Im Hochbaubereich ist laut Senat fast jede fünfte Stelle nicht besetzt. Hauptgrund sei die schlechte Bezahlung.
Die Bauämter der Berliner Bezirke leiden besonders unter Fachkräftemangel. Im Hochbaubereich ist nach Angaben der Finanzverwaltung nahezu jede fünfte Stelle nicht besetzt. Den Bezirken wurden vom Senat weitere Stellen bewilligt. Für diese auch qualifiziertes Personal zu finden, bereitet ihnen zunehmend große Probleme. Dabei werden insbesondere für die großen Investitionen bei der Schulsanierung zusätzliche Fachleute dringend benötigt. Einige Politiker sehen die Investitionsoffensive bereits gefährdet und warnen davor, die ehrgeizigen Pläne der Landesregierung ließen sich nicht umsetzen.
Insgesamt waren nach Angaben der Bezirke zum Stichtag 31. Dezember 2017 von rund 560 Stellen im Fachbereich Hochbau 90 vakant, die Besetzungsquote lag bei rund 83 Prozent. Die Situation stellte sich sehr unterschiedlich dar. In Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick waren rechnerisch jeweils 13 Vollzeitstellen nicht besetzt, in Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Lichtenberg je 8,5, in Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorf fünf.
Durchschnittlich siebeneinhalb Wochen im Krankenstand
Zusätzlich sorgte der Krankenstand für Belastungen. Nach einer Aufstellung der Finanzverwaltung für die Facility-Management-Bereiche war 2017 jeder dort Beschäftigte in Mitte im Durchschnitt an 53 Kalendertagen krank. Das sind siebeneinhalb Wochen. In Steglitz-Zehlendorf fielen 41 Krankheitstage an, in Reinickendorf 30, in Charlottenburg-Wilmersdorf 27 und in Spandau 18. Die Senatsfinanzverwaltung informierte darüber in ihrer Antwort auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Mario Czaja. Sie ist noch nicht veröffentlicht, liegt der Berliner Morgenpost aber vor.
Als Hauptgrund für den Fachkräftemangel sehen Politiker die im Vergleich zu Landes- und Bundesbehörden schlechtere Bezahlung. Die CDU fordert, angesichts der Konkurrenz müssten Bezirke, Senat und Bund für gleiche Arbeit auch gleichen Lohn zahlen. Wenn ein einheitlicher Tarif nicht möglich sei, müssten Zulagen gewährt werden dürfen. Silke Gebel, Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus, plädiert dafür, eine finanzielle Gleichstellung von Bediensteten in Bezirks-und Landesbehörden zumindest zu prüfen.
Leistungsprämien für Beamte - aber nicht für Angestellte
Vor allem Elektroingenieure und Architekten seien nur noch schwer für die Arbeit in einem Bezirk zu begeistern, sagte Oliver Igel (SPD), Bürgermeister von Treptow-Köpenick. Neben der Angleichung der Bezahlung schlägt er vor, den öffentlichen Dienst durch gut ausgestattete Arbeitsplätze und Zusatzleistungen wie etwa kostenlose Jobtickets attraktiver zu machen. Zudem sollten duale Studiengänge ausgebaut werden, um bereits Studenten an den Arbeitgeber Bezirk zu binden. Für Beamte zahle Treptow-Köpenick künftig Leistungsprämien, für Angestellte sei dies rechtlich nicht möglich. Igel forderte den Senat auf, sich in der Tarifgemeinschaft der Länder für eine Änderung einzusetzen.
Im Baubereich kämen zur Konkurrenz durch andere Behörden noch Firmen und Planungsbüros hinzu, die ebenfalls Spezialisten, vor allem unter den Ingenieuren, suchten, so Oliver Schruoffeneger (Grüne), Baustadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf. Bislang liege man mit der Umsetzung von Bauprojekten „gerade noch im grünen Bereich“. Eine große Ausweitung sei aber mit dem derzeitigen Personalstand nicht zu bewältigen.
Die steht indes im Schulbau ins Haus. Rot-Rot-Grün will binnen zehn Jahren 5,5 Milliarden Euro für Neubau und Sanierung von Schulen ausgeben. Schruoffeneger sieht das Programm in Gefahr – „nicht, weil Geld, sondern weil Personal fehlt“. Auch Reinickendorfs Baustadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) sieht angesichts des Mangels an Personal und Baufirmen das Schulbauprogramm in Gefahr.
Doch nicht nur die Bezirke haben Probleme, qualifiziertes Personal für den Hochbau zu gewinnen, auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung leidet unter dem Fachkräftemangel. Mit dem Doppelhaushalt 2018 / 2019 hat ihre Hochbauabteilung 48 zusätzliche Stellen erhalten, um Schulen, Kitas und Sporthallen planen und bauen zu können. Hinzu kämen jährlich rund zehn Stellen, die neu zu besetzen sind, weil Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden, teilte Verwaltungssprecherin Katrin Dietl mit. Die Resonanz auf die Stellenausschreibungen sei indes mager, der Markt nahezu „leer gefegt“. Rund 20 Stellen seien bisher nicht besetzt.