Beim Netzfest im Park am Gleisdreieck stellen die re:publica-Veranstalter ihre Anliegen erstmals auch der Öffentlichkeit vor.
Jung erklärt Alt. So könnte man das Motto bezeichnen, unter dem das erste „Netzfest“ am Sonnabend im Gleisdreieck-Park stattfand. Erstmals sollten dabei Themen, die auf der Netzkonferenz re:publica heiß diskutiert wurden, auch nach draußen getragen werden. Als „digitales Volksfest“ will sich die Veranstaltung verstehen, als ein „Experiment“ beschreibt es Johnny Haeusler (53), einer der re:publica-Veranstalter. „Wir wollen Schwerpunkte von der re:publica umsonst auf die Straße bringen und sie dort mit Menschen jeden Alters diskutieren, die nicht an solchen Kongressen teilnehmen.“
Bei Sonnenschein lockte das Parkfest der digitale Themen Hunderte Besucher zu den zahllosen Vorträgen und Workshops. Finanziert wird das Spektakel über die re:publica. Als Abschluss gedacht, heißt der Grundgedanke hier: Inhalte leicht verständlich präsentieren und zugänglich für jeden machen. Ob Gesundheit oder E-Mobilität, ob Datenschutz im Netz oder in den sozialen Medien oder gar der Umgang mit FakeNews. Das Netzfest ist Kombination aus Aufklärung, erste Schritte mit der Software oder Informationen zur Hardware. Mit eingebunden war das Deutsche Technikmuseum. Dort durften zudem bei freiem Eintritt 3-D-Drucker in Aktion bestaunt, Kuratoren-Führungen gemacht, Fernschreiber in Aktion beobachtet werden.
„Die jungen Leute glauben fast alles“
Einer der größten Schwerpunkte lag aber auf digitaler Bildung und der freien Nutzung von Software und Information. Mit Kampagnen wurde dazu sogar zu Spenden aufgerufen, um in Zukunft jedem Schüler die kostenlose Nutzung verschiedenster Software zur Verfügung zu stellen.
Das alles am besten näherbringen, können natürlich die „Digital Natives“, also die Generation, die mit Digitalisierung aufgewachsen ist. Dafür hat das Netzfest eigens einen Jugendbeirat. Der wählt jugendliche Bewerber aus, die in Vorträgen der „Generation Schreibmaschine“ Youtube und die digitale Welt erklärt.
Aber nicht nur „Natives“ hat es an diesen Ort verschlagen. Gerhard (72) und Gudrun (69) haben keine Zeit für eine Messe, aber Interesse am Thema. So ein Ort der digitalen Begegnung ist ihnen viel lieber. „Uns interessiert hier vor allem, wie man es schaffen will, die Lücke zwischen der digitalen Generation und unserer zu schließen, wie man eine Verknüpfung schaffen will.“ Sie selbst nutzen keine sozialen Medien, haben auch kein Interesse an den Plattformen. „Wir sind da ja noch etwas widerstandsfähiger, was den Informationsaustausch angeht. Die jüngeren Leute glauben fast alles, was dort geschrieben wird.“
Und plötzlich blinzelt der Roboter
Ganz angetan sind sie und viele andere von „Raspberry Pi“. Die Technik, die aussieht wie ein unheimlich schwieriger Programmiervorgang, ist in Wirklichkeit ein Stecksystem, bei dem einzelne Hardware-Systemteile zusammengesetzt werden und damit selbst Anfänger programmieren lernen können.
Für die meisten Kids ist das wiederum schon ein alter Hut. In der Netzfest-Pagode, gleich hinter dem nächsten Gleis sitzen Fenia (6), Nadja (10) und Ronja (10). Mit einem Tablet bewaffnet, versuchen sie einem Roboter das Laufen beizubringen. „Das Ganze funktioniert wie ein Puzzle. Man muss nur die Befehle in der App in die richtige Reihenfolge bringen. Nach zehn Minuten haben wir den Roboter schon zum Blinzeln gebracht.“ Also alles kinderleicht? „Gewissermaßen“, meint Kerstin Butenhoff, Leiterin des Programmier-Workshops für Kinder. Naja, eigentlich leitet den Kursus ihre elfjährige Tochter Nele, verrät die Social-Media Managerin. „Kinder sind hier einfach etwas schneller als Erwachsene, weil sie spielerisch an die Sache rangehen. Und sie haben schnelle Erfolgserlebnisse und den Lerneffekt: Ich habe bereits einen Roboter programmiert.“
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