Elektroschrott

318 Millionen Euro: Riesen-Auftrag für Alba in Hongkong

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Dominik Bath
Alba-Konzernchef Axel Schweitzer (r.) am Montag bei der Eröffnung der Recycling-Anlage in Hongkong

Alba-Konzernchef Axel Schweitzer (r.) am Montag bei der Eröffnung der Recycling-Anlage in Hongkong

Foto: Alba Group

Der Berliner Entsorger Alba recycelt zukünftig Elektroschrott in Hongkong. Es ist der größte Auftrag der Firmengeschichte.

Berlin.  Nie zuvor hat der Berliner Recycling- und Entsorgungsspezialist Alba mehr für einen Auftrag kassiert: 318 Millionen Euro sollen in den nächsten zehn Jahren in die Kasse des Unternehmens fließen. Alba hat dafür in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong eine Wiederaufbereitungsanlage für Elektroschrott gebaut und wird diese auch betreiben.

Vertraglich zugesichert haben die Berliner auch den Aufbau und Betrieb eines flächendeckenden Sammelsystems mit fünf Sammelzentren und eigener Lkw-Flotte. Hongkong hatte zum ersten Mal die Sammlung und Verwertung von Elek­troschrott in einer Ausschreibung kombiniert und will so eine umweltschonende Verwertung der Geräte sicherstellen. Alba war bereits 2015 der Zuschlag erteilt worden.

Alba-Chef Schweitzer: „Meilenstein“

„Das ist ein großer Meilenstein zu mehr Recycling in Hongkong“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Alba Group, Axel Schweitzer, am Montag bei der Eröffnung der Anlage. Er sei stolz, dass die ostchinesische Metropole Alba als Partner ausgewählt habe. „Für uns ist dies ein Ansporn, Hongkong weiter bei seinem Ziel zu unterstützen, das Recycling zu professionalisieren“, erklärte Schweitzer.

Der Hongkong WEEE-Park ist nach Unternehmensangaben die größte und modernste Anlage für die Aufarbeitung und Verwertung von Elektronikschrott in Südostasien. Mitarbeiter von Alba werden dort ausrangierte Waschmaschinen, Fernseher, Klimageräte und Computer in Einzelteile zerlegen und für die Weiterverarbeitung vorbereiten.

In der ersten Phase des Regelbetriebs könnten jedes Jahr rund 30.000 Tonnen Elektroschrott verarbeitet werden. Bei Vollauslastung sollen es sogar bis zu 56.000 Tonnen sein. In der Recyclinganlage soll künftig der Großteil des Hongkonger Elektroschrotts aufbereitet werden.

China holt sich Recycling-Wissen in Deutschland

„Umweltschutz ist eines unserer vorrangigen Ziele in dieser Wahlperiode. Ich freue mich auf die engere Zusammenarbeit zwischen Hongkong und ausländischen Industrien, da wir mit Hochdruck daran arbeiten, unsere Umwelt grüner und Hongkong zu einer lebenswerteren Stadt zu machen“, erklärte die Regierungschefin der Sonderverwaltungszone, Carrie Lam. Hongkong und China machen seit einigen Jahren ernst beim Thema Recycling. Zuletzt hatte die Regierung etwa den Import von Plastikmüll verboten.

„China hat erkannt, dass die Lösung der Umweltprobleme eine zentrale Herausforderung ist“, sagte Peter Kurth, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Das notwendige Wissen komme dabei vor allem aus Deutschland. Neben Alba ist auch der deutsche Marktführer Remondis im Reich der Mitte aktiv. „China kauft aber auch ganz bewusst Know-how ein“, so Kurth.

Bei Alba sind chinesische Investoren eingestiegen

In den vergangenen Jahren haben sich chinesische Firmen unter anderem an Deutschlands größtem Betreiber von Müllverbrennungsanlagen EEW und dem größten Schrottrecycler Scholz beteiligt. Auch bei Alba, einem der größten Entsorger in Deutschland, sind Chinesen eingestiegen: Der Unternehmerfamilie Deng mit ihrer Firma Techcent gehört seit Frühjahr des vergangenen Jahres 60 Prozent des China-Geschäfts von Alba.

Zuletzt erzielte der Konzernteil einen Jahresumsatz von geschätzt 500 Millionen Euro. Gleichzeitig hält der Investor auch die Mehrheit am renditestarken Konzernteil Services, zu dem die Sortieranlagen von Alba und der Dienstleister Interseroh gehören.

China ist Albas größter Wachstumsmarkt

Für Alba ist China der stärkste Wachstumsmarkt. Die Berliner sind deswegen in vielen Projekten involviert: Erst im Januar hatte Alba die Mehrheit an dem Automobilrecycler Shanghai Bao­steel Iron & Steel Resources übernommen. In der Provinz Guangdong entsteht derzeit eine Fabrik zur Hausmüllverwertung. Für die Stadt Deyang in der Provinz Sichuan arbeitet Alba an einem Konzept für einen Hightech-Recyclingpark.

Das Berliner Unternehmen hat aber auch erkannt, dass die Uhren in China anders ticken. Natürlich öffnet Investor Techcent Türen. Doch auch die Konzernführung in Berlin hat sich zum Geschäft mit der asiatischen Wirtschaftsmacht bekannt: Alba-Chef Axel Schweitzer hat seit einigen Jahren auch einen Wohnsitz in Hongkong.

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