Berlin. 2017 wurden mehr als 13.000 Ehen in der Stadt geschlossen. Die Zahl steigt seit Jahren. Gleichzeitig gibt es weniger Scheidungen.

Berlin traut sich – und offensichtlich jedes Jahr ein bisschen mehr. Die neuesten Zahlen der Standesämter zeigen, dass der Trend zum Heiraten nach wie vor ungebrochen ist. 2017 wurden in ganz Berlin 13.086 Ehen geschlossen. Das ergab nun eine Anfrage des Linken-Politikers Sebastian Schlüsselburg bei Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne).

Insgesamt steigt die Zahl der heiratswilligen Berliner seit Jahren an. 2016 wurden 13.183 Paare verheiratet - ein vorläufiger Rekord, denn bereits im Folgejahr wurden knapp 100 Ehen weniger geschlossen. Dennoch: Der Zehnjahrestrend geht insgesamt nach oben: 2008 wurden in ganz Berlin „nur“ 11.708 Ehen geschlossen, 2016 konnte dann bereits die 13.000er-Marke geknackt werden. In den Jahren von 2008 bis 2017 wurden insgesamt 125.684 Ehen in der Hauptstadt geschlossen.

Am häufigsten wurde übrigens auf den Standesämtern in Charlottenburg-Wilmersdorf Ringe getauscht: Fast 18.000-mal wurde hier in den vergangenen zehn Jahren „Ja“ gesagt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sich Liebespaare in der prunkvollen Villa Kogge oder im burgähnlichen Rathaus Schmargendorf trauen können - die perfekte Kulisse für den romantischten Tag im Leben. Auf Platz zwei folgt der Bezirk Mitte mit 13.825 Vermählungen. Platz drei geht an Tempelhof-Schöneberg mit insgesamt 13.363 Trauungen.

eheschließungen und scheidungen.png

Trend zur lebenslangen Bindung

Es liegt Liebe in der Berliner Luft. Und das übrigens nicht nur bei Heteropaaren. Denn der Trend zur lebenslangen Bindung ist auch bei eingetragen Lebenspartnerschaften zu beobachten. 2008 wurden insgesamt 592 Lebenspartnerschaften auf den Standesämtern registriert,2016 dann sogar 833. Doch 2017 gab es plötzlich deutlich weniger eingetragene Lebenspartnerschaften: Lediglich 555 Paare ließen sich registrieren. In diesem Jahr wurde im Bundestag die „Ehe für alle“ beschlossen, also die rechtliche Gleichstellung von hetero- und homosexuellen Partnerschaften. Ob das tatsächlich ein Grund für den Rückgang der eingetragenen Lebenspartnerschaften ist, konnten die Berliner Standesämter auf Nachfrage unserer Zeitung am Montagnachmittag aber nicht bestätigen. Und es gibt noch eine gute Nachricht für alle, die an die ewige Liebe glauben. Denn während immer mehr Ehen geschlossen werden, gibt es in Berlin gleichzeitig immer weniger Scheidungen. Immerhin 10.263 Ehen wurden im Jahr 2008 geschieden. 2017 gab es hingegen nur noch 6120 Scheidungen.

Diesem Trend folgt allerdings die eingetragene Lebenspartnerschaft nicht, hier ist vielmehr ein leichter Anstieg der Aufhebungen zu verzeichnen. Vor zehn Jahren ließen 129 Paare ihre Partnerschaft wieder aufheben, 2010 waren es hingegen sogar nur 109. Doch seitdem trennen sich eingetragene Lebenspartner vermehrt: Im Jahr 2014 waren es 155, und 2017 sogar 187. Eine Rangliste, in welchen Bezirken sich am häufigsten geschieden wird, gibt es übrigens nicht. Denn im Gegensatz zu Hochzeiten sind bei Scheidungen nicht die Standesämter, sondern die Amtsgerichte in Tempelhof-Kreuzberg, Pankow/Weißensee, Schöneberg sowie Köpenick zuständig.

Lange Wartezeiten in Berliner Standesämtern

Und trotz des allgemeinen Anstiegs der Eheschließungen gibt es für alle heiratswilligen Berliner dennoch einen kleinen Wer­muts­trop­fen. Denn mitunter sind die Wartezeiten beim Standesamt für einen Hochzeitstermin recht lang. Besonders die Lage in den Standesämtern der Bezirke Mitte und Pankow ist nach Einschätzung des Senats weiterhin angespannt. Das teilte Innenstaatssekretärin Sabine Smentek bereits Ende Januar mit. Ursache ist unter anderem ein hoher Krankenstand. Generell werden Sterbefälle und Geburten wegen ihrer Bedeutung vorrangig behandelt, hieß es. Dadurch kann es gerade bei Eheschließungen zu Wartezeiten kommen.

In der Vergangenheit hatten sich Heiratswillige in Mitte und Pankow für einen Termin mitunter bereits nachts vor den Standesämtern angestellt. Dieser Termin ist aber noch nicht das Hochzeitsdatum, sondern nur der Tag, um den Heiratsantrag beim Amt einzureichen. Zusätzlicher Stress entsteht vielen Paare auch dadurch, dass sie ihre Hochzeit durchplanen, bevor sie den amtlichen Hochzeitstermin kennen - denn die meisten Locations sind über ein Jahr im Voraus ausgebucht.

Mittlerweile werden die Termine beim Standesamt Wochen zuvor online vergeben. Außerdem dürfen die Problembezirke Mitte und Pankow sich kurzfristig einen Standesbeamten aus den anderen Bezirken ausleihen.

Mehr zum Thema:

Verwaltung soll mehr Online-Service für die Berliner bieten

Wartezeit am Standesamt: Lage zum Teil weiterhin angespannt

Soforthilfe für chronisch überlastete Berliner Standesämter