Polizeipräsidentin

Neu im Amt trifft Polizeichefin Slowik erste Entscheidungen

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A. Dinger und G. Mallwitz

Foto: Reto Klar

Mit der Juristin Barbara Slowik steht zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Berliner Behörde.

Nachdem Innensenator Andreas Geisel (SPD) die neue Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt hat, ging es für die neue Chefin der 24.000-Mitarbeiter-Behörde zum Platz der Luftbrücke ins Polizeipräsidium. Dorthin, wo bis zu dessen Zwangspensionierung im Februar Klaus Kandt das Sagen hatte. In ihrem neuen Büro stand ein großer Blumenstrauß zur Begrüßung. Der bisherige kommissarische Polizeichef, Michael Krömer, hatte den Strauß organisiert. Krömer übernimmt jetzt den Vizeposten, bis auch hier ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Doch viel Zeit hat die neue Chefin nicht.

Neue Polizeichefin schon jetzt mächtiger als ihr Vorgänger

Denn gleich an ihrem ersten Tag traf Slowik einige Entscheidungen, wie sie die Polizei umstrukturieren möchte. So sollen etwa die Themen Haushalt und Personal direkt über ihren Schreibtisch laufen. Bislang war das bei der Vizepräsidentin, Margarete Koppers, angesiedelt. Dieser Schachzug ist schlau, sagen Polizei-Insider. Denn schon jetzt ist Slowik damit mächtiger als ihr Amtsvorgänger Klaus Kandt.

Doch wer ist die neue Chefin? Slowik ist 52 Jahre alt und wurde in Zehlendorf geboren. Aufgewachsen ist sie allerdings bei Ravensburg in Baden-Württemberg. Nach dem Jurastudium kehrte sie 1994 nach Berlin zurück und arbeitete in der Innenverwaltung. Von dort wechselte sie 2002 in das Bundesinnenministerium. Sie war dort für Personalangelegenheiten nachgeordneter Behörden wie dem Bundeskriminalamt, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zuständig.

Im Jahr 2010 folgte der nächste berufliche Aufstieg. Im Bundesinnenministerium wurde Slowik zur Referatsleiterin befördert, verantwortlich für den Bereich Grundsatz- und Rechtsangelegenheiten der Terrorismusbekämpfung. Hier baute sie eine sogenannte Sicherheitspartnerschaft mit Muslimen mit auf. An der Einrichtung einer bundesweiten Hotline, bei der Bürger anrufen können, wenn sie Anzeichen von Radikalisierungen bei anderen bemerken, war Slowik ebenso beteiligt wie an der Einrichtung des Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrums der Länder.

Slowik kennt sich aus mit Extremismus

Im Jahr 2012 organisierte das Bundesinnenministerium unter der Federführung von Barbara Slowik auch eine Plakatkampagne, um über islamistische Radikalisierung Jugendlicher aufzuklären. Mehrere muslimische Verbände fühlten sich damals diskriminiert und gingen auf Distanz zu der Behörde. Barbara Slowik schadete das nicht. Innerhalb der Behörde hat sie sich den Ruf einer Fachfrau, die sich mit Extremismus auskennt, erarbeitet. Schon im Bundesinnenministerium arbeitete sie an einer besseren Vernetzung von Bundes- und Landesbehörden, die sie nun in der Hauptstadtpolizei, die sie als Speerspitze der 16 Länderpolizeien sieht, vorantreiben will.

In dieser Zeit lernte sie auch Innenstaatssekretär Torsten Akmann kennen, der sie nun nach Berlin lotste. „Mir bedeutet das etwas, mir bedeutet das sehr viel, die erste Frau in dieser Position zu sein. Ich halte das für ein absolut gutes und richtiges Signal für diese Stadt, aber auch für die innere Sicherheit in Deutschland“, sagte Slowik am Dienstag.

CDU zweifelt an Eignung der neuen Polizeichefin

Wie rau das Klima in der Hauptstadt sein kann, erfuhr Slowik gleich an ihrem ersten Arbeitstag. Der Fraktionschef der Berliner CDU, Florian Graf, hielt sich nicht mit Glückwünschen für die neue Präsidentin auf, sondern zweifelte grundsätzlich an der Eignung der Polizeipräsidentin: „Es macht mich einigermaßen sprachlos, wenn gute Verbindungen zum SPD-Innenstaatssekretär Akmann schon ausreichen, um in Berlin Polizeipräsidentin zu werden“, teilte Fraktionschef Florian Graf mit. Er habe einen Kandidaten mit Polizeierfahrung erwartet. Graf zweifelt an, dass die neue Polizeichefin genügend Kompetenz mitbringe.

Der AfD-Abgeordnete Karsten Woldeit sagte, er hoffe, dass Barbara Slowik genügend Erfahrungen mitbringe. Er wünsche ihr einen guten Start, die bevorstehenden Aufgaben seien erheblich und duldeten keine Führungsfehler. Auch aus Sicht des FDP-Abgeordneten Marcel Luthe warten auf Slowik viele Aufgaben, etwa „das Chaos im Personalwesen“ und der hohe Krankenstand.

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