Berlin. Ab sofort können berlinweit Arbeitslose eine vom Amt geförderte Umschulung zum Erzieher machen.

In Berlin werden händeringend Erzieher gesucht – nun geht das Land einen neuen Weg: Ab sofort können Arbeitslose oder Menschen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, eine vom Arbeitsamt geförderte Umschulung zum Erzieher machen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Bewerber vorher einen Vertrag mit einem Kita- oder Jugendhilfeträger abgeschlossen haben. Denn die Bundesagentur für Arbeit finanziert immer nur Umschulungen, die bis zu zwei Drittel einer regulären Ausbildung ausmachen. Da die Erzieherausbildung drei Jahre dauert, werden damit die ersten beiden Jahre vom Arbeitsamt finanziert, das heißt also, man erhält während der Ausbildungszeit weiterhin die staatlichen Leistungen (SGB II oder III).

Bildungssenatorin Sandra Scheeres
Bildungssenatorin Sandra Scheeres © Reto Klar

Im dritten Jahr wird der Umschulende dagegen direkt vom Kita- oder Jugendhilfe-Träger bezahlt, mit dem schon vorher ein Vertrag für das dritte Ausbildungsjahr abgeschlossen wurde. Das Einkommen beträgt dann 1900 Euro brutto monatlich, also deutlich mehr, als Quereinsteiger mit einer berufsbegleitenden Erzieherausbildung in der Zeit verdienen. Die Ausbildung selbst findet an den Fachschulen für Sozialpädagogik statt, ein „Teilzeitstudium in Form einer dreijährigen praxisorientierten Form“, wie es in einem Schreiben der Senatsverwaltung für Familie heißt, das der Berliner Morgenpost vorliegt.

Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist stolz darauf, die Umschulung für Arbeitslose, die seit 2014 schon im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ausprobiert wurde, nun für ganz Berlin anbieten zu können. Es gebe zahlreiche arbeitssuchende Frauen und Männer, die sich für den Beruf interessierten. „Viele konnten sich jedoch bisher die dreijährige Ausbildung ohne finanzielle Förderung nicht leisten“, sagte sie. Nun sei ihr mit der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit eine Lösung gelungen. Womöglich ziehen bald auch andere Bundesländer nach. „Den Jobcentern waren bisher die Hände gebunden“, sagt Bernd Becking, Leiter der Berliner Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, weil die Finanzierung des dritten Jahres offen war. Nun sei der Weg frei. Berlin hat plötzlich eine Vorreiterrolle.

Auch Christiane Weißhoff, bei der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft für Kitas zuständig, lobt den Weg. Er habe „Charme“. Denn anders als bei der berufsbegleitenden Ausbildung können die Umschüler zwar früh eingesetzt werden, schlagen sich aber erst im dritten Jahr auf die Personalkosten der Kitas nieder. Zu dem späten Zeitpunkt seien sie dann eine echt Hilfe.

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