mussten warten. Das Terminal A wurde teilweise für kurze Zeit gesperrt, weil Wasser in das Gebäude gelaufen war.
Fast 70 Flüge fielen aus, 250 Verbindungen verspäteten sich. Passagiere, die während des Unwetters bereits in Flugzeugen saßen, mussten dort ausharren, bis der Betrieb wieder aufgenommen worden war.
Am Flughafen Tegel wurde die Abfertigung um 19.45 Uhr eingestellt. „Passagiere, die sich schon oder noch in den Flugzeugen befinden, müssen sich gedulden, bis ein gefahrloses Be- und Entladen der Maschinen wieder möglich ist“, teilte die Flughafengesellschaft mit. Ein Flughafensprecher sagte am Sonnabendmorgen, in Tegel seien 50 Verbindungen ausgefallen, in Schönefeld 16. 50 Verbindungen waren verspätet.
Auch am Sonnabendmorgen kam es noch vereinzelt zu Verspätungen bei der Abfertigung und sogar zu Flugausfällen, wie die Berliner Flughäfen via Twitter mitteilten. Wegen eines erneuten Gewitters Sonnabendmittag wurde die Abfertigung dann noch einmal für einige Zeit eingestellt. Laut einem Sprecher konnte der Betrieb nach einer knappen Stunde wieder aufgenommen werden.
Gegen 19 Uhr erreichten die schwarzen Wolken Mitte, dort regnete es in Strömen, während in der City West zunächst noch die Sonne schien. Eine Viertel Stunde später erreichte der Regen dann auch Charlottenburg, zunächst verhalten, gegen 19.30 Uhr dann kräftig. Die Polizei meldete bis zu späteren Abend keine wetterbedingten Einsätze für Berlin. Etwa eine halbe Stunde später beruhigte sich das Wetter dann auch wieder im Sadtzentrum. Verletzt wurde nach bisherigen Erkenntnissen niemand. Gegen 20 Uhr wurde die Unwetterwarnung wieder aufgehoben.
An der Neuköllner Werrastraße stürzte vermutlich infolge der Regenmassen gegen 2 Uhr ein Baum auf die Straße und begrub mehrere Autos unter sich. Die Feuerwehr zersägte den Stamm und transportierte die Überreste ab.
Am Sonnabend sanken die Temperaturen deutlich. Maximal sollten 27 Grad erreicht werden. Dabei kann es immer wieder zu Niederschlägen kommen. Ab Sonntag lässt sich die Sonne laut Wetterbericht wieder öfter blicken. Die ganz große Hitze ist dann aber vorbei, die Temperaturen steigen maximal noch auf 27 Grad.
Eine Unwetterwarnung hatte der DWD schon am Mittwoch für Berlin herausgegeben. Tatsächlich sorgte ein heftiges Gewitter vor allem in der City West für starke Regenfälle und Hagel - allerdings rund zweieinhalb Stunden später als erwartet. In vielen östlichen Bezirken blieb es sogar komplett trocken.

Auch in anderen Teilen Deutschlands kommt das Wetter nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Freitag hatten Gewitter unter anderem im Saarland und Rheinland-Pfalz gewütet und Straßen und Keller unter Wasser gesetzt. In Baden-Württemberg war vor allem der Norden des Bundeslandes betroffen.
Wetter-Bilanz: Heißester Mai in Berlin seit 110 Jahren
Berlin hat seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1908 noch nie einen so heißen Mai erlebt. „Wir haben die älteste Messstelle der Stadt“, sagt Thomas Dümmel, Meteorologe an der Freien Universität Berlin. „Aber auf 17,6 Grad im Durchschnitt hat es bisher noch kein Mai gebracht. Normal sind 13,4 Grad.“ Auch bei den Sonnenstunden habe der Wonnemonat das bisherige Rekordjahr 1989 getoppt. Damals zeigte sich die Sonne insgesamt 336 Stunden lang, nun waren es 357. „Normal sind 221 Stunden“, ergänzt Dümmel.
Der Mai brachte es in der Hauptstadt nach den Messungen an der FU auf 14 Sommertage über 25 Grad. Normal seien lediglich drei solcher Tage, sagt Dümmel. Auch vier heiße Tage über 30 Grad waren schon dabei. „Normal ist schlicht gar keiner“, ergänzt er. Und an 24 Tagen kletterte das Thermometer auf um die 20 Grad - doppelt so häufig wie sonst üblich im Mai. Nur die Rekord-Höchsttemperatur in 110 Jahren verfehlte der diesjährige Wonnemonat mit 32,4 Grad knapp. 2005 gab es nach der FU-Statistik einen Maitag mit 33,3 Grad.
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