Bauhaus-Archiv

Tausende wollen ein letztes Mal die Meisterdesigner sehen

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Erik Baumgärtel
Warten auf Einlass. Am letzten Tag vor der vorläufigen Schließung wollen Besucher noch einmal ins Bauhaus-Archiv Maurizio Gambarini

Warten auf Einlass. Am letzten Tag vor der vorläufigen Schließung wollen Besucher noch einmal ins Bauhaus-Archiv Maurizio Gambarini

Foto: Maurizio Gambarini

Von Montag an geht das Bauhaus-Archiv am Landwehrkanal in die Umbaupause. Knapp vier Jahre lang bleibt das Museum eine Baustelle.

Tausende Besucher strömten in die Ausstellung, Menschentrauben bildeten sich, um die letzten Architekturführungen mitzumachen. Denn ab Montag geht das Bauhaus-Archiv in die Neu- und Umbaupause.

Auch die Studenten Leon (24) und Henrik (23) wollen sich ein letztes Mal vom Museum faszinieren lassen. „Wir waren ein bisschen enttäuscht, dass die meisten Exponate schon verpackt sind. Aber den neuen Bau, der entstehen soll, finden wir perfekt getroffen.“

Knapp vier Jahre lang bleibt das Museum eine Baustelle. Weitere Exponate der modernsten Architekturschule werden verpackt, katalogisiert und gehen in Außendepots. „Deswegen wollen die meisten hier vorher noch mal zu uns kommen“, sagt Museumsdirektorin Annemarie Jaeggi. Sie sieht den Neubau als Sinnbild und Stabilitätsgarant für die Bauhaus-Schule.

Das neue Gebäude wird einem gläsernen Würfel gleichen, ist offen und lichtdurchflutet. Die fünf Etagen werden von Stäben an der Außenfassade getragen, so der Entwurf des Architekten Volker Staab.

Möbel und Objekte im Geist der Schule

1919 wurde die Bauhausschule in Weimar von Walter Gropius gegründet. Sie vereinte Kunst und Handwerk. Schlicht, funktional, aber ästhetisch sollten die Formen sein. Ab 1924 wurde die Bewegung in Dessau groß und fand dann 1933 in Berlin unter den Nationalsozialisten ihr vorzeitiges Ende.

1979 wurde der Archiv-Bau am Landwehrkanal eingeweiht. Er soll mit einer Brücke in das neue Gebäude inte­griert werden. Das Museum zeigt exemplarisch Designermöbel oder Objekte, die im Geist der Schule entstanden. Der neue Teil ist für Museumsdirektorin Jaeggi eine „starke Aussage, ein kraftvoller Entwurf“ zu der umliegenden Architektur.

Der Weg bis hierher war kräftezehrend. Annemarie Jaeggi ist Architekturhistorikerin und seit 2003 Leiterin im Haus. Sie wurde gerufen, um einen Neubau voranzutreiben.

Den ersten Versuch gab es bereits 2004. „Die Senatsvorgabe war: Umbau ja, aber es sollte nichts kosten“, sagt sie kopfschüttelnd. Nach den Wünschen des Senats sollten dabei Grundstücksteile an Investoren verkauft werden, die darauf ihr Gebäude hätten errichten sollen. Die Ausstellung selbst hätte man dann irgendwo ins Kellergeschoss verfrachtet. Deshalb wurde im selben Jahr auf Eigeninitiative ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Allerdings fanden sich damals keine Investoren. Jaeggi erinnert sich: „Ich habe hier über Jahre Lobbyarbeit betrieben, Klinken bei den verschiedensten Abgeordneten geputzt, um an Geld zu kommen.“

„Die Aufgabe ist erst dann beendet, wenn das neue Gebäude steht“

Im kommenden Jahr feiert das Bauhaus sein 100. Jubiläum. Und jetzt endlich fließt Geld. 56 Millionen sind für den Bau insgesamt geplant. 2015 gab es vom Senat eine Ausschreibung, an der 50 Architekturbüros mit ihrem Entwurf teilnahmen.

Die Sammlung an Exponaten ist mittlerweile stark gewachsen. Wissenschaftler aus aller Welt kommen und forschen hier in den Archiven. Selbst junge Besucher sind von manchem Objekt fasziniert. Der acht Jahre alte Johannes etwa steht am Sonntag fragend vor einer Teedose: „Ich habe keine Vorstellung, was das ist.“ Das Design erscheint ihm rätselhaft.

Ganz verschwinden wird das Bauhaus-Archiv vorerst nicht. An der Ecke Knesebeckstraße und Hardenbergstraße in Charlottenburg wird ein Infopoint mit Shop eingerichtet. Im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 soll es zudem gemeinsam mit Weimar und Dessau verschiedene Ausstellungen geben.

Geplante Schlüsselübergabe des neuen Baus ist laut Plan im Jahr 2022. Bis dahin wird sich zeigen, welche Schwierigkeiten auf Jaeggi und ihr Team noch zukommen. Erleichtert ist sie dahingehend nur, dass es nun endlich losgeht. Sie sagt: „Die Aufgabe ist erst dann beendet, wenn das neue Gebäude steht.“