Wummernde Bässe, Technomusik von der Platte und Sonnenschein: Beim „MaiGörli“ in Kreuzberg feierten am 1. Mai mehr als 12.500 Menschen aus aller Welt bis in die späten Abendstunden. Das Fest wurde in diesem Jahr zum ersten Mal veranstaltet – als Gegenreaktion auf die illegalen Feiern, die in den Vorjahren in dem Park stattfanden.
Dem Parkrat des Görlitzer Parks, einer Anwohnerinitiative, wurde es aber zu bunt: In einer Mitteilung kritisierte er am Mittwoch, dass das Fest zu einem reinen Partyvergnügen für „jugendliches Zielpublikum“ verkommen sei und die Anwohner dem Fest ferngeblieben seien. Stattdessen wünscht er sich ein „stadtteilbezogenes Fest“ mit „deutlichem politischem Bezug“.
„Der Görlitzer Park ist für Feiern wie das MaiGörli nicht geeignet. Party machen kann man doch überall“, sagte Martin Heuß, ein Mitglied des Parkrates. Er war selbst am 1. Mai in dem Park unterwegs – besonders stört ihn, dass der empfindliche Rasenbereich vor der Bühne zertrampelt wurde.
Der Bezirk weißt die Kritik der Anwohner zurück
„Wir wollen kein Spielverderber sein, sondern lediglich eine Diskussion anstoßen“, sagte er. Der Parkrat wolle über grundsätzliche Veränderungen nachdenken und schlug vor, die Feierlichkeiten zu verlagern und zu dezentralisieren. Tanzveranstaltungen für ein junges Publikum könnten an anderen Orten und mit professionellen Clubbetreibern organisiert werden. Außerdem müsse das nächste Fest rechtzeitig geplant werden, dabei soll auch der Parkrat miteinbezogen werden. Dieser forderte Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) auf, den Dialog mit der Bevölkerung zu suchen.
Sara Lühmann, Sprecherin des Bezirks, wies die Kritik größtenteils zurück: „Bei den illegalen Raves in den Vorjahren haben bis zu 200.000 junge Leute in dem Park wilde Partys gefeiert“, sagte sie. Das Bezirksamt wolle in den nächsten Wochen das diesjährige Konzept auswerten und mit den Anwohnern besprechen.
Parkmanager Demirci: „Keine voreiligen Schlüsse“
Ein erstes Treffen dazu, bei dem auch Monika Herrmann (Grüne) dabei sein wird, soll am 14. Juni stattfinden. „In diesem Jahr haben wir mit der Konzeption des Fests erst im Februar begonnen – für das nächste Jahr wollen wir früher planen, damit wir die Anwohner miteinbeziehen können“, sagte die Bezirkssprecherin. Aus Zeitmangel sei das in diesem Jahr nicht möglich gewesen.
Cengiz Demirci, Parkmanager des Görlitzer Parks, wollte wie der Bezirk keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die Kritik des Parkrates komme seiner Meinung nach zu früh. „Bevor wir in Kurzschlussreaktionen verfallen, sollten wir erst einmal die Zahlen auswerten“, sagte er in Hinblick auf die Planung des nächsten Fests. Er sei selbst den ganzen Tag in dem Park gewesen und habe – entgegen der Beobachtung seiner Kritiker – durchaus Anwohner auf dem Gelände getroffen. Bei künftigen Veranstaltungen sei er aber bereit, auf die Wünsche des Parkrates einzugehen.
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