Berlin. Der Unmut der Berliner über die Post nimmt weiter zu. Von Januar bis Mitte April gab es bereits 335 Beschwerden, weil Briefe oder Pakete zu spät oder gar nicht zugestellt wurden. Die Zahlen hatte der Berliner Bundestagsabgeordnete Swen Schulz (SPD) erfragt. Auf das Jahr hochgerechnet wären das rund 50 Prozent mehr Beschwerden als 2017, so die traurige Bilanz.
Die Beschwerden richten sich überwiegend gegen die Deutsche Post, aber auch gegen andere Anbieter. „Die Situation scheint sich eher zu verschärfen als zu verbessern“, sagte Schulz. „Die Kunden haben ein Recht auf zügige Postzustellungen und das heißt in der Regel: Lieferung spätestens am zweiten Tag nach Versand.“ Schulz forderte härtere Kontrollen und Sanktionen, sollte keine Besserung eintreten, wobei Bußgelder eigentlich nur der letzte Ausweg sein dürften.
Laut Bundesnetzagentur gehört Berlin zu den Problemzonen bei der Zustellung. Vergangenes Jahr hatten 15.000 Haushalte in Charlottenburg-Wilmersdorf zwei Wochen lang gar keine Briefe erhalten. Die Deutsche Post begründete dies mit Personalausfällen, mehr Sendungen und „nachhaltigen Fehleinschätzungen“. Mehrmals rief die Bundesnetzagentur den ehemaligen Staatskonzern zur „Abstellung der Mängel“ auf. Doch offensichtlich, so SPD-Politiker Schulz, hätten die von dem Unternehmen angekündigten Maßnahmen keinen Erfolg gezeigt.
Bundesnetzagentur spricht von Personalmangel
Bundesnetzagenturchef Jochen Homann hatte zuletzt erklärt, dass es im Fall von Krankmeldungen und ausfallenden Urlaubsvertretungen bei der Post schnell eng werde. Ab 2015 hatte die 1995 privatisierte Deutsche Post AG zunächst Personal abgebaut – und dann offenbar zu spät begonnen, neues Personal einzustellen beziehungsweise auszubilden. Laut Gewerkschaft Verdi gingen mehr und mehr Mitarbeiter auch wegen schlechter Vertragsbedingungen.
Bei der Post reagiert man trotz der aktuellen Beschwerdewelle relativ ungerührt. Angesichts der bundesweit täglich beförderten 59 Millionen Briefe und 4,6 Millionen Pakete (regionale Zahlen werden aus Wettbewerbsgründen nicht genannt), handele es sich bei verspäteten oder verlorenen Sendungen um Einzelfälle, sagte eine für die Region Berlin zuständige Sprecherin auf Morgenpost-Anfrage. Die überwiegende Mehrzahl aller Sendungen erreiche zuverlässig ihre Empfänger, rund 94 Prozent der Briefe und 90 Prozent aller Pakete seien bereits nach einem Werktag beim Empfänger. 80 Prozent der Kunden seien mit den Leistungen zufrieden.