Neubau in Berlin

Senatorin verfehlt selbstgestecktes Ziel beim Wohnungsbau

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Isabell Jürgens
Katrin Lompscher, Senatorin fuer Bauen und Wohnen, Jahrespressekonferenz 2018 in der Senatsverwaltung in Berlin, Copyright: DAVIDS/Sven Darmer, 28.02.2018

Katrin Lompscher, Senatorin fuer Bauen und Wohnen, Jahrespressekonferenz 2018 in der Senatsverwaltung in Berlin, Copyright: DAVIDS/Sven Darmer, 28.02.2018

Foto: DAVIDS/Darmer

Senatorin Lompscher verfehlt ihre Ziele beim Wohnungsbau deutlich. Doch auch neue Wohnungen verhindern den Mietenanstieg bisher nicht.

Berlin. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hat am Donnerstag die Baufertigstellungszahlen für das Jahr 2017 veröffentlicht. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Berlin 15.669 Wohnungen errichtet. Dies entspricht einem Plus von 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders groß war der Zuwachs im Bereich der Mehrfamilienhäuser, hier entstanden insgesamt 11.408 neue Wohnungen und damit 28,7 Prozent mehr als im Jahr 2016.

„Die Fertigstellungszahlen gehen weiter nach oben. Besonders erfreulich ist, dass beim Geschosswohnungsbau eine so hohe Steigerungsrate zu verzeichnen ist“, sagte Senatorin Katrin Lompscher (Linke). Damit wachse das Segment am stärksten, das in Berlin am dringendsten benötigt werde. „Wir sind auf einem guten Weg. Um das Defizit der vergangenen Jahre schrittweise abzubauen und den Wohnungsmarkt nachhaltig zu entspannen, müssen alle Beteiligten diesen konsequent weiter beschreiten“, sagte die Senatorin weiter.

Neu gebaut wurden 12.814 Wohnungen, 18,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Wohnungen entstanden in den Bezirken Lichtenberg, Mitte und Treptow-Köpenick.

Allerdings hatte Katrin Lompscher noch Ende vergangenen Jahres mit deutlich mehr Wohnungen gerechnet. Im Interveiw mit der Berliner Morgenpost hatte sie 20.000 fertige Wohnungen als realistisches Ziel bezeichne. „Im Jahr 2016 wurden rund 14.000 fertiggestellt. Wir gehen davon aus, dass die Bauaktivitäten weiterhin auf einem hohen Niveau liegen. Da die Genehmigungszahlen über dem Durchschnitt des Vorjahres liegen, halte ich die erforderlichen insgesamt 20.000 Wohnungen pro Jahr durchaus für machbar. Es ist aber klar, dass wir diese große Aufgabe nur lösen können, wenn alle Seiten mit Hochdruck arbeiten“, sagte sie damals.

Wachsende Zahl von Baufertigstellungen sorgt nicht für Mietendämpfung

„Mehr Bewohner in Berlin, das erfordert auch mehr Wohnungen. Aber die gestiegenen Fertigstellungszahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass für breite Schichten der Bevölkerung dieser Neubau nur wenig Entlastung bringt. Zudem gibt es nach wie vor keinen entlastenden Einfluss auf das Mietniveau insgesamt“, erklärte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild.

Laut Wohnungsmarktbericht der IBB stiegen die Mieten bei Wiedervermietung in 2017 so stark wie lange nicht mehr auf einen Rekordwert von 10,15 €/qm nettokalt im Monat. Die Renditeerwartungen der Investoren im Neubau passen nicht mit den Bedürfnissen der meisten Nachfrager zusammen. Der versprochene „Sickereffekt“, mit dem angeblich jede neue Wohnung am Ende auch für die Bezieher mit niedrigem Einkommen ein zusätzliches Angebot schafft, versickert, auch wegen der Missachtung und Fehlkonstruktion bei der Mietpreisbremse. Die heute vorgelegte Statistik gibt keine Auskunft darüber, zu welchen Mieten diese Wohnungen auf den Markt kommen.

Der IBB-Wohnungsmarktbericht gibt im Durchschnitt 13,- €/qm nettokalt im Monat an. „Dieser Neubau ist für die meisten Berliner Haushalte und auch für die Zuwanderer nicht leistbar“, beklagt Wild. „Deshalb muss der Bau preisgünstiger Wohnungen mittels öffentlicher Förderung deutlich erhöht werden. Der bisherige Anteil von Sozialwohnungen von weniger als 10% an den gesamten Fertigstellungen ist ein Armutszeugnis. Wir appellieren an den Berliner Senat die Wohnraumförderbestimmungen deutlich zu verbessern und den Förderanteil pro Wohnung erheblich zu erhöhen, bei gleichzeitiger Verlängerung von Mietpreis- und Belegungsbindungen“, so Wild.

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