Berlin. Im Umfeld von Berliner Schulen sind im vergangenen Schuljahr deutlich mehr Straftaten verübt worden. Dies belegen Zahlen, die der Berliner Morgenpost vorliegen. Wie aus der Antwort der Senatsinnenverwaltung auf parlamentarische Anfragen des FDP-Abgeordneten Marcel Luthe zu 690 Berliner Schulen hervorgeht, haben sich die meisten Straftaten im Bereich der „Schule in der Charité“ am Augustenburger Platz in Wedding ereignet.
Bei der Einrichtung handelt es sich um eine sonderpädagogische Schule für in der Charité behandelte Kinder und Jugendliche. Im Umfeld dieser Schule wurden im vergangenen Jahr 349 Straftaten registriert. Allein 145 erfasste Fälle waren Diebstähle.
In der Negativstatistik landeten auch die Schule am grünen Grund in Lichtenberg (183 Fälle), die Schulen am Senftenberger Ring im Märkischen Viertel (mit addierten 96 Fällen), die Carl-Kraemer-Grundschule in Mitte und die Gustav-Langenscheidt-Schule in Schöneberg mit je 51 gemeldeten Straftaten. Im Bereich beider Schulen kam es der Statistik zufolge vor allem zu Körperverletzungen.
Martin Pallgen, Sprecher der Senatsinnenverwaltung, betonte, bei den Zahlen handele es sich um Straftaten im unmittelbaren Umfeld der genannten Schulen. „Ein Bezug zu der Schule muss dabei nicht gegeben sein“, so der Sprecher.Verstärkt zu Straftaten kam es auch im Umfeld der Ernst-Schering-Schule in Wedding (47 Straftaten), der Ernst-Reuter-Schule in Gesundbrunnen (46) und der B.-Traven-Schule in Spandau (42). Unter den zehn auffälligen Schulbereichen befinden sich außerdem die Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg in Gropiusstadt (38), die Willy-Brandt-Teamschule in Gesundbrunnen (36), die Prignitz-Schule in Schöneberg (34) und die Bertolt-Brecht-Oberschule in Spandau mit 32 Straftaten.
Die meisten Straftaten in Mitte
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zeigte sich beunruhigt über die Ergebnisse der Auflistung. „Die Statistik über das Umfeld unserer Schulen ist mit Sorge zu betrachten und bedarf klarer Handlungen“, sagte Scheeres auf Anfrage. Der Berliner Morgenpost liegen darüber hinaus Zahlen vor, die belegen, dass die Gewalt an Schulen und auf dem Schulweg seit Jahren kontinuierlich steigt. Demnach registrierte die Polizei im Schuljahr 2016/17 insgesamt 5438 Straftaten – 207 Straftaten mehr als im Schuljahr davor.
Die meisten Straftaten an Schulen wurden in den Bezirken Mitte (665 angezeigte Taten) und Marzahn-Hellersdorf (582) registriert. Der Bezirk Reinickendorf, der noch im Jahr davor einen Mittelplatz einnahm, verzeichnete einen erheblichen Anstieg der Fälle um 32,9 Prozent und landete mit 529 registrierten Straftaten auf Platz drei der Negativstatistik. Auch in Neukölln (plus 10,3 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (plus 7,5 Prozent) und Charlottenburg-Wilmersdorf (plus 6,9 Prozent) wurde eine deutliche Zunahme festgestellt. Überwiegend handelte es sich dabei laut Polizei um Körperverletzungen und einfache Diebstähle.
Einen besonders deutlichen Anstieg gab es beim Tatbestand der Bedrohung um 40,9 Prozent. Die Körperverletzung nahm um 11,4 Prozent zu. Auch Rauschgift- und Raubdelikte wurden verstärkt gemeldet. Bei den Rohheitsdelikten an Schulen war ebenfalls ein Anstieg – um 13,3 Prozent – gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
Über 200 Kooperationen mit der Polizei geschlossen
„Das Meldeverhalten der Berliner Schulen ist – Gott sei Dank – niederschwellig“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres. „Wir haben die klare Verabredung, dass auch kleine Vorfälle zur Meldung kommen.“ Das erkläre auch die teilweise hohen Zahlen. Der Leitspruch laute: „Hinsehen und handeln“. Wichtig seien die inzwischen über 200 Kooperationen mit der Polizei. Schulen sind inzwischen verpflichtet, Krisenteams einzurichten, die bei Gewaltfällen sofort tätig werden können. „Ich erwarte auch, dass die Bezirke als Schulträger die Schulgebäude entsprechend sichern, wenn Schulen immer wieder Probleme mit Schulfremden haben“, sagte Scheeres. Es gebe zahlreiche Präventionsprojekte, die Schulen nutzen könnten, so die Schulsenatorin weiter. Beim „Buddy-Projekt“ in Lichtenberg beispielsweise sorgen „Pausen-Buddys“ für ein gewaltfreies Miteinander auf den Schulhöfen.
Das Thema Gewalt in Schulen war gerade in den vergangenen Wochen wieder verstärkt in die Öffentlichkeit gerückt. Gleich mehrere Berliner Schulen hatten der Senatsschulverwaltung in Brandbriefen teils drastische Schilderungen über die Zustände an ihren Einrichtungen zukommen lassen.
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