Berlin. Fast jeder dritte junge Erwachsene in Berlin leidet an einer psychischen Erkrankung. Das teilt die Barmer-Krankenkasse in einer aktuellen Studie mit. Im Jahr 2016 begaben sich demnach 95.300 Berliner zwischen 18 und 25 Jahren wegen einer Depression, Angst-, Anpassungs- oder Belastungsstörung in ärztliche Behandlung. Das waren 33 Prozent mehr als im Jahr 2005.
Und in keinem anderen Bundesland gibt es mehr junge Erwachsene mit einer psychischen Erkrankung als in der Hauptstadt. „Wir glauben, dass die Dunkelziffer sogar noch viel höher liegt, weil viele gar nicht zum Arzt gehen“, sagt Gabriele Leyh, Barmer-Landesgeschäftsführerin in Berlin und Brandenburg. Am meisten zu schaffen machen den jungen Berlinern laut der Studie Depressionen. Diese Krankheit wurde bei fast 30.000 jungen Erwachsenen diagnostiziert.
Druck soll verantwortlich für hohe Zahl der Erkrankungen sein
Für den rasanten Anstieg der Zahlen in den vergangenen elf Jahren macht die Krankenkasse unter anderem den hohen Druck auf Heranwachsende verantwortlich. Leyh spricht von „Orientierungs- und Leistungsdruck“ und sagt: „Gerade im Jugendalter, wenn sich die Weichen für das künftige Leben stellen, können psychische Erkrankungen fatale Folgen haben.“ Laut der Studie beginnen nämlich 18- bis 25-Jährige seltener ein Studium, wenn sie in der Kindheit psychisch krank waren.
Und eine Depression kommt selten allein, häufig treten Begleiterkrankungen wie Selbstverletzungen, Schlafstörungen, Bluthochdruck und Vitamin-D-Mangel mit auf. Verschlimmert wird die Krankheit noch durch Vereinsamung und Antriebslosigkeit. Leyh warnt deshalb davor, sich nach einer Diagnose nicht sofort in Behandlung zu geben: „Das führt dazu, dass die Krankheit chronisch werden kann und dann noch viel schwerer zu behandeln ist und die Behandlung natürlich auch viel länger dauert.“
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