IHK-Prognose

Berlin im Konjunkturhoch - Gewerbeflächen werden knapp

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Joachim Fahrun
Die Kräne einer Baustelle in Berlin: Die Konjunkturprognose der IHK fällt überwiegend positiv aus

Die Kräne einer Baustelle in Berlin: Die Konjunkturprognose der IHK fällt überwiegend positiv aus

Foto: dpa

Die Wirtschaft läuft in Berlin. Aber fehlende Flächen und steigende Immobilienpreise könnten Firmen abwandern lassen, sagt die IHK.

Berlin. Noch läuft die Wirtschaft in Berlin rund, aber die Industrie- und Handelskammer (IHK) warnt, dass Gewerbeflächen in der Stadt knapp werden. Steigende Standortkosten führten dazu, dass Berlin Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen deutschen Großstädten verliere. Die IHK hatte 50 meist kleinere Unternehmen befragt, die Berlin in den vergangenen Jahren verlassen haben. Fazit: Zwei Drittel nannten als Grund fehlende Flächen oder die Immobilienpreise.

Seit 2013 seien 3700 Unternehmen aus Berlin weggezogen, sagte Katharina Zalewski von der IHK. Ein Drittel davon siedelte sich in Brandenburg an. Laut IHK werden in Berlin nur vier Prozent der Flächen für Gewerbe genutzt, deutlich weniger als in Bremen und Hamburg. „Das kann langfristig die Attraktivität Berlins gefährden“, sagte Zalewski. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bestätigte den Trend. „Kleine Betriebe finden in der Innenstadt nichts mehr“, so Pop. Unabhängig von der IHK-Umfrage kündigte sie am Dienstag an, dass das Land verstärkt Flächen für Gewerbeansiedlungen kaufen wolle. Die landeseigene Berliner Immobilienmanagement-Gesellschaft suche geeignete Grundstücke aus, etwa nach Vorkaufsrechten und ablaufenden Erbbaurechten. Auch Grundstücke des Bundes kommen in Frage. Ein neues Landesunternehmen solle die Flächen dann entwickeln.

Derweil sank die Arbeitslosenquote in Berlin nach Angaben der Arbeitsagentur im Mai auf 8,1 Prozent, 0,8 Punkte weniger als vor einem Jahr. Auch die Stimmung unter den Unternehmen ist nach wie vor gut, wie die IHK-Konjunkturumfrage. Dennoch sehen Experten nach Jahren des Wachstums Warnzeichen. So senkte die IHK ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,5 auf 2,2 Prozent, nach 3,1 Prozent 2017. Damit folgen die Berliner der Kammer-Dachorganisation DIHK, die ihre Voraussage für ganz Deutschland ebenfalls auf 2,2 Prozent abschwächte. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erwartet in der ersten Hälfte 2018 eine deutlich schwächere Entwicklung.

Konjunktur kommt in "ruhigeres Fahrwasser"

In Berlin spürt vor allem die weltweit aktive Industrie Ermüdungserscheinungen in Folge der unsicheren politischen Lage. Nur noch jedes vierte Industrie-Unternehmen erwartet laut IHK-Umfrage, in der Zukunft mehr Waren ins Ausland zu verkaufen als derzeit. Weil die Industrie nur für knapp elf Prozent der Berliner Wirtschaftsleistung steht, schlägt diese Schwäche insgesamt nicht so stark durch wie an anderen Standorten. Aber auch die Beschäftigungserwartungen der Firmen zeigen im Trend nach unten. Noch immer ist die Zahl der Firmen, die Personal einstellen wollen, um 23 Prozentpunkte größer als die Zahl derer, die Beschäftigte abbauen wollen. Das ist jedoch weniger als in den letzten IHK-Umfragen. „Das ist ein erstes Anzeichen, dass die Konjunktur in ruhigeres Fahrwasser kommt“, sagte IHK-Experte Patrick Schulze.

Vor allem den Fachkräftemangel sehen mehr als zwei Drittel der Berliner Unternehmen als Risiko für ihre ökonomische Entwicklung. Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände, warnte, es werde für die Unternehmen immer schwieriger, offene Stellen zu besetzen. „Immer mehr Unternehmen sorgen sich daher um ihr weiteres Wachstum“, sagte Amsinck.

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