„Morgenpost vor Ort“

Morgenpost-Leserforum: „Kita-Krise – und kein Ende?“

| Lesedauer: 9 Minuten
Andreas Abel
Gemeinsam mit den anderen Kindern spielen und lernen – in Berlin gehört oft Glück dazu, einen Platz in einer Kita zu bekommen

Gemeinsam mit den anderen Kindern spielen und lernen – in Berlin gehört oft Glück dazu, einen Platz in einer Kita zu bekommen

Foto: Getty Images / Vetta/Getty Images

Die Berliner Morgenpost veranstaltet eine Podiumsdiskussion zu fehlenden Kita-Plätzen und zum Erziehermangel. Seien Sie dabei!

Berlin. In Berlin werden händeringend Erzieherinnen gesucht, und freie Kita-Plätze werden in zunehmend mehr Bezirken wie Goldstaub angesehen. Diese Mangelsituation ist die Kehrseite zweier erfreulicher Entwicklungen: dass seit einigen Jahren die Geburtenraten hoch sind und zudem Zehntausende in die Stadt ziehen, darunter natürlich auch Familien und Alleinerziehende mit Kindern im Kita-Alter. Manche Eltern sehen sich gezwungen, einen Kita-Platz vor Gericht einzuklagen. Andere sind so besorgt oder verärgert über die Situation, dass sie mit einer großen Demonstration am 26. Mai auf die Misere aufmerksam machen und Druck auf die Politik ausüben wollen, endlich Lösungen zur Bewältigung der Kita-Krise zu finden.

Grund genug also, sich mit der Situation, der Kita-Politik der rot-rot-grünen Regierungskoalition und Lösungsvorschlägen in einem öffentlichen Forum intensiv zu beschäftigen. Die Berliner Morgenpost bietet ihren Lesern die Möglichkeit, sich am Donnerstag, 24. Mai, aus erster Hand zu informieren und mit unseren Experten zu diskutieren.

Unser nächstes Leserforum in der Reihe „Morgenpost vor Ort“ trägt den Titel „Kita-Krise – und kein Ende?“. Es beginnt um 19 Uhr im Kinokomplex Zoo Palast an der Hardenbergstraße (Charlottenburg). Das Podium ist wieder hochkarätig besetzt. Es diskutieren: Berlins Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Sandra Scheeres (SPD); der Stadtrat für Jugend und Gesundheit in Neukölln, Falko Liecke (CDU); der Sprecher des Dachverbands der Kinder- und Schülerläden in Berlin, Roland Kern; die Mitorganisatorin der Demonstration, Katharina Mahrt sowie die Schul- und Kita-Expertin der Berliner Morgenpost, Susanne Leinemann. Moderator der Veranstaltung ist Hajo Schumacher, Publizist und Kolumnist der Morgenpost.

Leser können Fragen stellen und mitdebattieren

Nach der etwa 70 Minuten langen Podiumsdiskussion können die Teilnehmer im Publikum Fragen stellen und mitdebattieren. Die Teilnahme an unserem Leserforum ist wie immer kostenlos. Sie müssen sich allerdings zuvor in unserer Redaktion anmelden. Wie das geht, lesen Sie im Infotext rechts.

Nach Angaben des Senats sind derzeit mehr als 10.000 Kita-Plätze, für die es eine Betriebserlaubnis gibt, nicht belegt. Der Hauptgrund sind fehlende Erzieherinnen. Wie viele derzeit fehlen, ist wegen der vielen Kita-Träger nicht bekannt. Die Zahlen schwanken zwischen mehreren Hundert und 3000. Eines ist immerhin gesichert: Die Jugendverwaltung prognostiziert, berechnet auf Vollzeitstellen, einen mittelfristigen Bedarf von 5500 Erzieherinnen bis zum Jahresende 2020.

Die Ausbildungsplätze zur Erzieherin wurden in den vergangenen Jahren erhöht, zudem will die Senatsjugendverwaltung mit dem Projekt „Pro Quereinstieg“ die berufsbegleitende Ausbildung fördern. Doch die Ausbildungskapazitäten an den öffentlichen Fachschulen für Sozialpädagogik waren in den Schuljahren 2016/17 und 2017/18 gar nicht ausgelastet. Für das Schuljahr 2018/19 wird ein ähnliches Ergebnis erwartet, und bei den freien Trägern sieht es wohl nicht anders aus. Das ging kürzlich aus der Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus hervor.

Die Ausbildung wird nicht vergütet, es sei denn, sie wird berufsbegleitend absolviert. Aber auch da bleibt der Verdienst monatlich netto unter 1000 Euro – für Quereinsteiger, womöglich mit Familie, kaum machbar. Vermutlich ist auch deshalb der Anteil der Quereinsteiger in den Kitas nicht groß. Bezogen auf die Gesamtheit des pädagogischen Personals lag er 2017 nach Angaben der Senatsverwaltung berlinweit durchschnittlich bei 14 Prozent. Zulässig wären nach den Vorgaben des Senats 33 Prozent.

Neuer Ausbildungsweg ermöglicht Förderung

Entlastung soll nun eine Reform bringen, die vor wenigen Tagen beschlossen wurde. Ab sofort können Arbeitslose eine vom Arbeitsamt geförderte Umschulung zum Erzieher oder zur Erzieherin machen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Bewerber vorher einen Vertrag mit einem Kita-Träger abgeschlossen haben. Denn die Bundesagentur für Arbeit finanziert immer nur Umschulungen, die bis zu zwei Drittel einer regulären Ausbildung ausmachen. Da die Erzieherausbildung aber drei Jahre dauert, werden damit nur die ersten beiden Jahre vom Arbeitsamt finanziert. Teilnehmer erhalten in dieser Zeit die staatlichen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch. Im dritten Jahr wird der Umschüler dagegen direkt vom Kita-Träger bezahlt, mit dem schon vorher ein Vertrag für das dritte Ausbildungsjahr abgeschlossen wurde.

Das Einkommen beträgt dann 1900 Euro brutto monatlich, also deutlich mehr, als Quereinsteiger mit einer berufsbegleitenden Erzieherausbildung in dieser Zeit verdienen. Von diesem neuen Weg, der mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ausgehandelt wurde, versprechen sich Experten viele neue Interessenten. Die seien durchaus vorhanden, könnten sich aber eine dreijährige Ausbildung ohne finanzielle Förderung nicht leisten. Auch für die Kitas sei das Modell finanziell attraktiv.

Ein wesentlicher Grund, warum vielen der Erzieherberuf unattraktiv erscheint, ist die mangelhafte Bezahlung. Das Gehalt beträgt in Berlin rund 2600 bis 3300 Euro brutto im Monat. Senatorin Scheeres möchte, dass die Fachkräfte künftig besser entlohnt werden. Ihr Ziel ist aber nicht eine Gehaltserhöhung oder Zulage. Sie fordert eine höhere Eingruppierung im Tarifvertrag der Länder. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) forderte Bund und Länder sogar auf, Erzieher wie Grundschullehrer zu bezahlen. Das wären nach den jüngsten Reformen in Berlin ab 2019 mehr als 5000 Euro pro Monat.

Diese sechs Experten sitzen auf dem Podium

Sandra Scheeres (48) ist seit November 2011 Berlins Senatorin für Bildung und Jugend, seit Dezember 2016 ist die SPD-Politikerin auch für Familienpolitik zuständig. Von 2006 bis 2016 gehörte die Diplom-Pädagogin dem Abgeordnetenhaus an. Scheeres ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Roland Kern (49) ist seit 2001 einer der beiden Sprecher des Dachverbands Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS). Der DaKS vertritt und berät etwa 800 kleine selbstverwaltete Kinder- und Schülerläden sowie freie Schulen. Kern lebt seit 1989 in Berlin. Er ist verheiratet, hat drei Kinder.

Falko Liecke (45) ist stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Jugend und Gesundheit in Neukölln. Zuvor war der CDU-Politiker zwei Jahre lang Stadtrat für Bürgerdienste und Gesundheit und Bezirksverordneter. Liecke ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Susanne Leinemann (49) ist seit 2014 Redakteurin bei der Berliner Morgenpost. Sie war zunächst im Team der Sonntagsbeilage „Berliner Illustrirte Zeitung“, seit Anfang dieses Jahres ist sie Fachredakteurin für Schule und Kita. Die Autorin mehrerer Bücher ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Katharina Mahrt (30) ist Mitorganisatorin der Demo zur Kita-Krise am 26. Mai. Neben ihrem Ehrenamt sorgt sie für ihr eineinhalb Jahre altes Kind. Ihr Masterstudium Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität musste sie aussetzen, weil sie keinen Betreuungsplatz fand.

Hajo Schumacher (54), Morgenpost-Autor und -Kolumnist, moderiert die Diskussionsrunde. Der aus Münster stammende Journalist und Politikwissenschaftler arbeitet auch für Magazine, Hörfunk, Online und TV. Schumacher ist Verfasser mehrerer Bücher. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder.

So nehmen Sie teil

Ort und Zeit: Das Leserforum „Morgenpost vor Ort“ zum Thema „Kita-Krise – und kein Ende?“ beginnt am Donnerstag, 24. Mai, um 19 Uhr im Kinocenter Zoo Palast an der Hardenbergstraße 29 A in Charlottenburg. Es dauert circa zwei Stunden.

Anmeldung: Die Teilnahme ist für die Leser unserer Zeitung kostenlos. Voraussetzung zur Teilnahme ist eine Anmeldung in unserer Redaktion unter dem Kennwort „Morgenpost vor Ort“. Das geht ganz einfach per E-Mail an aktionen@morgenpost.de oder per Postkarte/Brief an die Berliner Morgenpost, Redaktion Lokales, Kurfürstendamm 22, 10719 Berlin oder per Fax an die Nummer 030/887 27 79 67. Teilen Sie uns bitte mit, wie viele Plätze Sie benötigen. Abonnenten der Berliner Morgenpost sollten bitte ihre Abonummer dazuschreiben, sie werden bei der Platzvergabe bevorzugt berücksichtigt. Anmeldungen müssen spätestens bis Mittwoch, 23. Mai, um 17 Uhr vorliegen. Sie werden in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet.

Anfahrt: Der Zoo Palast ist sehr gut mit Bus und Bahn zu erreichen, der Bahnhof Zoologischer Garten ist nur wenige Meter entfernt. Dort halten die Linien S3, S5, S7 und S75, die U2 und U9 sowie zahlreiche BVG-Buslinien. Kostenpflichtige Parkplätze gibt es in mehreren Parkhäusern im nahen Umfeld und auf dem Hardenbergplatz.