Boris Meckelburg

Scheidender Vizechef der Polizeiakademie schreibt Brandbrief

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Skandalschmiede Polizeiakademie

Skandalschmiede Polizeiakademie

Schüler der Berliner Polizeiakademie sollen in Spandau herumgegrölt und randaliert haben. Polizeipräsident Klaus Kandt kündigte an, dem Vorfall auf den Grund zu gehen.

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Boris Meckelburg verlässt die in die Schlagzeilen geratene Polizeiakademie und teilt gegen Gewerkschaften, Medien und Politik aus.

Berlin. Um die Polizeiakademie hat es im Herbst vergangenen Jahres viele Diskussionen gegeben. Anonyme Vorwürfe zu den Zuständen an der Akademie sorgten für Debatten. Die Rede war unter anderem von Disziplinlosigkeit, Lernverweigerung, schlechtem Deutsch und Rechtschreibproblemen in einer Klasse mit vielen Auszubildenden aus Einwanderer­familien. Noch schwerer wog der Vorwurf, die Akademie sei durch kriminelle Clans unterwandert.

Jochen Sindberg, Leiter der Polizeiakademie, bat schließlich um seine Versetzung. Auch sein Stellvertreter Boris Meckelburg verlässt die Polzeischule. Zum Abschied hinterließ er seinen Kollegen einen Brandbrief, in dem er sich gegen interne Widerstände bei der Reform der Landespolizeischule zur Polizeiakademie auslässt und auch Kollegen, Medien und Verantwortliche in der Politik nicht schont.

In dem Brief, der der Berliner Morgenpost vorliegt, schreibt Meckelburg. „Gerade in der Umsetzungsphase hat sich zum Teil hartnäckiger Widerstand gezeigt, der bis zu den politisch Verantwortlichen getragen wurde. Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang, dass ehemalige Lehrkräfte über ihre Aktivität in der SPD direkten Zugang zu Senator und Staatssekretär hatten und „Ihre“ Sicht der Dinge dort platzieren konnten, während die Akademieleitung dazu nicht gehört wurde.“

"Lawine von Wut, Enttäuschung, Frust und Häme"

Meckelburg schießt damit gegen Innensenator Andreas Geisel (SPD). Auch ihn macht Meckelburg indirekt für seinen Rückzug bei der Polizeiakademie verantwortlich. „Ich habe mich ganz bewusst entschieden zu gehen, denn ohne politischen Rückenwind kann ich das Begonnene nicht zu Ende bringen“, schreibt Meckelburg.

Auch Gewerkschaften und Medien bekommen in dem Brief ihr Fett weg. Erstere hätten „nie den Versuch unternommen, mit uns über die Themen zu sprechen, die sie in der Öffentlichkeit kritisieren, obwohl ich eindringlich darum gebeten habe“. Die Medien kritisiert Meckelburg, weil sie „zahlreichen ungeprüften Behauptungen und anonymen Berichten“ zu den vermeintlich skandalösen Zuständen an der Polizeiakademie Glauben geschenkt hätten. So sei ein ein „mediales Gewitter“ über die Polizeiakademie hereingebrochen. Diese habe die ganze Wucht einer "Lawine von Wut, Enttäuschung, Frust und Häme“ getroffen, „gepaart mit einem unappetitlichen Schuss Fremdenfeindlichkeit“. Für ganz Berlin habe festgestanden, dass in der Polizeiakademie der Wurm drin sei und die Akademieleitung die Schuld dafür trage.

Die Berufung des Sonderermittlers Josef Strobl beurteilt Meckelburg ebenfalls äußerst kritisch. Dieser habe „nur Erfahrungen mit der Ausbildung des mittleren Dienstes“. Die Komplexität an der Akademie sei ihm fremd. Zudem habe er nicht mit der Leitung sprechen wollen.

Meckelburg schließt mit bitteren Worten an die ehemaligen Kollegen. „Manche von Ihnen sind sicher froh, dass 'Graf Zahl', so ist wohl mein Spitzname, nun den Hut nimmt“, schreibt er, um sich zum Schluss noch ein wenig selbst zu loben. „Wenn die Reformergebnisse tragen, haben Sie viele Jahre Ruhe. Wenn die Statik nicht mehr hält, gibt es in Kürze die nächste Reform und Sie haben wieder ein paar schwierige Jahre vor sich. Das würde ich Ihnen gerne ersparen“, schließt Meckelburg.

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( tok )