Berlin. Sechs Wochen nach der Entlassung von Berlins Polizeipräsidenten Klaus Kandt steht die Ernennung der Nachfolgerin kurz bevor. Die Personalie soll am heutigen Dienstag beschlossen werden. Wie die Berliner Morgenpost aus zuverlässiger Quelle erfuhr soll Barbara Slowik, Referatsleiterin aus dem Bundesinnenministerium, neue Polizeipräsidentin werden. Zuerst hatte die B.Z. Anfang März dieses Jahres bereits über die Personalie berichtet.
Der Berliner Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) kennt Slowik noch aus seiner Zeit beim Bundesinnenministerium, wo er selbst Referatsleiter gewesen war. Akmann dürfte die treibende Kraft hinter der Neubesetzung sein. Den Vorschlag für den Posten machte allerdings Innensenator Andreas Geisel (SPD). Am Montag wurden die Regierungsfraktionen über die Entscheidung informiert. Die Möglichkeit, dass Geisel jemanden ernennt, räumt ihm das Landesbeamtengesetz ein. Die Entscheidung soll im Laufe des Tages öffentlich bekannt gegeben werden. Barbara Slowik selbst wird bei dem Pressetermin auch da sein.
Stellvertreterposten soll ausgeschrieben werden
Slowik ist Ministerialrätin und war in der Vergangenheit auch schon Leiterin des Referates „Öffentliche Sicherheit, Rechts- und Grundsatzangelegenheiten der Terrorismusbekämpfung, Personen- und Objektschutz“. Derzeit ist sie im Bundesinnenministerium als Referatsleiterin für die IT-Steuerung zuständig.
Im Gegensatz zum Präsidentenposten, soll der des Stellvertreters ausgeschrieben werden. Hier läuft die Ausschreibung noch. Es gibt mehrere Namen, die seit Wochen kursieren. Fest steht bislang nur: Der Posten soll intern besetzt werden. Einen klaren Favoriten gibt es entgegen anderslautender Medienberichte allerdings noch nicht.
Polizistin ist Kandidatin für Ausbildungsstätte
Spannend wird laut Beobachtern sein, ab wann die neue Polizeipräsidentin ihr Amt antritt. Es wird damit gerechnet, dass das nach dem ersten Mai der Fall sein wird, um ihr einen unbelasteten Start in das neue Amt zu ermöglichen. Kommissarisch leitet Michael Krömer die Behörde derzeit. Sicherheitskreise rechnen in diesem Jahr zum 1. Mai mit heftigeren Auseinandersetzungen als bei der vergleichsweise ruhigen Demonstration im vergangen Jahr. Die oberste Leitung des Einsatzes am 1. Mai übernimmt wie im vergangen Jahr wieder der Direktionsleiter der Direktion Einsatz, Siegfried-Peter Wulff.
Innerhalb der Polizei soll nach Informationen der Berliner Morgenpost noch ein weiterer Spitzenposten mit einer Frau besetzt werden. Demnach wird Polizeidirektorin Tanja Knapp als Nachfolgerin des Leiters der Polizeiakademie, Jochen Sindberg, gehandelt. Knapp leitet seit 2015 den Polizeiabschnitt 53 in Friedrichshain-Kreuzberg. Zuvor war sie Chefin der Zentralstelle für Prävention des Landeskriminalamtes gewesen. Sindberg hatte wie auch sein Stellvertreter Boris Meckelburg um eine Versetzung innerhalb der Behörde gebeten. Die Stelle des Akademieleiters war daraufhin ausgeschrieben worden. Die Frist endete vergangene Woche.
Die Berliner Polizeiakademie steht vor einer inhaltlichen Neuausrichtung. Die Zustände an der in die Kritik geratenen Ausbildungseinrichtung werden derzeit von dem externen Sonderermittler Josef Strobl untersucht. Ein erster Bericht soll Anfang Juni dieses Jahres vorgestellt werden. Der langjährige, leitende Polizist aus Bayern war von Innensenator Andreas Geisel (SPD) beauftragt worden. Die finale Schwachstellen-Analyse soll dann am 7. September vorgelegt werden. Beklagt wurden demnach Respekt- und Disziplinlosigkeit sowie mangelnde Deutschkenntnisse von Polizeianwärtern. Den Vorwurf der Unterwanderung durch kriminelle Clans hatte die frühere Polizeiführung zurückgewiesen.
Andreas Geisel macht bei Berlins Polizei den Ausputzer
Der neue Polizeichef hat Erfahrung als „Feuerwehrmann“
Klaus Kandt - das war ein Abgang mit Ansage
Das sind die größten Baustellen für die neue Polizeiführung